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Petitionsbericht 2022

Der Petitionsbericht gibt einen Überblick über die Arbeit des Petitionsausschusses im Sächsischen Landtag im Jahr 2022. Neben den aktuellen Zahlen finden Sie darin Informationen zum Petitionsrecht sowie zu den Mitgliedern des Petitionsausschusses. Das Petitionsrecht gewährt "jedermann" die Möglichkeit, sich mit Bitten und Beschwerden z. B. an die Volksvertretung zu wenden

Der Petitionsbericht gibt einen Überblick über die Arbeit des Petitionsausschusses im Sächsischen Landtag im Jahr 2022. Neben den aktuellen Zahlen finden Sie darin Informationen zum Petitionsrecht sowie zu den Mitgliedern des Petitionsausschusses. Das Petitionsrecht gewährt "jedermann" die Möglichkeit, sich mit Bitten und Beschwerden z. B. an die Volksvertretung zu wenden

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52<br />

Petitionen im Jahr <strong>2022</strong><br />

4.3.2 Beispielberichte aus dem Bereich<br />

Umwelt und Klima<br />

ABWASSERWÄRME – NUTZUNG<br />

Mit seiner Petition fordert der Petent zur Reduzierung<br />

der sächsischen Energieimporte sowie zur Reduzierung der<br />

fiskal ischen Belastung der Bevölkerung den massiven Ausbau<br />

der Abwasserwärmenutzung in den Abwasser kanälen<br />

(ab DN 800 aufwärts) sowie den Abwasserklär anlagen sächsischer<br />

Städte und Gemeinden mittels Wärmepumpen.<br />

1. Einschätzung zu der theoretischen Nutzbarkeit aus<br />

energietechnischer Sicht<br />

Durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

als wissenschaftliche Fachbehörde des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft<br />

wurde die Petition fachlich geprüft und folgende<br />

Bewertung der theoretisch möglichen energietechnischen<br />

Nutzbarkeit gegeben:<br />

Abwasserwärme kann als thermische Energie genutzt werden,<br />

indem das Abwasser durch Wärmeentnahme leicht abgekühlt<br />

wird. Dieses Potenzial wird bislang aus Gründen der<br />

Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Analyse) und möglicher<br />

Probleme (Betriebsstörungen) wenig genutzt. Mit Blick auf<br />

die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und insbesondere<br />

die zunehmenden Kosten für Energie (Strom, Gas) ist die<br />

Nutzung dieses Potenzials neu zu bewerten.<br />

Bei der Betrachtung bzw. Nutzung des theore tischen energietechnischen<br />

Potenzials sind umfangreiche Betrachtungen<br />

des Gesamtsystems erforderlich, die unter anderem Folgendes<br />

berücksichtigen müssen:<br />

я Schwankungen des zur Verfügung stehenden Potenzials:<br />

Abwasser ist besonders im Sommer warm, im Winter,<br />

wenn die Wärme vorrangig benötigt wird, erfolgt jedoch<br />

bereits innerhalb der Kanalisation eine Abkühlung.<br />

я Abwasserleitungen (im Zulauf zur Kläranlage) liegen oft<br />

sehr tief unter Gelände und werden im Freigefälle betrieben<br />

– eventuell zu errichtende Wärmetauscher müssten<br />

sinnvollerweise ebenfalls unterirdisch angeordnet<br />

werden und sollten den Freigefälleabfluss nicht stören.<br />

Zusätzlich erforderliche Pumpwerke würden die Energiebilanz<br />

nachteilig beeinflussen.<br />

я Große Wärmetauscheranlagen tief unter Gelände haben<br />

einen großen Flächenbedarf und einen hohen Investitionsaufwand.<br />

Bei einer anstehenden Kanalsanierung oder<br />

einem Neubau können und sollten zukünftig Synergien für<br />

die Nutzung einer Abwasserwärmenutzung geprüft<br />

werden.<br />

я Abwasser fällt zwar kontinuierlich an, aber die Menge<br />

schwankt im Tagesverlauf stark, in Mischwassernetzen noch<br />

zusätzlich durch Regenereignisse. Die Wärme steht also<br />

nicht gleichmäßig zur Verfügung, was für die Auslegung<br />

eines Wärmetauschers zu berücksichtigen wäre.<br />

я Rohabwasser ist aufgrund seiner Inhaltsstoffe (unter<br />

anderem Feststoffe, Schwebstoffe, schwefelhaltige Stoffe,<br />

Gase, Salze) ein aggressives und problemhaltiges Medium.<br />

Infolgedessen ist der Betrieb eines Wärmetauschers<br />

im Rohabwasser technisch möglich, aber schwierig. So<br />

müssen Ablagerungen, z. B. durch Spülungen, vermieden<br />

werden. Für die Herstellung sind teure abwasser resistente,<br />

wärmeleitende Materialien (z. B. Edelstahl) erforderlich.<br />

Neben der reinen Kostenbetrachtung ist also auch abzuwägen,<br />

wo und wie bestimmte Ressourcen am sinnvollsten eingesetzt<br />

werden können.<br />

Bei der Wärmeentnahme aus Abwasser (im Zulauf zur Kläranlage)<br />

muss das Gesamtsystem einschließlich der Kläranlage<br />

mitbetrachtet werden, da der Betrieb der Kläranlage auch<br />

temperaturabhängig ist und besonders im Winter sehr kaltes<br />

Abwasser zu Betriebsproblemen führen kann. Inwiefern<br />

eine Wärmeentnahme aus dem Abwasser den Betrieb der<br />

Kläranlage beeinflusst, muss geprüft werden.<br />

Abwasser im Ablauf der Kläranlage wäre für Wärmetauscher<br />

leichter zu handhaben, hat aber dann durch die Aufenthaltszeit<br />

innerhalb der Kläranlage einen Teil seines Wärmepotenzials<br />

bereits verloren.<br />

2. Beurteilung der theoretischen Nutzbarkeit aus<br />

energietechnischer Sicht<br />

Die Distanz zwischen Wärmetauscher (am Anfallsort Abwasser)<br />

und dem Abnehmer der Wärme muss möglichst gering sein,<br />

um Verluste zu minimieren. Daher bieten sich solche Systeme<br />

eher »kleinteilig« und für direkt nahe der Wärmeentnahmestelle<br />

befindliche Wärmeabnehmer an. Sinnvoll einsetzbar<br />

dürfte diese Lösung auch nur bei entsprechend großen<br />

Anwendungen (siehe auch die der Petition beigefügten Beispiele<br />

von Pilotanlagen in Wohnsiedlungen) sein.<br />

3. Weitere zu berücksichtigende Aspekte<br />

Eine Einschätzung der technisch und wirtschaftlich möglichen<br />

und sinnvollen Umsetzbarkeit des Vorhabens zur Abwärmegewinnung<br />

aus Abwasser kann an dieser Stelle nicht gegeben<br />

werden. Dazu bedarf es einer konkreten ingenieurtechnischen<br />

Einzelfallprüfung unter Berücksichtigung individueller<br />

Parameter.<br />

Soweit Wärmetauscher in Anlagen der Abwasser beseitigung<br />

nach § 55 SächsWG, wie z. B. Anschlusskanäle oder Abwasserkanäle,<br />

eingebracht werden, was hier offenkundig<br />

beabsichtigt ist, so ist zu prüfen, ob diese Einbauten die<br />

Funktionsfähigkeit und den Betrieb der Abwasseranlage beeinträchtigen,<br />

insoweit ist deren Einbau wasserrechtlich<br />

zu begleiten. Ob sich dabei das Erfordernis zur Ergänzung<br />

der wasserrechtlichen Genehmigung der Abwasseranlage<br />

ergibt, kann nur im Einzelfall beurteilt werden.

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