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Lebensart im Norden | April 2024 | Hamburg West

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MENSCHEN AUS DEM NORDEN<br />

„EEN BIETJE<br />

SCHEEF HETT<br />

GOTT LEEV!“<br />

Ob als Radiokolumnistin der<br />

NDR-Kultkolumne „Hör mal’n beten to!“,<br />

auf der Bühne mit gesellschaftskritischem<br />

Kabarett oder mit ihrem neuen Buch<br />

„Sei der Wind, nicht das Fähnchen“:<br />

Annie Heger, Paradiesvogel unter den<br />

ostfriesischen Möwen, macht ganz<br />

schön viel Wind.<br />

von Isabelle Sester<br />

nnie Heger ist Künstlerin mit Leib<br />

und Seele und fester Bestandteil<br />

der norddeutschen Kulturszene.<br />

Dass die Entertainerin in ihrem<br />

Leben schon zahlreiche dramatische<br />

Tiefschläge erleben<br />

musste, sieht man der selbstbewussten,<br />

starken Frau<br />

heute nicht an: Mit 13<br />

Jahren erhielt Annie Heger die Diagnose Diabetes<br />

mellitus Typ 1 – eine Krankheit, die in vielen<br />

Fällen zur Erblindung führen kann.<br />

In Ihrem neuen Buch „Sei der Wind,<br />

nicht das Fähnchen“ befassen Sie sich mit<br />

schwierigen Lebensphasen, was war für<br />

Sie der pr<strong>im</strong>äre Grund für dieses Werk?<br />

Ich wollte, dass Menschen Bock darauf bekommen,<br />

diese Welt mitzugestalten und selbst Wind<br />

zu machen. Die Welt braucht uns. Letztendlich<br />

schreibe ich in dem Buch von meinen Kraft<br />

gebenden Säulen in der Hoffnung, dass Menschen<br />

sich wiederfinden und sich dadurch auf ihrem<br />

Weg bestärkt und ermächtigt fühlen und andere<br />

sich kräftig durchpusten lassen von Geschichten<br />

über gesunde Wut und herrlich-leichtem Übermut.<br />

Auch wenn das Buch weit davon entfernt ist,<br />

ein Lebensratgeber zu sein, steckt ein bisschen<br />

Rat zwischen den Buchseiten … und ein paar<br />

vom ganzen Wind aufgescheuchte, leuchtende<br />

Glitzerpailletten, die von meinen Kostümen gefallen<br />

sind in den letzten Jahren.<br />

Wie haben Ihre eigenen Lebenserfahrungen,<br />

insbesondere die Diagnose Diabetes<br />

mellitus Typ 1, Ihr Leben beeinflusst?<br />

Sie haben mich so sehr beeinflusst, dass ich<br />

sie fast nicht geschafft hätte. Da muss man gar<br />

nichts schönreden, ich hatte diesen Herausforderungen<br />

nicht viel Substanz entgegenzusetzen<br />

– weder mit meinem Körpergewicht noch<br />

stählernen Nervenseilen. Ich musste und muss<br />

jeden Tag lernen, wie eine kleine Maßlosigkeit<br />

oder einfach schier nichts, was ich beeinflussen<br />

kann, zu lebensbedrohlichen Situationen führen<br />

kann. Ich habe große Leidenschaften dadurch<br />

entwickelt. Ich habe zum Beispiel deswegen<br />

gerne alles andere mit Passion unter Kontrolle,<br />

will nichts und niemanden in meinem Leben verpassen,<br />

habe einen Wissensdurst nach medizinischen<br />

Zusammenhängen und kann mich völlig<br />

in der wochenlangen Planung und der für mich<br />

magischen und meditativen Zubereitung von<br />

Mahlzeiten verlieren.<br />

Was haben Sie <strong>im</strong> Umgang<br />

mit Ihrer Krankheit gelernt?<br />

Erst einmal: Spritzen, Kohlenhydrate berechnen,<br />

Mengenlehre, Augenmaß, Blutzucker messen,<br />

Hypoglykämien rechtzeitig erspüren, Verzicht,<br />

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