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syndicom magazin Nr. 38

Das syndicom-magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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24 Politik<br />

Die Mindestlöhne<br />

müssen jetzt kommen<br />

Vor 25 Jahren begannen die Gewerkschaften, Armutslöhne<br />

öffentlich anzugreifen. In der Folge konnte man in Tieflohnbranchen<br />

wie dem Detailhandel oder dem Gastgewerbe<br />

deutliche Verbesserungen erstreiten. In einigen Kantonen<br />

und Städten konnten gesetzliche Mindestlöhne durchgesetzt<br />

werden. Ausruhen können wir uns aber nicht:<br />

Tieflöhne sind nach wie vor verbreitet.<br />

Text: David Gallusser, SGB<br />

Karte: Unia, Bearb.: Patrick Aliesch<br />

und der Textilindustrie sowie in der<br />

grafischen Industrie die tiefen Löhne<br />

anheben. In all diesen Branchen<br />

mit aktiver Kampagne sank der Anteil<br />

der Tieflohnbeschäftigten deutlich.<br />

Dagegen stagnierte er in den<br />

Branchen ohne gewerkschaftliche<br />

Kampagne.<br />

Niederlage an der Urne,<br />

Siege in den Branchen<br />

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund<br />

(SGB) beschloss 1998 an seinem<br />

Kongress, Tieflöhne als gesellschaftliches<br />

Problem zu politisieren<br />

und in den Fokus der gewerkschaftlichen<br />

Arbeit zu nehmen. Was heute<br />

selbstverständlich klingt, war damals<br />

ein Novum. In den 1990er-Jahren<br />

waren Löhne in der Schweiz<br />

noch kein öffentliches Thema. Gewerkschaften<br />

verhandelten hinter<br />

verschlossenen Türen in einzelnen<br />

Betrieben und Branchen, sofern<br />

überhaupt Gesamtarbeitsverträge<br />

mit Mindestlöhnen bestanden. In<br />

Tieflohnbranchen wie dem Detailhandel,<br />

der Textilindustrie oder in<br />

der Reinigung gab es kaum GAV.<br />

Dann setzte sich bei den Gewerkschaften<br />

die Erkenntnis durch,<br />

dass man dem eigenen Kernauftrag<br />

– den Beschäftigten zu ermöglichen,<br />

gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen<br />

zu kämpfen – in einem<br />

wachsenden Teil der Wirtschaft<br />

nicht gerecht wurde. Besonders bei<br />

den vielen Frauen, die in Tieflohnbranchen<br />

arbeiteten, waren die Gewerkschaften<br />

schwach.<br />

Erste Erfolge<br />

Mit der Kampagne «Keine Löhne unter<br />

3000 Franken» setzten sich die<br />

Gewerkschaften dann in den Branchen<br />

für bessere Löhne ein. Eine<br />

Vorreiterrolle spielte die junge<br />

Dienstleistungsgewerkschaft «unia»,<br />

eine Vorläuferin der heutigen Unia.<br />

Mit Mobilisierung der Beschäftigten<br />

und Skandalisierung der Tieflöhne<br />

in der Öffentlichkeit setzte<br />

man die Arbeitgeber unter Druck.<br />

Mit Erfolg: Im Gastgewerbe stiegen<br />

die tiefen Löhne zwischen 1998 und<br />

2004 teuerungsbereinigt um 18 Prozent.<br />

Bei Coop und Migros gab es in<br />

der gleichen Zeit einen ähnlichen<br />

Anstieg der tiefen Löhne. Die SGB-<br />

Gewerkschaften konnten aber auch<br />

in der Nahrungsmittel-, der Uhren-<br />

Nach einigen Jahren erlahmten die<br />

Bemühungen. Es kam kaum noch<br />

zu Verbesserungen, obwohl der Tieflohnsektor<br />

nicht verschwunden war.<br />

Der SGB beschloss, eine nationale<br />

Mindestlohn-Initiative zu ergreifen.<br />

Sie verlangte 22 Franken pro Stunde<br />

und die Förderung von GAV. Von<br />

Anfang an begleiteten die Gewerkschaften<br />

die Initiative mit neuen<br />

Kampagnen in den Branchen. Die<br />

Mindestlohn-Initiative erlitt 2014<br />

mit nur 23 % Ja-Stimmen eine krachende<br />

Niederlage an der Urne.<br />

In den Branchen waren die<br />

Kampagnen aber wiederum erfolgreich.<br />

Die Forderung von 4000 Franken<br />

im Monat setzte sich als neue<br />

Norm durch. Lidl und Aldi profilierten<br />

sich mit Mindestlöhnen in dieser<br />

Höhe gegenüber ihrer Konkur-

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