21.12.2023 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 38

Das syndicom-magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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«Zusammenhalt und Entschlossenheit zum Widerstand<br />

waren diesen Herbst zu spüren.» Stephanie Vonarburg<br />

21<br />

Medienschaffende,<br />

organisiert euch!<br />

Auf eine Entlassungswelle in den Medien folgt die nächste. Zeit,<br />

dass die Medienschaffenden sich kollektiv zur Wehr setzen.<br />

Protestaktion vor Tamedia in Zürich.<br />

Gleichzeitig legten Kolleg:innen in Lausanne die Arbeit nieder. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

Die Medienbranche hat einen intensiven<br />

Herbst voller schlechter Nachrichten<br />

und energischer Protestaktionen<br />

hinter sich. Im September strich<br />

die TX Group zahlreiche Stellen in<br />

verschiedenen Redaktionen in der<br />

Deutschschweiz und der Romandie<br />

(<strong>syndicom</strong> berichtete). Im November<br />

teilte CH Media mit, 150 Mitarbeitende<br />

entlassen zu wollen, rund 10 % der<br />

Belegschaften in der ganzen Deutschschweiz.<br />

Am selben Tag verkündete<br />

der Bundesrat, die Medienabgabe für<br />

die SRG SSR senken zu wollen. Es ist<br />

klar, dass so eine Senkung zu einer<br />

Einschränkung des Angebots im Service<br />

public führen wird. Die SRG<br />

schätzt, dass dadurch auch 900 Stellen<br />

abgebaut werden müssten.<br />

Die Personalkommissionen von<br />

CH Media beraten wir im laufenden<br />

Konsultationsprozess, und in der<br />

legis lativen Vernehmlassung werden<br />

wir uns wieder klar gegen die Senkung<br />

der Haushaltsabgabe zur Wehr setzen.<br />

Ihre Unabhängigkeit und Pflicht<br />

zur Neutralität halten Medienschaffende<br />

oft davon ab, sich einer Gewerkschaft<br />

anzuschliessen. Dieses Dilemma<br />

kann angesichts von Bedrohungen<br />

wie Entlassung, gefährdeter Finanzierung<br />

und KI fatal für die gesamte Branche<br />

und die Qualität der Berichterstattung<br />

werden. Sie tun gut daran, sich<br />

zusammenzuschliessen und sich solidarisch<br />

und kollektiv zur Wehr zu setzen.<br />

Dieser Wille zeigte sich an den Protestaktionen<br />

im Herbst, als zahlreiche<br />

Medienschaffende aus verschiedenen<br />

Städten und Redaktionen anreisten,<br />

um ihren Berufskolleg:innen beizustehen<br />

und ihnen ihre Solidarität auszudrücken.<br />

Zusammenhalt und Entschlossenheit<br />

zum Widerstand waren<br />

zu spüren. <strong>syndicom</strong> unterstützt, berät<br />

und organisiert die Betroffenen individuell<br />

und kollektiv.<br />

Stephanie Vonarburg<br />

KI – die Politik muss<br />

eingreifen<br />

Daniel Hügli, Leiter Sektor ICT<br />

Schweizer Unternehmen setzen für<br />

die Personalüberwachung und -steuerung<br />

vermehrt Künstliche Intelligenz<br />

ein. Laut Umfragen der Universität<br />

St. Gallen bei 158 Grossunternehmen<br />

wächst die Nutzung solcher Tools<br />

ständig: Zwischen 2018 und 2020<br />

nahm der Anteil der Unternehmen,<br />

die KI für die Mitarbeitendenauswahl<br />

und -rekrutierung verwenden, um<br />

18 Punkte auf 39 Prozent zu. 47 Prozent<br />

(+10 %) setzen automatisierte<br />

Tools für das Leistungsmanagement –<br />

z. B. die Zählung von Tastatur-Anschlägen<br />

–, die Internetnutzung oder<br />

das Zeitmanagement ein.<br />

AlgorithmWatch CH und <strong>syndicom</strong><br />

haben erstmals gemeinsam ein<br />

Rechtsgutachten beauftragt. Dieses<br />

wurde Ende November publiziert und<br />

deckt frappante Mängel auf. Es weist<br />

u. a. darauf hin, dass die Unternehmen<br />

nach dem Mitwirkungsgesetz<br />

ihre Mitarbeitenden in bestimmten<br />

Situationen einbeziehen müssten –<br />

was oft nicht geschieht. In einem<br />

Positions papier fordern Algorithm-<br />

Watch CH und <strong>syndicom</strong> daher, den<br />

Einbezug der Mitarbeitenden auf<br />

mehreren Ebenen zu stärken: zunächst<br />

mit einem Informations-, dann<br />

mit einem Konsultationsrecht.<br />

Zudem soll die Einführung von<br />

Sanktionsmöglichkeiten die Rechte<br />

der Mitarbeitenden besser schützen.<br />

Um die technischen, juristischen oder<br />

ethischen Aspekte der automatisierten<br />

Tools abschätzen zu können, sollen<br />

sich Mitarbeitende auch auf externe<br />

Expert:innen berufen können.<br />

Schliesslich fordern wir die Einführung<br />

eines kollektiven Klagerechts,<br />

damit sich die betroffenen Mitarbeitenden<br />

zusammen und mit<br />

Unterstützung ihrer Vertretungen und<br />

Gewerkschaften für ihre Rechte einsetzen<br />

können.<br />

Jetzt ist die nationale Politik gefordert.<br />

Und der Bundesrat soll die<br />

Gewerk schaften und Arbeitgeberverbände<br />

eng in die Ausarbeitung eines<br />

Gesetzesentwurfs miteinbeziehen.

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