prima! Magazin – Ausgabe Juni 2023
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REPORTAGE<br />
Foto © Nicole Mühl<br />
Diskussionsrunde auf Einladung der WK Oberwart: Bäckerei-Inhaber Günter Ringhofer, Unternehmerin und<br />
Regionalstellenobfrau Tanja Stöckl, Inhaber des Taxi-Unternehmens „Taxi Richi“ Richard Schuh, Tischlerei-<br />
Inhaberin Nicole Fleck, Unternehmensberater Wilfried Drexler und WK Oberwart Regionalstellenleiter<br />
Peter Pratscher<br />
Diskutiert haben:<br />
Günter Ringhofer: Er führt die Traditionsbäckerei<br />
Ringhofer, die seit 1862 besteht und<br />
als Bio-Betrieb zertifiziert ist. Das Unternehmen<br />
hat seine Standorte in Pinkafeld,<br />
Oberwart und Wien. 60 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter sind beschäftigt.<br />
Tanja Stöckl: Tanja Stöckl ist WK Oberwart<br />
Regionalstellenobfrau. Sie ist Inhaberin einer<br />
Tankstelle in Mariasdorf, die auch als Nahversorger,<br />
Poststelle und Kaffeehaus eine<br />
wichtige Infrastruktureinrichtung darstellt. Sie<br />
beschäftigt 5 Mitarbeiterinnen.<br />
Richard Schuh: Er hat sein Taxiunternehmen<br />
„Taxi Richi“ im Jahr 1994 in Hochart gegründet<br />
und beschäftigt 10 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter.<br />
Nicole Fleck: Sie hat den Tischlereibetrieb<br />
in Stuben vor 9 Jahren von ihrem Vater<br />
übernommen. Der Betrieb wurde 1991 gegründet.<br />
Derzeit sind hier 3 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter beschäftigt.<br />
zeugt. Deshalb habe er auch keine Angst<br />
vor der Konkurrenz durch das Land.<br />
Doch was könnte dieses davon abhalten,<br />
die landeseigenen Betriebe demnächst<br />
selbst mit Gebäck zu versorgen und auch<br />
dafür eine eigene Gesellschaft zu<br />
gründen? „Mittlerweile könnte jede<br />
Branche diese Konkurrenz bekommen“,<br />
sagt Stöckl und betont, dass damit<br />
bestehende Strukturen zerstört werden.<br />
„Der Wettbewerb fällt weg, das führt zur<br />
Monopolisierung <strong>–</strong> und das kann keiner<br />
wollen“, zeigt Stöckl auf.<br />
Was also bleibt betroffenen Firmeninhabern<br />
zu tun, wenn die Politik selbst zum<br />
Unternehmer wird und neue, eigene<br />
Bedingungen schafft? „Verkleinern und<br />
abwarten“, sagt Unternehmensberater<br />
Wilfried Drexler. „Leider wird man auch<br />
Mitarbeiter abbauen müssen. Es gilt, die<br />
Zeit zu übertauchen und dann wieder<br />
hochzufahren, wenn sich das System<br />
ändert“, rät Drexler.<br />
Schlagzeilenpopulismus,<br />
und „falsche“ Slogans<br />
Über eine unausgewogene Berichterstattung<br />
ärgert sich Regionalstellenobfrau<br />
Tanja Stöckl in diesem Zusammenhang.<br />
Es gibt kein Medium, das dieses System<br />
neutral hinterfragt. Ein gesunder<br />
Informationsfluss fehle ihrer Meinung<br />
nach völlig. „Das Problem im Burgenland<br />
ist eine Mischung aus Fehlinfos, Schlagzeilenpopulismus<br />
und Desinteresse in<br />
der Bevölkerung auf der einen Seite und<br />
auf der anderen Seite wird permanent<br />
suggeriert, dass der Mindestlohn die<br />
Welt retten könne“, sagt sie. Dem Ganzen<br />
Widerstand entgegenzubringen, erlebe<br />
sie als aussichtslos.<br />
Nicole Fleck hat vor neun Jahren den<br />
Tischlereibetrieb ihres Vaters übernommen.<br />
Das Werben der Politik mit dem<br />
Begriff Regionalität stoße ihr immer<br />
wieder bitter auf. „Das ist nicht identisch<br />
mit den Handlungen“, sagt sie. Alle sagen,<br />
sie unterstützen die burgenländische<br />
Wirtschaft und dabei sind sie selbst<br />
unsere größten Konkurrenten. Die Zeiten<br />
seien ohnehin schwierig aufgrund der<br />
Preise, die weiterhin nach oben wandern.<br />
„Die Nachfrage ist zwar groß, aber es<br />
wird nicht alles in Österreich hergestellt,<br />
was wir brauchen. Und auf der anderen<br />
Seite karren wir Züge ins Ausland und<br />
verkaufen Material, das wir dann von<br />
dort wieder teuer einkaufen müssen“,<br />
gibt sie zu bedenken. Branchenübergreifende<br />
Kaufgemeinschaften wären<br />
Wilfried Drexler: Er ist Unternehmensberater<br />
und Obmann dieser Fachgruppe in der<br />
WK Burgenland. Er führt überdies Energieberatungen<br />
im Auftrag der WK Burgenland<br />
durch.<br />
Peter Pratscher: Er ist WK Oberwart<br />
Regionalstellenleiter und hat gemeinsam<br />
mit Regionalstellenobfrau Tanja Stöckl die<br />
angeführten Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
zur Diskussion eingeladen. „Wir<br />
möchten als WK die Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer wieder vermehrt zur Diskussion<br />
zusammenführen und schauen, wo wir<br />
Themenfelder abdecken und unterstützen<br />
können.“<br />
hilfreich. Das wäre einer ihrer Wünsche<br />
an die Wirtschaftskammer.<br />
Wunschliste<br />
Die Situation der Unternehmer hat sich in<br />
den letzten Jahren grundlegend verändert.<br />
Dabei seien die Voraussetzungen,<br />
die ein Kleinst-Unternehmer mitbringen<br />
muss, ohnehin enorm: Ein betriebswirtschaftliches<br />
Grundverständnis sei nach<br />
wie vor die Basis für eine gute Betriebsführung.<br />
Zudem soll sich der Unternehmer<br />
auch in juristischen Belangen<br />
>> weiter auf Seite 16<br />
JUNI <strong>2023</strong><br />
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