Fine ARTS vom 5. - Der Kessener
Fine ARTS vom 5. - Der Kessener
Fine ARTS vom 5. - Der Kessener
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WÜRZBURG<br />
Kleinod in der<br />
Gressengasse<br />
Rainer Adam schreibt eine Chronik<br />
über „600 Jahre Weinhaus Stachel“<br />
Es ist ein Restaurant der Sonderklasse.<br />
Und „uralt“. 600 Jahre wird der „Stachel“<br />
im kommenden Jahr zählen. Womit<br />
er das älteste Weinhaus Würzburgs<br />
ist. „Es gibt eine Urkunde <strong>vom</strong> 7. April<br />
1413“, erzählt Rainer Adam. Ein gewisser<br />
Hanns Rehlein, besagt diese, kaufte<br />
damals das Grundstück, auf dem der<br />
„Stachel“ heute steht, für 200 rheinische<br />
Gulden. Dort errichtete er eine Schenke,<br />
weiß Chronist Rainer Adam, der sich in<br />
den vergangenen zwei Jahren intensiv<br />
mit dem Wirtshaus beschäftigt hat.<br />
Im kommenden Jahr feiert der „Stachel“<br />
600-jähriges Jubiläum. Foto: Pat Christ<br />
Keine Straßenbahn fährt am „Stachel“<br />
entlang, versteckt liegt die<br />
Weinstube in der Gressengasse. Ein<br />
bisschen muss man sich also nach<br />
diesem Kleinod schon auf die Suche<br />
begeben. Andererseits: Das Traditionsweinhaus<br />
darf in keinem Reiseführer<br />
fehlen. Trotz seiner etwas<br />
versteckten Lage finden es darum<br />
viele Touristen. Und ergötzen sich<br />
an dem schönen Innenhof und den<br />
bemerkenswerten Glasbildern. In<br />
seiner Chronik hat Rainer Adam all<br />
die wunderbaren Scheiben dargestellt.<br />
Eine ist noch nicht in natura<br />
zu sehen: „<strong>Der</strong> Stachelwirt a. D.<br />
1525“ von Heinz Schiestl. Dieses<br />
Bild wurde im Zweiten Weltkrieg<br />
zerstört, soll nun aber für das Jubiläumsjahr<br />
wieder hergestellt werden.<br />
Als die Würzburger Bauern im Bauernkrieg<br />
so richtig Trouble bekamen,<br />
hat das wahrscheinlich auch<br />
den „Stachel“ in Mitleidenschaft<br />
gezogen. Denn dort war ihr Treffpunkt.<br />
Tausende Bauern und damit<br />
etliche Stammkunden des „Stachel“<br />
wurden bei der entscheidenden Schlacht im Juni 1525<br />
innerhalb weniger Stunden ermordet. <strong>Der</strong> Name „Stachel“<br />
rührt übrigens angeblich aus der Bauernkriegszeit<br />
her. Ein herausgehängter Stachel, auch „Morgenstern“<br />
genannt, soll deutlich gemacht haben, dass es sich hier<br />
... über‘s Leben mit Höhen<br />
und Tiefen, Träumen,<br />
Fürchten und Freisein,<br />
über Grenzen...<br />
... über Gott und die Welt.<br />
Zwei Jahre lang suchte Rainer Adam Material für<br />
seine „Stachel“-Chronik. Foto: Pat Christ<br />
Diese Glasscheibe soll zum Jubiläum<br />
wiederhergestellt werden. Foto: Pat Christ<br />
Wer für sich eine Gesprächspartnerin oder einen<br />
Gesprächspartner sucht, kann zu uns kommen und<br />
sofort oder zu einem vereinbarten Zeitpunkt mit einem<br />
Seelsorger bzw. einer Seelsorgerin reden.<br />
Wir bieten: Gespräche für Einzelpersonen, Paare<br />
und Gruppen • Anonyme Beratung zu allen<br />
Lebensthemen • Weiterverweis an andere Beratungseinrichtungen<br />
• Keine finanzielle Hilfe.<br />
Zu uns darf jeder kommen, unabhängig von Alter<br />
und Geschlecht, Nationalität und Weltanschauung<br />
Als GesprächspartnerInnen begegnen Ihnen<br />
bei uns: Priester • Diplom-SozialpädagogInnen<br />
• Ordensleute • LehrerInnen • Pastoralreferenten<br />
Wir haben einen rollstuhlgerechten Zugang<br />
und unsere Gespräche sind kostenfrei.<br />
Dominikanerplatz • 97070 Würzburg<br />
Tel. 0931/5 58 00 • Fax: 0931/30 97 200<br />
Träger: Augustinerkloster • Diözese Würzburg<br />
Kath. Dekanat Würzburg-Stadt<br />
www.augustiner.de<br />
gespraechsladen@augustiner.de<br />
Geöffnet: Mo-Fr: 10-13 Uhr • 14-17 Uhr<br />
(außer Mittwoch Nachmittag)<br />
um das Würzburger Hauptquartier<br />
der Aufrührer des Bauernkriegs handelte.<br />
<strong>Der</strong> Name wurde beibehalten<br />
- obwohl er wenig mit einem herzlichen<br />
„Willkommen!“ zu tun hat.<br />
Nicht zu verachten ist der Innenhof<br />
des „Stachels“ - in der warmen<br />
Jahrszeit ein Magnet für Einheimische<br />
und Fremde. „Vor etwa 100<br />
Jahren ließ Kaspar Burger den Hof<br />
umbauen“, fand Rainer Adam heraus.<br />
Er wollte den oberen Bereich<br />
erschließen. Seitdem gibt es eine<br />
Empore. Wunderschön ist aber auch<br />
der Keller, wo Rainer Adam, Würzburgs<br />
bekanntester DJ für die Musik<br />
der 1950er, 1960er und 1970er Jahre,<br />
schon mehrmals Platten aufgelegt<br />
hat. All dieses Traditionsreiche<br />
des „Stachel“ wird ständig durch<br />
neue Ideen angereichert. So arbeitet<br />
Wirt Richard Huth seit wenigen<br />
Jahren mit der „Lachswerkstatt“<br />
von Christine und Klemens Rosenwald<br />
aus Main-Spessart zusammen.<br />
Es ist kein voluminöses Werk, das<br />
Rainer Adam am 30. November der<br />
Öffentlichkeit präsentieren wird.<br />
Um die 100 Seiten hat sein intensiv<br />
recherchiertes, in einer Auflage<br />
von 600 Stück erscheinendes Buch.<br />
„Es handelt sich um eine illustrierte<br />
Chronik“, betont der Autor. Womit<br />
der Band dem Zeitgeschmack<br />
entgegenkommt. Wer mag heutzutage<br />
schon in dicken Schmökern<br />
lesen? Besonders reizvoll sind die<br />
historischen, bis zu 130 Jahre alten<br />
Ansichtskarten, die Rainer Adam in<br />
den vergangenen Jahren bei Postkartenhändlern<br />
aufgestöbert hat.<br />
Eine Augenweide daneben die historischen<br />
Wein- und Speisenkarten.<br />
Eine stammt aus dem Jahr 1919.<br />
Worauf lässt sich Adams Interesse<br />
für den „Stachel“ eigentlich zurückführen?<br />
„Mir hat dieses Weinhaus<br />
schon immer gefallen“, bekennt der<br />
Chronist. Es gehört in seinen Augen<br />
zu jenen Wirtshäusern in Würzburg, die nicht nur mit<br />
gutem Essen und hervorragendem Wein, sondern auch<br />
mit einer anheimelnden Atmosphäre aufwarten: „Davon<br />
gibt es heute leider nur noch eine Handvoll.“ Schon<br />
in den 1970er Jahren war Rainer Adam im „Stachel“ zu<br />
Gast. An schönen Sommerabenden hier im Innenhof zu<br />
sitzen, einen milden Frankenwein oder ein Glas Bier zu<br />
trinken, das ist für ihn purer Genuss: „Dann möchte man<br />
gar nicht mehr aufstehen.“<br />
<strong>Der</strong> Anstoß für die Chronik ging übrigens von ihm selbst<br />
als großer „Stachel-Fan“ aus. Nachdem Adam seine<br />
letzte Chronik über „100 Jahre FC Würzburger Kickers“<br />
beendet hatte, sprach er Richard Huth an, ob er nicht<br />
zum 600-jährigen Jubiläum ebenfalls eine Chronik haben<br />
möchte. „Denn es gibt bisher kein Buch über den<br />
‚Stachel’.“ Huth wollte. Und Adam machte sich an die<br />
Arbeit. Die ist nun abgeschlossen. Und neue Taten warten.<br />
Oder sollte der rührige Rechercheur keine Ideen<br />
mehr haben? Aber natürlich: „Mich würde es unglaublich<br />
reizen, eine Chronik über den ‚Omnibus‘ zu dessen<br />
50-jährigem Bestehen im Jahr 2020 zu verfassen.“<br />
Pat Christ<br />
12 <strong>Der</strong> <strong>Kessener</strong> 3/2012 www.der-kessener.de …