SOLiNZ_August 2023
Zeitung der Solidarwerkstatt-Kommunalgruppe Linz
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Soziales<br />
„Die Antwort lautet oft ‚Nein‘“<br />
Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Zahl der Sozialhilfe-Bezieher in Linz halbiert.<br />
Die BezieherInnen von Sozialhilfe im<br />
Bezirk Linz Stadt sinken und sinken.<br />
Von rd. 6.400 im Jahr 2018 auf unter 3.400<br />
im Jahr 2022. Ein Rückgang von fast 50%.<br />
Jüngste Zahlen zeigen, dass sich dieser<br />
Trend auch <strong>2023</strong> ungebremst fortgesetzt<br />
hat. Die Zahl der Sozialhilfe beziehenden<br />
Haushalte sank im 1. Quartal <strong>2023</strong> nochmals<br />
um 20% gegenüber dem entsprechenden<br />
Quartal des Vorjahrs.<br />
Ein wesentlicher Grund dafür ist die restriktive<br />
Sozialhilfe-Gesetzgebung durch die<br />
schwarz-blaue Landesregierung (sh. Video<br />
Vortrag Iris Woltran). Nachdenklich muss<br />
stimmen: Die Zahl der Sozialhilfe-BezieherInnen<br />
im „roten“ Linz ist nicht nur über dem<br />
Landesdurchschnitt, sondern sogar noch<br />
stärker als im „blauen“ Wels nach unten gerasselt.<br />
SP-Sozialstadträtin Hörzing verweist<br />
auf die gute Arbeitsmarktentwicklung in Linz<br />
seit dem Ende-Corona-Pandemie. Tatsächlich<br />
ist die Zahl der Arbeitslosen in Linz seither<br />
deutlich zurückgegangen, aber die Zahl<br />
der SH-BezieherInnen ist auch im Jahr 2020<br />
gesunken, als es Linz ein Rekordhoch an Arbeitslosen<br />
gab.<br />
Immer restriktivere Vorgehensweise<br />
Insgesamt ist fraglich, ob die Zahl der von<br />
Armut Betroffenen tatsächlich gesunken<br />
ist. Die hohe Inflation trifft die Ärmsten am<br />
härtesten. Österreichweit ist die Zahl der Armutsgefährdeten<br />
zwischen 2019 und 2022<br />
kontinuierlich angestiegen – von 13,3%<br />
auf 14,8% der Bevölkerung. Ob das auch<br />
auf Linz zutrifft, ist schwierig zu sagen. Jedenfalls<br />
gibt es vermehrt Stimmen, die den<br />
rasanten Rückgang der SH-BezieherInnen in<br />
Linz-Stadt auch mit der Politik in Linz selbst<br />
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in Verbindung bringen. Von besonders restriktiver<br />
Handhabung des Sozialhilfe-Gesetzes<br />
ist zu hören, seit es hier eine externe<br />
Neubesetzung an der Spitze gegeben hat.<br />
Im Frühjahr wurde z.B. bekannt, dass einem<br />
Linzer die Sozialhilfe gestrichen wurde,<br />
weil er im Zuge einer vorweihnachtlichen<br />
Hilfsaktion eine 1.000 Euro-Spende erhielt,<br />
um sich ein Bett, einen Kühlschrank, einen<br />
Herd und, wenn möglich, auch noch eine<br />
Waschmaschine zu kaufen. „Wer eine derartig<br />
hohe Spende erhält, benötigt keine<br />
Sozialhilfe mehr“, so die kaltschnäutzige<br />
Begründung des Magistrats - und setzte<br />
ihm die Sozialhilfe im Folgemonat auf Null.<br />
Birgit Lechner, Rechtsberaterin bei VertretungsNetz<br />
OÖ kritisiert diese immer restriktivere<br />
Vorgehensweise: „Egal, ob es um<br />
eine dringende Zahnbehandlung, eine kaputte<br />
Waschmaschine oder um einen Umzug<br />
geht, die Antwort lautet oft ‚Nein‘“ (zit.<br />
nach Heute, 29.4.<strong>2023</strong>).<br />
>>VIDEO: „Quäle deinen Nächsten“ -<br />
Vortrag von Iris Woltran, AK-Sozialexpertin,<br />
zum Thema Sozialhilfe in OÖ<br />
https://www.dorftv.at/video/42563<br />
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