Skript zur Vorlesung an der Hochschule Luzern - Wagner-Joos ...

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Der Begriff �over the counter� suggeriert einen Ladentisch, über den Waren gegen die ent-
sprechende monetäre Gegenleistung abgegeben werden. Es handelt sich um eine Ver-
kaufsart, die hauptsächlich für sogenannten pennystocks Verwendung fand. Pennystocks
wurden eben ausserbörslich �over the counter� gehandelt.
Pennystocks
Pennystocks
Bereits vor Jahrzehnten kamen findige Menschen auf die Idee, die Aktiengesellschaft und
ihre Mechanismen für ihre Betrügereien auszunützen: Sie splitteten das Aktienkapital und
verkauften die ehemals meist teuren Aktien für Beträge unter einem Dollar. Hatte eine Akti-
engesellschaft zuvor beispielsweise 100.000 Aktien, die sie zu 5 Dollar die Aktie verkaufte,
so splittete sie die Aktien im Verhältnis 1 Dollar zu 1 Cent (d.h. 1:100…“’–) und heraus kamen
nun 100.000.000 Aktien zu je einem Cent, �penny�-Aktien genannt. So weit, so gut.
Beginnt man nun, diese Aktiengesellschaft an eine (Pseudo…“’–)-Börse zu bringen und handelt
diese � unterstellt: wertlosen � Aktien mit nur wenig Nachfrage, so geht der Preis sofort
nach oben. So kommen Preise zustande, die dann weit über dem �penny� liegen, in ihrem
inneren Wert aber nichts als �Heisse Luft� enthalten. Besonders anschaulich macht sich
dies bemerkbar, wenn viele Aktienbesitzer verkaufen wollen. Dann stürzt der Preis bereits
bei geringem Angebot ins Bodenlose.
Berüchtigt waren die Gesellschaften, die vorgaben, im Öl- oder Gasexplorationsgeschäft
tätig zu sein (oder sein zu wollen…“’–), was an sich bereits schwer nachprüfbar ist. Die Notie-
rungen erfolgten meist an der NASDAQ in Vancouver, die gegenüber �pennystock-
companies� keine oder nur sehr lasche Kontrollen vorsah. Man kann sich vorstellen, was
nach den ersten �Ölfunden� an dieser Börse los war � und was, nachdem durchsickerte,
dass alles nur heisse Luft war.
Zusammengefasst funktioniert diese �Börsenanlage� wie folgt: Die Initiatoren decken sich
vorher ein und verkaufen, sobald der Kurs anzieht. Die Anleger dagegen bleiben auf den
Verlusten sitzen, wenn sie kaufen, weil der Kurs schnell wieder sinkt.
Schneeballsysteme
Schneeballsysteme
Schneeballsysteme
Schneeballsysteme sind das Basisdelikt des Betruges, also die Erfindung bzw. das Vortäu-
schen einer Kapitalanlage. Schneeballsysteme sind zunächst kaum als solche erkennbar,
geht es hier ja nicht um eine bestimmte Betrugsmasche, sondern um ein besonders perfi-
des Instrument der �Lebensverlängerung� eines Betrugssystems: Die Neuanleger bezahlen
� freilich ohne es zu wissen oder nur zu ahnen � die horrenden Versprechungen an die
bisherigen Anleger. Im Extremfall zahlen sie auch die ersten zurückgeforderten Anleger.
Rechnerisch geht dies meist nur sehr kurze Zeit gut, etwa bis zu dem Zeitpunkt, wo die
eingehenden Neugelder nicht mehr für die Forderungen und Guthaben der Altanleger aus-
reichen.