der-Bergische-_Unternehmer_0623

TITEL GREEN DEAL: WELCHE ENERGIE BRAUCHT UNSERE HEIMISCHE WIRTSCHAFT?
Bürokratie muss dringend
abgebaut werden
Ein einzelnes Windrad - wie
hier bei Hückeswagem - kann
in Sachen Energiewende nicht
viel ausrichten. Aufgrund ihrer
dichten Besiedelung
scheint die bergische Region
bislang für größere Windparks
weniger geignet.
einen Blick erkennen, wie gut ein Elektrogerät reparierbar
ist und, ob es genug und bezahlbare Ersatzteile
gibt. Schweden hat die Mehrwertsteuer
auf Reparaturdienstleistungen von 19 auf sieben
Prozent gesenkt. Sollte die Initiative für eine EU-
Ökodesignrichtlinie für ein schadstofffreies,
langlebiges und reparierbares Produktdesign umgesetzt
und zum verpflichtenden Standard werden,
müssten sich die Unternehmen darauf einstellen.
Wer sich frühzeitig darum kümmert,
kann diese Entwicklung für sich nutzen und sein
Produktmarketing darauf ausrichten.
Den Anschluss nicht verlieren
In Bezug auf das in Rede stehende neue Gebäudeenergiegesetz
fordert VBU-Geschäftsführer Michael
Schwunk, dass die rechtlichen Grundlagen
dafür klar definiert und langfristig und verlässlich
vereinbart werden. Niemand investiere, wenn er
darüber im Unklaren gelassen werde, gibt er zu
bedenken. „Ohne einen wirksamen Industriestrompreis
verlieren die Unternehmen im bergischen
Land den Anschluss an ihre Wettbewerber
in Europa, in den USA und in China. Für die Unternehmen
hier in der Region sind konkurrenzfähige
Energiepreise existenziell.
Es muss sichergestellt werden, dass der energieintensive
industrielle Mittelstand zwingend integraler
Bestandteil wird. Gleichzeitig muss schnellstmöglich
das Strom-Angebot erhöht werden, damit
der Preisdruck nachlässt“, so seine Forderung.
Neben allen Überlegungen zu technischen Lösungen
für die ökologische Transformationen und ihren
Herausforderungen durch enorme Investitionen
sind weiterhin erhebliche rechtliche
Anforderungen zu beachten. So ist die Bürokratie
zweifelsohne ein Hemmschuh, der Verfahren in
die Länge zieht. Dazu Michael Schwunk: „ Wir
fordern die Politik auf, nun einfache, pragmatische
und unbürokratische Lösungen zu finden
und mehr Tempo bei der Umsetzung zu machen.“
Die Regulierungswut der Gesetzgeber und Verwaltungen
stünden der wirtschaftlichen Entwicklung
im Bergischen Land fundamental entgegen.
„Wir mahnen auch mehr Geschwindigkeit bei Planungs-
und Genehmigungsverfahren an, damit
Unternehmen mehr Vertrauen für die enormen Investitionen
in die klimaneutrale Produktion gewinnen.
Es hilft nichts, wenn Genehmigungen für
Windkraftanlagen priorisiert, die Rohstoffe für
deren Fundamente aber mit zusätzlichen Hürden
belegt werden. Alles hängt mit allem zusammen.“
Bekenntnis zur industriellen
Fertigung
Hier sieht der Verbandsvertreter die Politik generell,
aber auch die Kommunen in der Pflicht: „Wir
brauchen zuallererst eine allgemeine politische
Bewertung und Akzeptanz, dass die Industrielle
Fertigung in unserem Land erhalten werden soll.
Diese gemeinsame politische Grundhaltung sehen
wir derzeit bei vielen politischen Akteuren nicht,
anders lassen sich die vielen Fehlentscheidungen
nicht erklären.“ Insbesondere brauche es schnell
eine kommunale Wärmeplanung. Der VBU stehe
seinen Mitgliedern hinsichtlich der Energiewende
beratend zur Seite.
„Wir informieren unsere Mitglieder zeitnah über
alle Entwicklungen und führen Informationsveranstaltungen
durch. Zugleich machen wir nicht
nur bei den Bürgermeistern im Bergischen Land
Druck, sondern stellen unsere Forderungen auch
über unsere Verbände in Düsseldorf und Berlin
der Politik vor.“ Nur durch ein gemeinsames Auftreten
der Unternehmer lasse sich das Schlimmste
verhindern.
28 www.bvg-menzel.de