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Die Elektroindustrie in Ostdeutschland - Otto Brenner Shop

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Kapitel 5<br />

Ingenieursausbildung<br />

In der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> steigt der Anteil des <strong>in</strong>genieurtechnischen Personals an der Gesamtbeschäftigung stetig. Im<br />

Jahr 2005 waren knapp 35 % aller neu e<strong>in</strong>gestellten Mitarbeiter Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler.<br />

Zwei Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 25 %, 1999 bei nur 21 % (Quelle: ZVEI). Damit steigt der Anteil der Ingenieure<br />

an der Gesamtbeschäftigung <strong>in</strong> der Elektrobranche auf über 20 %. Unter den Ingenieuren, die <strong>in</strong> der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong><br />

tätig s<strong>in</strong>d, stellen die Elektrotechniker mit rund 55 % die Mehrheit. Der Anteil der Masch<strong>in</strong>enbauer liegt<br />

bei ca. 13 %, der der Informatiker bei rund 9 % (Quelle: ZVEI).<br />

Nach der aktuellen Umfrage des ZVEI aus dem Jahre 2007 haben drei Viertel der Unternehmen <strong>in</strong> den kommenden<br />

beiden Jahren e<strong>in</strong>en steigenden E<strong>in</strong>stellungsbedarf für Elektro<strong>in</strong>genieure. Vielfach wird der steigende Fachkräftebedarf<br />

mit Fachkräftemangel gleichgesetzt. So diagnostiziert e<strong>in</strong>e Studie des VDI (2007) e<strong>in</strong>en Fachkräftemangel<br />

von monatlich 25.000 Ingenieuren <strong>in</strong> Deutschland. Der ZVEI weist darauf h<strong>in</strong>, dass z. B. <strong>in</strong> Bezug auf die Automatisierungs<strong>in</strong>dustrie<br />

der „Mangel an qualifiziertem Nachwuchs“ zur Wachstumsbremse werden kann.<br />

Demgegenüber geht das IAB nicht von e<strong>in</strong>em generellen Fachkräftemangel aus. Angesichts der offenen Stellen und<br />

der nach wie vor hohen Zahl von arbeitslosen Fachkräften und Ingenieuren bestehe das Problem viel mehr dar<strong>in</strong>,<br />

dass Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage räumlich, zeitlich und <strong>in</strong> Bezug auf die nachgefragten Qualifikationen<br />

nicht übere<strong>in</strong>stimmten („Match<strong>in</strong>g-Problem“). <strong>Die</strong>s kann jedoch dazu führen, dass bereits heute für bestimmte<br />

Branchen der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> bestimmten Regionen der Fachkräftebedarf zu e<strong>in</strong>em ernst zu nehmenden Mangel<br />

geworden ist. <strong>Die</strong>sen Mangel zu identifizieren, ihn genauer quantitativ und qualitativ zu beschreiben und Wege zur<br />

regionalen bzw. branchenbezogenen Behebung des Mangels vorzuschlagen, wäre Aufgabe e<strong>in</strong>es „Fachkräfte-<br />

Monitor<strong>in</strong>g“, das <strong>in</strong> zahlreichen E<strong>in</strong>zelstudien zur Fachkräfteproblematik bereits e<strong>in</strong>gefordert wurde. Aber im<br />

Unterschied zur Intensität der öffentlich geführten Klage über den Fachkräftemangel ist die Anzahl belastbarer<br />

regionaler und branchenorientierter Studien zum künftigen Fachkräftebedarf (auf die e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g aufsetzen<br />

könnte) eher ger<strong>in</strong>g.<br />

Vieles spricht dafür, dass sich der Fachkräftebedarf der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Teilbranchen sich zu e<strong>in</strong>em<br />

strukturellen Fachkräftemangel entwickeln wird. <strong>Die</strong> Zahl der Schulabsolventen, die e<strong>in</strong>e berufliche Ausbildung antreten<br />

können, s<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> aufgrund des Nachwende-Geburtenknicks erstmalig signifikant. Zudem<br />

s<strong>in</strong>kt die Zahl der Studienanfänger. Bis 2009/2010 wird die Anzahl der Absolventen aufgrund der vielen Studienanfänger<br />

zu Beg<strong>in</strong>n des neuen Jahrtausends zwar noch ansteigen, danach jedoch werden sich die derzeit rückläufigen<br />

Anfängerzahlen auf die Absolventenzahlen auswirken. Zudem wirkt der Wanderungstrend von Ost nach<br />

West weiter.<br />

Aus dieser Konstellation – steigender Facharbeiter- und Ingenieuranteil der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> verbunden mit konjunkturell<br />

bed<strong>in</strong>gtem und erhöhtem E<strong>in</strong>stellungsbedarf gegenüber unzureichenden Absolventenzahlen und <strong>in</strong> der<br />

Perspektive verknapptem Fachkräfteangebot – wird e<strong>in</strong>e für die Industrie ernstzunehmende Problemlage erkennbar:<br />

der strukturell bed<strong>in</strong>gte Fachkräftemangel.<br />

<strong>Die</strong> heutigen Fachkräfte-Engpässe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Teilbranchen der <strong>Elektro<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Regionen s<strong>in</strong>d<br />

jedoch nicht strukturell bed<strong>in</strong>gt, sondern Ergebnis von Unzulänglichkeiten <strong>in</strong> der Aus- und Weiterbildungspolitik<br />

der letzten Jahre. So weist e<strong>in</strong>e jüngst erschienene Studie des HochschulInformationssystems darauf h<strong>in</strong>, dass das<br />

Ziel der E<strong>in</strong>führung der Bachelor-Studiengänge, die Zahl der Studienabbrecher zu verr<strong>in</strong>gern, bisher nicht erreicht<br />

werden konnte, sondern e<strong>in</strong> gegenteiliger Effekt zu beobachten ist. Heute bricht an den Universitäten jeder vierte<br />

und an den Fachhochschulen jeder dritte Bachelor-Student se<strong>in</strong> Studium ab. <strong>Die</strong> Gründe dafür s<strong>in</strong>d vielfältig. So<br />

wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Art der Umstellung auf die Bachelor-Studiengänge <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den <strong>in</strong>genieurwissenschaftlichen<br />

Fächern wie z. B. der Elektrotechnik, <strong>in</strong> der die Zahl der Studienabbrecher besonders hoch ist,<br />

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