immobilia 2023/12 - SVIT
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IMMOBILIENPOLITIK<br />
GELDWÄSCHEREIGESETZ<br />
«JA, ABER …»<br />
ZUM TRANSPARENZ-<br />
GESETZ<br />
Der Bundesrat hat einen Entwurf zum<br />
«Bundesgesetz über die Transparenz<br />
juristischer Personen und die Identifikation<br />
der wirtschaftlich berechtigten<br />
Personen» und zu einer Teilrevision<br />
des Geldwäschereigesetzes vorgelegt.<br />
Der <strong>SVIT</strong> Schweiz fordert Anpassungen,<br />
Schärfungen und Klärungen.<br />
TEXT — IVO CATHOMEN*<br />
BILD: <strong>12</strong>3RF.COM<br />
Ausländische Gesellschaften,<br />
die<br />
Immobilien in der<br />
Schweiz besitzen<br />
oder erwerben,<br />
müssen künftig<br />
ihre wirtschaftlich<br />
Berechtigten<br />
offenlegen.<br />
TRANSPARENZ UND<br />
SORGFALTSPFLICHTEN<br />
Das Eidgenössische Finanzdepartement<br />
hat Ende August im Auftrag des<br />
Bundesrats zur Konsultation über den<br />
Vorentwurf des Bundesgesetzes über die<br />
Transparenz von juristischen Personen<br />
(TJPG) und zur Teilrevision des Geldwäschereigesetzes<br />
(GwG) eingeladen. Ziel der<br />
TJPG ist die Erhöhung der Transparenz juristischer<br />
Personen, damit die Behörden<br />
effizienter und zuverlässiger feststellen<br />
können, wer hinter einer Rechtsstruktur<br />
steht. Zu diesem Zweck wird ein eidgenössisches<br />
Register der wirtschaftlich berechtigten<br />
Personen eingeführt. Zudem<br />
schlägt der Bundesrat vor, dass eine Reihe<br />
von spezifischen Tätigkeiten im Zusammenhang<br />
mit der Gründung und Strukturierung<br />
von juristischen Personen sowie<br />
zum Handel mit Grundstücken dem GwG<br />
unterliegen sollen. Personen, die solche<br />
Tätigkeiten ausüben, insbesondere im Bereich<br />
der Rechtsberatung, müssen künftig<br />
Sorgfaltspflichten einhalten.<br />
Der Besitz und Transaktionen von<br />
Grundstücken sind sowohl vom TJPG<br />
als auch von der GwG-Revision betroffen.<br />
Ausländische Gesellschaften, die in<br />
der Schweiz ein Grundstück halten oder<br />
kaufen wollen, müssen sich ins Register<br />
eintragen und ihre wirtschaftlich Berechtigten<br />
offenlegen. Neu dem GwG unterstellt<br />
sind Berater, Anwälte und Notare im<br />
Zusammenhang mit der Gründung von juristischen<br />
Personen, der Verwaltung von<br />
Vermögenswerten oder – nebst anderen<br />
Tätigkeiten – der Vertragsgestaltung für<br />
Immobilientransaktionen. Schliesslich<br />
sollen jegliche Bargeldtransaktionen im<br />
Zusammenhang mit Immobilientransaktionen<br />
neu Sorgfaltspflichten unterliegen.<br />
Verworfen wurde hingegen, Immobilienmakler<br />
generell dem GwG zu unterstellen,<br />
wie von der Financial Action Task Force<br />
gefordert und in der EU umgesetzt. Hier<br />
hatte sich der <strong>SVIT</strong> Schweiz im Vorfeld<br />
für die jetzt vorliegende Lösung stark gemacht.<br />
SCHÄRFUNG GEFORDERT<br />
Die Immobilienwirtschaft hat das<br />
grösste Interesse, jedwede Form der Geldwäscherei<br />
oder der Terrorismusfinanzierung<br />
von ihrer Tätigkeit und ihrem Sektor<br />
fernzuhalten. Der <strong>SVIT</strong> Schweiz begrüsst,<br />
dass der Bundesrat der Integrität des<br />
Schweizer Finanzplatzes und Wirtschaftsstandorts<br />
hohen Stellenwert beimisst. Es<br />
ist insbesondere in allseitigem Interesse,<br />
dass das Grundeigentum in der Schweiz<br />
nicht durch kriminelle Organisationen unterwandert<br />
wird. Die Branche unterstützt<br />
darum im Grundsatz die Bestrebungen des<br />
Gesetzgebers, mittels eines risikobasierten<br />
Ansatzes, der Aufwand und Nutzen in<br />
ein ausgewogenes Verhältnis stellt, Geldwäscherei<br />
und Terrorismusfinanzierung<br />
mittels des Handels von Immobilien zu<br />
unterbinden.<br />
Aus der Sicht des <strong>SVIT</strong> Schweiz gibt es<br />
an der Vorlage aber noch Verbesserungsbedarf.<br />
In seiner Vernehmlassung fordert<br />
der Verband unter anderem, dass der Kreis<br />
der Zugriffsberechtigten weiter zu begrenzen,<br />
der missbräuchliche Zugriff unter explizite<br />
Strafe zu stellen und der Mechanismus<br />
beim Kauf von Grundstücken durch<br />
ausländische Gesellschaften zu überprüfen<br />
sei. Was die Revision des GwG betrifft,<br />
seien die Sorgfaltspflichten der verschiedenen<br />
Beteiligten zu koordinieren, um<br />
Doppelspurigkeiten zu vermeiden, die neu<br />
unter das GwG fallenden Tätigkeiten klarer<br />
und anhand der Praxis von nicht erfassten<br />
Tätigkeiten abzugrenzen und der<br />
Umfang der vereinfachten oder erhöhten<br />
Sorgfaltspflicht mit dem Gesetzesentwurf<br />
zu konkretisieren. Die Senkung des<br />
Schwellenwerts für Sorgfaltspflichten bei<br />
Bargeldzahlungen auf null sind zudem für<br />
den <strong>SVIT</strong> Schweiz nachvollziehbar.<br />
KONSEQUENZEN FÜR DIE<br />
IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Obwohl Makler nicht dem GwG unterstellt<br />
werden, ergeben sich aus dem Gesetz<br />
doch mögliche Berührungspunkte bzw.<br />
Konsequenzen auf den Umfang der Dienstleistungen.<br />
Die offensichtlichste vorweg:<br />
Die Entgegennahme, Aufbewahrung und<br />
Weitergabe von Bargeld ist für Makler<br />
und Immobilientreuhänder künftig tabu.<br />
Auf den Prüfstand zu stellen, sind sodann<br />
sämtliche Tätigkeiten, die über die Mäklerei<br />
hinausgehen, namentlich die Vertragsgestaltung<br />
oder andere Rechtsberatungen.<br />
Vorerst gilt es jedoch das Ergebnis des<br />
Vernehmlassungsverfahrens, die allfällige<br />
Überarbeitung und die Debatte im Parlament<br />
abzuwarten.<br />
DIE STELLUNGNAHME DES <strong>SVIT</strong> SCHWEIZ IST UNTER WWW.<strong>SVIT</strong>.CH/<br />
VERNEHMLASSUNGEN ABRUFBAR.<br />
*IVO CATHOMEN<br />
Dr. oec. HSG, ist Verleger der<br />
Zeitschrift Immobilia und stellvertretender<br />
Geschäftsführer<br />
des <strong>SVIT</strong> Schweiz.<br />
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IMMOBILIA / Dezember <strong>2023</strong>