ELMA, Juni Juli 2023

weit weg vom Meer. Was haben
die Müllsammelaktionen, die sie
regelmäßig in der Noris veranstalten,
mit den Ozeanen zu tun? Mit
diesem Scheinargument werden
die „beach cleaner“ häufig konfrontiert.
Dabei ist es längst eine
bekannte Tatsache, dass ein Großteil
des Plastikmülls in den Meeren
über das Binnenland dorthin
gelangt. Die Plastiktüte auf Ibiza
könnte also durchaus über einen
Fluss in Franken im Mittelmeer
gelandet sein. Ganz zu schweigen
davon, dass der Müll auch hierzulande
für Verschmutzung und Umweltprobleme
sorgt. Mit jenem Urlaub
hat Peer einen anderen Blick
auf die Thematik bekommen. „Mir
ist aufgefallen, dass die Leute hier
genauso ihren Müll oder ihre Kippen
einfach auf den Boden schmeißen
– sogar, wenn ein Mülleimer
direkt in der Nähe ist.“ Also hilft
er regelmäßig mit, wenn die „beach
cleaner“ sich treffen, um den Unrat
von anderen aufzuklauben. Er ist
sich dafür nicht zu schade, wie so
viele andere. „Viele finden es schon
gut, was wir machen. Aber ihren eigenen
Arsch kriegen sie dann doch
nicht hoch. Ihr Gedanke ist oft ‚ist
ja nicht mein Müll‘, oder ‚ich zahl
doch Steuern für die Müllabfuhr‘ –
sie haben immer irgendein Scheißargument!“
Es ist eines der wenigen
Male, dass Peers Stimme kurz lauter
wird. Man merkt ihm an, wie
sehr ihm diese Mir-doch-egal-Attitüde
stinkt. Trotzdem: Er versucht
stets, die Ansichten der anderen zu
verstehen, will nicht missionieren.
„Ich bin überhaupt nicht so einer,
der sagt, ihr MÜSST eure Lebensart
ändern. Damit macht man sich
nur noch unbeliebter. Ich versuche
nicht so straight zu sein wie andere
Aktivisten. Lieber rede ich gelassener
mit Leuten und versuche zu zeigen,
wie man es machen könnte.“
Ein mühseliges Unterfangen, setzt
es doch bei anderen die Bereitschaft,
etwas zu ändern, oder zumindest
Neugier voraus. Der junge
Umweltschützer nickt. „Oft rechtfertigt
man sich auch eher, als zu erklären.“
Diese frustrierende Erfahrung
habe er schon häufig gemacht
– auch mit seinen Freunden. Mit ihnen
spricht er deswegen nicht mehr
so gern über sein Engagement, weil
es eigentlich unangenehm für die
anderen sein kann, wie er sagt.
Dennoch: Von seinem Optimismus
und Aktivismus abbringen lässt
sich Peer davon keinesfalls. Dazu
ist seine Überzeugung zu stark.
Jedes Stück Plastik sei es wert,
vermieden oder vom Boden aufgehoben
zu werden. „Selbst ein kleines
bisschen weniger kann einem
Vogel helfen, dass er sich nicht in
einer Tüte verfängt und erstickt.“
Peer ist fest entschlossen, sein Leben
lang, so gut es geht, plastikfrei
zu leben. Auch ehrenamtlicher Erden-Einsatz
kommt in seinen Zukunftsplänen
vor. Ob er beruflich
beim Thema Umweltschutz aktiv
sein wird, weiß der Realschüler
noch nicht. Vielleicht wird’s was
Kreatives, Film- und Videoschnitt
interessieren ihn. Auf seinem Instagram-Kanal
@plastikgegner und
unter @beachcleaner.de kann man
ein paar Kostproben davon sehen,
etwa von einem Clean-up, das die
Initiative auf Einladung eines Hotels
vor kurzem in Marokko organisiert
hat. Hoffentlich kann er irgendwann
einmal Strände filmen,
die nicht von Plastik geflutet sind!
Das nächste Clean-up der
„beach cleaner“ findet am
16. September 2023 am
Wöhrder See in Nürnberg
statt – übrigens der World
Clean-up Day. Das wäre
doch ein Anreiz, eine eigene
Aufräumaktion zu starten!
Tipps dazu, Infos zur
weltweiten Müll- und Meeresverschmutzungsproblematik
und Ideen für plastikfreies
Leben unter
beachcleaner.de
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90403 Nürnberg
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