Skript zur Vorlesung an der Hochschule Luzern - Wagner-Joos ...
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hoben, weil sie glaubten, es ei dort nicht mehr sicher. Wenige Tage d<strong>an</strong>ach st<strong>an</strong>d die B<strong>an</strong>k<br />
tatsächlich vor dem Aus.<br />
Was bleibt, ist <strong>der</strong> Rat von Psychologen, zu erkennen, dass das Scheitern zum Leben dazu<br />
gehört. Wie bei Donald Duck ist es die <strong>an</strong><strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong> (Erfolgs…“’–)-Medaille. Scheitern ist<br />
geradezu vorprogrammiert und wird lei<strong>der</strong> totgeschwiegen. Wer jedoch offen und mutig<br />
seine Misserfolge o<strong>der</strong> Krisen unter das Seziermesser legt, öffnet sich selbst neue Wege.<br />
Bei Misserfolgen kennt m<strong>an</strong> im Wesentlichen zwei Arten <strong>der</strong> Rationalisierung, so die<br />
rechtspsychologische Untersuchung von Ben<strong>der</strong>/Nack/Treuer (�Tatsachenfeststellung vor<br />
Gericht, 3. Auflage 2007…“’–): Die �saure-Trauben-Rationalisierung�, also die nachträgliche<br />
Abwertung eines Zieles, das m<strong>an</strong> nicht erreichen konnte. An<strong>der</strong>erseits die �süsse-Zitronen-<br />
Rationalisierung�, bei <strong>der</strong> m<strong>an</strong> in einer <strong>an</strong> sich unbefriedigenden Situation Vorteile sucht<br />
und diese in den Vor<strong>der</strong>grund stellt. Um das seelische Gleichgewicht wie<strong>der</strong> herzustellen<br />
neigt <strong>der</strong> Mensch gerne dazu, negative Ereignisse in positive � mindestens neutrale � um-<br />
zudeuten. Jammern war gestern � heute heisst es: Schöner scheitern.<br />
Fazit Fazit & & Thesen<br />
Thesen<br />
Nach all diesen Versuchen, das Phänomen Kapital<strong>an</strong>lagebetrug zu erklären, wollen wir die<br />
wichtigsten Punkte noch einmal aufgreifen. Die allererste These, mit <strong>der</strong> m<strong>an</strong> sich beschäf-<br />
tigt, leuchtet jedem ein: Es muss doch möglich sein, einfacher und schneller Geld zu ver-<br />
dienen. Eine Kapital<strong>an</strong>lage tr<strong>an</strong>sportiert die Idee des schnellen Geldes. Je<strong>der</strong> träumt da-<br />
von, ohne Arbeit viel Geld zu verdienen, also liegt es auch nahe, mit dieser Idee <strong>an</strong><strong>der</strong>e zu<br />
betrügen. Ein Merkmal des Betrugs ist, dass <strong>der</strong> Betrüger von vornherein im Vorteil ist.<br />
Während er über alle notwendigen Informationen verfügt - die falschen Tatsachen, die Ab-<br />
sicht und den Zielort des Geldes - kennt <strong>der</strong> Betrogene meist nicht einmal die Art <strong>der</strong> <strong>an</strong>-<br />
geblichen Kapital<strong>an</strong>lage. Jedenfalls spielt das Verhalten aller Beteiligten eine grosse Rolle.<br />
Um dieses interaktive Geschehen zu verstehen, ist es unbedingt notwendig, dass m<strong>an</strong> die<br />
Reaktionen des Täters und des Opfers gemeinsam betrachtet - und nicht nur einem Ein-<br />
zelnen die Schuld zuweist.<br />
Das Verhalten jedes Menschen wird von sehr vielen Faktoren � äusseren (Menschen, Um-<br />
welt…“’–) und inneren (Gefühle, Denken…“’–) � beeinflusst. Der Mensch <strong>an</strong> sich ist also ein sehr<br />
leicht beeinflussbares Wesen, das dazu häufig auf den eigenen Vorteil bedacht ist. In <strong>der</strong><br />
heutigen Gesellschaft ist m<strong>an</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger auf sich selbst gestellt, was nicht nur zu<br />
einem notwendigen Egoismus führt, son<strong>der</strong>n auch zu Orientierungslosigkeit. Eigentlich<br />
sollte m<strong>an</strong> sich als mündiger Bürger um alles selbst kümmern, was natürlich nicht immer<br />
möglich ist. Also verlässt m<strong>an</strong> sich auf Experten und hat eben Pech, wenn diese eigentlich<br />
gar keine sind und nur unser Bestes wollen: Unser Geld..<br />
Wie wir gesehen haben ist die Frage nach <strong>der</strong> Intelligenz beim Kapital<strong>an</strong>lagebetrug relativ<br />
uninteress<strong>an</strong>t. Entscheiden<strong>der</strong> sind die Werte unserer Gesellschaft (Glück, Erfolg, Respekt,