Taxi Times DACH - 4. Quartal 2023
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DIE TAXITHEMEN <strong>2023</strong><br />
Es entstanden spannende Gespräche<br />
zwischen Kassen- und Abrechnerseite.<br />
Wolfgang Oertel, Stephan Christ,<br />
Gerhard Eichenbaum, Christoph<br />
Niersmann, Gisela Spitzlei, Manuel<br />
Dönnebrink (v. l. n. r.)<br />
Sie strebe einen Rahmenvertrag an, der<br />
die Abrechnung zwischen den Kassen und<br />
den Unternehmern bundeseinheitlich für<br />
alle Kassen in allen Bundesländern regelt.<br />
Das sei eine Voraussetzung für das Gelingen<br />
einer umfassenden Digitalisierung.<br />
So könne auch der umständliche Prozess<br />
verkürzt werden, jede Fahrt, die ohnehin<br />
genehmigt werden muss, einzeln genehmigen<br />
zu lassen. Mit Unterstellungen, Dialysepatienten<br />
würden zum Einkaufen oder<br />
spazieren fahren, wenn nicht jede Fahrt<br />
einzeln genehmigt würde, machen ihrer<br />
Meinung nach einige Kassen die Abrechnung<br />
unnötig umständlich. Auch sei es für<br />
die Abrechnungsunternehmen eine Zumutung,<br />
permanent überprüfen zu müssen,<br />
„ob der Arzt auf dem Transportschein alles<br />
richtig angekreuzt hat“.<br />
SCHNITTSTELLE UND TAXIKNOPF<br />
Christoph Niersmann, Fachkoordinator bei<br />
der AOK Rheinland/Hamburg, speziell für<br />
Digitalisierungsprozesse, bezeichnet sich<br />
als Kämpfer für eine Einheitlichkeit bei<br />
der Abrechnung, nachdem er jahrelang die<br />
vielen unterschiedlichen Abrechnungssysteme<br />
kennenlernen durfte. Er war an der<br />
Gründung einer Arbeitsgruppe aller deutschen<br />
Kostenträger beteiligt. „Wir möchten<br />
den ganzen Weg der Abrechnung papierlos<br />
haben, auch für den Rückweg, mit allem<br />
was dazu zählt.“ Im besten Fall wolle man<br />
eine Software-Schnittstelle haben, die eine<br />
Weiterverarbeitung in die Branchen-Software<br />
der Krankenkassen ermöglicht. Dazu<br />
seien bereits Gespräche mit interessierten<br />
Software-Anbietern gelaufen. Der Weg sei<br />
aber mühselig und der Wettbewerb hart.<br />
Manuel Dönnebrink, Projektverantwortlicher<br />
im Fachbereich Fahrtkosten bei der<br />
AOK NordWest, sprach von einer schwierigen<br />
Transportstruktur in Schleswig-<br />
Holstein ohne flächendeckendes Angebot<br />
von Liegend-Transportmöglichkeiten oder<br />
Behinderten-Beförderern. Häufig müsse<br />
auf teure KTW zurückgegriffen werden.<br />
Er berichtete von seinen Bemühungen<br />
gemeinsam mit einer größeren Leitstelle<br />
einen sogenannten <strong>Taxi</strong>knopf einzuführen,<br />
um Kosten zu senken und die Bindung<br />
medizinischen Personals für Krankenfahrten<br />
abzubauen. Dafür wird auch gegenüber<br />
dem Land um Unterstützung geworben.<br />
Stephan Christ, Assistent der Geschäftsführung<br />
der Spitzlei GmbH und dort<br />
zuständig für digitale und technische Prozesse,<br />
verriet, wie man schneller an sein<br />
Geld für Krankenbeförderungen kommen<br />
könne. „Als Allererstes darauf achten,<br />
dass die Verordnungen nicht als Origami<br />
in den Autos herumfliegen.“ Kaffee- oder<br />
Blutflecken könnten passieren, aber beim<br />
Falten oder Lochen der Formulare gingen<br />
schon mal wichtige Informationen verloren.<br />
„Verlassen Sie sich auch nicht auf die<br />
Geschäftsstelle“, lautete einer der zahlreichen<br />
Praxistipps von Christ. Auch eine<br />
fehlende Unterschrift neben einem handschriftlichen<br />
Kreuz verursache Arbeit.<br />
Die regionale Geschäftsstelle würde dies<br />
durchgehen lassen, die Abrechnungsstelle<br />
dagegen nicht. „Ganz wichtig: Lassen Sie<br />
sich diese Auskunft schriftlich gegen. Denn<br />
dann gibt es einen Namen und eine Genehmigung<br />
und wir können darauf bestehen,<br />
dass die Geschäftsstelle ihr Einverständnis<br />
gegeben hat.“ Beim Scannen der Dokumente<br />
reichten künftig kleine Heimscanner<br />
nicht mehr aus. Auch sei darauf zu achten,<br />
immer beide Seiten abzuspeichern, da<br />
dies für die qualifizierte digitale Signatur<br />
wichtig sei. Das Dokument werde nach dem<br />
Scannen auch digital versiegelt. Aus Sicht<br />
der Krankenkassen sei die Technik dafür<br />
zwar teurer, doch entfielen dafür regelmäßige<br />
Kosten, etwa Briefporto usw. „Der Breakeven<br />
ist relativ schnell erreicht. Aber ja,<br />
ohne diese neuen Scanner geht es nicht!“<br />
70 PROZENT FEHLERQUOTE<br />
Der BVTM als Veranstalter resümiert, dass<br />
die Verordnung einer Krankenfahrt längst<br />
keine Garantie dafür biete, dass das <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
nach der Beförderung auch<br />
sein Geld dafür bekommt. 70 Prozent aller<br />
eingereichten Abrechnungen erforderten<br />
Nacharbeiten, weil Angaben fehlten oder<br />
falsch seien.<br />
Dass Krankenfahrten noch ein großes<br />
Zukunftsfeld für viele, besonders städtische<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbetriebe ist,<br />
ergibt sich aus einem Ungleichgewicht, das<br />
immer wieder herauszuhören ist: Das teure<br />
Krankentransportgewerbe ist überlastet,<br />
das preisgünstigere <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />
ist unterlastet. Das gemeinsame<br />
Ziel muss sein, dieses Missverhältnis auszugleichen.<br />
Dafür ist noch viel Entbürokratisierungs-<br />
und Digitalisierungsarbeit<br />
erforderlich.<br />
ar<br />
TAXI <strong>4.</strong> QUARTAL <strong>2023</strong><br />
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