syndicom magazin Nr. 38

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10 Dossier Mehr Geld am Ende des Monats! Jeden Herbst beginnen die Lohnverhandlungen von Neuem. Das ist eine gewerkschaftliche Errungenschaft, die in vielen Gesamtarbeitsverträgen verankert ist. Die Gewerkschafts sekretär:innen und die gewählten Mitglieder der Verhandlungsdelegationen setzen sich aktiv an der Lohnfront ein. Kollektive Lohnverhandlungen, die den Arbeitenden einen gewissen finanziellen Spielraum sichern, sind jedoch nicht überall möglich. Wir arbeiten daran. Zumal syndicom eine grosse Zahl von selbständigen Mitgliedern hat, vor allem in der visuellen Kommunikation und in den Medien. Wie gehen sie vor, damit das Geld bis zum Monatsende reicht? Wie kann die Gewerkschaft sie unterstützen? Und wie laufen die Lohnverhandlungen generell ab? 3 Branchen, 3 Ökosysteme, 3 Beispiele. Bild: Bruno Ferreira Dias Die Post-Löhne Der Gesamtarbeitsvertrag garantiert jährlich kollektive Lohnverhandlungen – so steht das in Artikel 3.1 des sogenannten Dach-GAV der Schweizerischen Post AG. Auf diesen Rechtsanspruch beruft sich syndicom, wenn sie im Namen der Belegschaft jeweils bis zum 6. Dezember die Forderung für Lohnerhöhungen eingibt. Das geschieht ganz formell, mittels eines Schreibens, unterzeichnet durch den Leiter des Sektors Logistik. Für die laufende Lohnrunde forderte syndicom eine Lohnerhöhung von 200 Franken mal 13. Eine Aufgabe in den Lohnverhandlungen: Dieses Geld fair unter den Angestellten verteilen. Doch was ist fair? Wenn alle gleich viel erhalten? Oder eher, wenn Angestellte mit tieferen Löhnen anteilsmässig etwas mehr erhalten als Kolleginnen und Kollegen mit höheren Löhnen? Das Leben wird ja für alle teurer, belastet aber jemanden, der weniger verdient, viel stärker als jemanden, der mehr Marge hat. «Und wie kommt ihr nun genau auf 200 Franken mal 13?», fragt sich manch einer. Dem liegt ein fein austarierter innergewerkschaftlicher, basisdemokratischer Prozess zugrunde. In den vielen Milizgremien von syndicom werden die Anliegen und Forderungen der Gewerkschaftsmitglieder in den Betrieben geäussert, protokolliert und kanalisiert. Von der Post erhalten die Sozialpartner Einblick in die aktuellen Geschäftszahlen. Der GAV schreibt gewisse Kennzahlen vor, die als Grundlage zur Ausmarchung der Lohnerhöhungen dienen: Besonders relevant ist der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), der Indikator für die Teuerung. Auch der Krankenkassenprämienindex (KVPI) ist relevant, die Entwicklung der Reallöhne, die allgemeine volkswirtschaftliche Situation und so weiter. Interview mit Carlo Mächler, Teamleiter bei PostNetz in Pfäffikon, über die Verhandlungen und seine Rolle dabei Was motiviert dich für dein Engagement in der Verhandlungsdelegation? Ich setze mich gerne für faire Arbeitsbedingungen und ein funktionierendes Lohnsystem ein. In den letzten Jahren konnten anständige Resultate erzielt und die Kaufkraft konnte mehrheitlich gehalten werden. Letztes Jahr hatten wir trotz ansprechendem Lohnresultat Reallohnverluste für einen grossen Teil der Mitarbeitenden. Unsere Mitglieder erwarten den vollen Ausgleich der Teuerung und eine Reallohnerhöhung, die dem Produktivitätsgewinn der Post entspricht. Wie wirst du diese Forderungen gegenüber dem Arbeitgeber verteidigen? Ich habe schon einige Jahre Verhandlungserfahrung in Lohn- und GAV Verhandlungen. Es ist nie leicht, die Forderungen durchzusetzen, es gibt immer zwei Partner mit unterschiedlichen Erwartungen. Je mehr Menschen bei syndicom organisiert sind, desto mehr Gewicht haben wir in den Verhandlungen. Wie sind die Verhandlungen bisher verlaufen? Zuerst gibt es immer eine «Jammerrunde», bei der die Post zeigt, wie schlecht es ihr geht, und wir zeigen, wie gut das Resultat der Post eigentlich ist. Danach werden erste Forderungen ausgetauscht – und die Verhandlungen beginnen. Was ist bei den Verhandlungen besonders schwierig? Besonders schwierig ist es, für ältere, noch gut bezahlte Mitarbeitende eine wirksame Lohnmassnahme zu erreichen, denn auch sie leiden unter dem Kaufkraftverlust.
Die Milizgremien nominieren sodann ihre Verhandlungsdelegation, also die Kolleginnen und Kollegen, die sie am Verhandlungstisch repräsentieren. Gemeinsam mit den gewählten Zentralsekretär:innen treffen sie sich dann zu 4 bis 5 Verhandlungsrunden mit der Post. Es wird gerungen und gefeilt, bis ein Resultat auf dem Tisch liegt. Insofern die syndicom-Delegierten in den zuständigen Gremien das Verhandlungsresultat akzeptieren, wird das Ergebnis schriftlich festgehalten, unterzeichnet und kommuniziert. Dann hat die Personalabteilung der Post ein paar Wochen Zeit, um die Lohnerhöhung pro angestellte Person auszurechnen. syndicom bietet jeweils zur Kontrolle und besseren Nachvollziehbarkeit der Lohnerhöhung auf ihrer Webseite den «Lohnrechner» an. Hier gehts zum Lohnrechner für die Post! Verhandeln bei Cablex Das Recht auf die Führung von Lohnverhandlungen ist im Gesamtarbeitsvertrag verankert. Die Gewerkschaft thematisiert die Löhne das ganze Jahr mit den Mitgliedern. Bei Cablex fanden die Lohnverhandlungen zwischen syndicom und der Geschäftsleitung im Februar 2023 statt. Das Co-Präsidium des syndicom-Firmenvorstandes Cablex, bestehend aus Werner Schenk und Pascal Wicht, gab detaillierte Inputs. Die Verhandlungen werden hart geführt, es kommt vor, dass sie sich über mehrere Tage erstrecken. In der Regel gibt es mehrere Time-outs, an denen syndicom die Rückfallebenen diskutiert. Bei Nichteinigung könnte gemäss GAV das Schiedsgericht angerufen werden. Das vorläufige Verhandlungsresultat wird zunächst den Mitgliedern der Firmenkonferenz unterbreitet, die entscheiden, ob es angenommen wird oder nicht. In diesem Jahr wurde es angenommen. Werner Schenk, CoPräsident des Firmenvorstandes Cablex, hat an den Lohnverhandlungen teilgenommen und berichtet über seine Eindrücke Als Co-Präsident des Firmenvorstandes hast du an den Lohnverhandlungen teilgenommen. Welches Mandat wurde an syndicom erteilt? Unsere Eingabe war «5 % generell». Das Verhandlungsresultat belief sich dann auf eine generelle monatliche Lohn erhöhung von 160 Franken im EntryBereich und 140 Franken für alle anderen Arbeitnehmenden. Wir haben die 5 % nicht erreicht, aber ich glaube, es war eine gute Lösung für alle. Alle haben eine generelle Erhöhung erhalten, das war schon lange nicht mehr der Fall. Wie bringst du deine Kollegen ein? Die Kolleg:innen kommen auf uns zu, um ihre Sorgen und Nöte zu beklagen. Wir müssen dann den Kern der Botschaft herausfiltern, um dann auch eine gute Lösung zu suchen, das ist nicht immer einfach. Ich höre ihnen gut zu und gebe ihre Meinungen auf eine vernünftige Art und Weise weiter. Wie müssen wir uns die Arbeit mit syndicom vorstellen? Wir treffen uns regelmässig. Es wird über aktuelle Themen diskutiert, welche die Branche und den Betrieb betreffen. Die Zusammenarbeit mit den Zentralsekretär:innen von syndicom ist sehr konstruktiv, auch unter erschwerten Bedingungen.
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Seite 5 und 6: Gastautorin Ich frage mich, weshalb
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Seite 9: Matteo Antonini setzt zudem auf die
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