der-Bergische-_Unternehmer_0623
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TITEL INTERVIEW GREEN DEAL: WELCHE ENERGIE BRAUCHT UNSERE HEIMISCHE WIRTSCHAFT?<br />
Aufs Tempo drücken<br />
alleine reicht nicht<br />
Oliver Bergmann ist Obermeister <strong>der</strong> Innung Sanitär- und Heizungstechnik in<br />
Remscheid. Als einer <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong> Firma Richard Bergmann GmbH<br />
führt er das Familienunternehmen in dritter Generation und ist Ansprechpartner<br />
und Servicedienstleister, wenn es ums Heizungs- und Sanitärhandwerk geht.<br />
Im Interview mit unserer Redaktion wirft er einen Blick aus <strong>der</strong> Praxis auf die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen, die die Wärmewende an die Wirtschaft stellt. Dabei zeigt sich:<br />
Es ist alles gerade nicht so einfach, wie man es sich wünschen würde.<br />
Herr Bergmann, an<strong>der</strong>s als in den meisten Privathaushalten<br />
geht es bei <strong>der</strong> Wärmewende in<br />
Unternehmen um größere und große Einheiten.<br />
Ist da die Wärmepumpe geeignet, um<br />
zum Beispiel eine große Werkshalle zu beheizen<br />
o<strong>der</strong> müssen hier an<strong>der</strong>e Lösungen greifen?<br />
Es gibt heute schon Hersteller, die Wärmepumpen<br />
mit einer Leistung bis 1.000 Kilowatt fertigen.<br />
Damit bekommt man auch große Gebäude geheizt.<br />
Generell ist <strong>der</strong> Betrieb einer Wärmepumpe<br />
auch für große Einheiten möglich, allerdings nur<br />
unter <strong>der</strong> Voraussetzung, dass die Werkshalle<br />
o<strong>der</strong> weitere große Gebäude mit einer Flächenheizung<br />
ausgerüstet sind. Wie da unschwer zu erkennen<br />
ist, ist das aktuell – wenn überhaupt – nur im<br />
Neubau <strong>der</strong> Fall bzw. Objekte neueren Datums<br />
lassen eine Umrüstung gegebenenfalls zu. Da <strong>der</strong><br />
Gebäudebestand bei den Firmen in Deutschland<br />
generell und damit auch in unserer Region älteren<br />
Datums ist, erscheint die Wärmepumpe mit ihrem<br />
hohen Stromverbrauch energetisch nicht sinnvoll.<br />
Das gleiche gilt übrigens auch fürs Private, denken<br />
Sie nur an die vielen bergischen Fachwerkhäuser.<br />
Da ist eine Wärmepumpe alleine auch<br />
keine Option.<br />
Was bleiben dann für Alternativen?<br />
Zunächst nur die, konventionell weiter zu heizen<br />
und dabei aufs Energiesparen zu setzen. O<strong>der</strong><br />
aber Betriebe treffen die Entscheidung, Bestandsgebäude<br />
zu erneuern und dann mit mo<strong>der</strong>ner<br />
Wärmetechnik auszurüsten. Das ist eine wirtschaftliche<br />
Entscheidung, die jedes Unternehmen<br />
für sich selbst treffen muss.<br />
Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist nicht<br />
zuletzt vor dem Hintergrund <strong>der</strong> steigenden<br />
Kosten für fossile Energien zwingend notwendig.<br />
Nehmen sich die Unternehmen aus Ihrer<br />
Sicht des Problems ausreichend an o<strong>der</strong><br />
braucht es dabei mehr Tempo?<br />
Genug Tempo zu machen nutzt ja aktuell gar<br />
nichts. Erstmal muss die Politik auf die Bremse<br />
treten. Einfach aus dem Grund, dass es an allem<br />
fehlt. Wir bekommen kein Material, auch nicht<br />
genügend Heizgeräte – we<strong>der</strong> auf konventioneller<br />
Basis noch bei den Wärmepumpen. Der Markt<br />
gibt gerade einfach gar nichts her. Selbst wenn<br />
die Hersteller Produktionskapazitäten auf- und<br />
ausbauen, bekommen sie gar nicht alle Komponenten<br />
zur Produktion von Wärmepumpen.<br />
Und dem Handwerk fehlt es an Personal?<br />
Ja, das auch, aber das ist nicht die Hauptursache.<br />
An den Dienstleistern liegt es nicht, wenn es zu<br />
Verzögerungen kommt. Wie gesagt: Wenn uns die<br />
Heizungen fehlen, können wir sie nicht einbauen.<br />
Insofern glaube ich, dass <strong>der</strong> Zeitplan <strong>der</strong> Regierung<br />
zu ambitioniert ist. Die Auftragsbücher sind<br />
24 www.bvg-menzel.de