Oberpfälzerin Herbst 2021
Lifestyle-Magazin für Frauen
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© Jörg Koch<br />
bin 2008 in den Landtag gekommen<br />
und war damals die einzige Frau im<br />
Wirtschaftsausschuss. Eine junge, dynamische<br />
Journalistin der Süddeutschen<br />
Zeitung fragte mich dann: „Frau<br />
Karl, wie machen Sie das denn jetzt<br />
im Landtag, Sie haben doch vier Kinder?“<br />
Da ist mir wirklich der Mund offen<br />
stehen geblieben. Ich habe Ihr dann<br />
gesagt: „Mein Jüngster ist 17 und die<br />
anderen studieren schon. Aber haben<br />
Sie das den Kollegen neben mir auch<br />
gefragt? Der hat nämlich auch vier Kinder.“<br />
Da fragte sie nur ganz verdutzt:<br />
„Nein, wieso?“<br />
Woran liegt das, dass sogar<br />
Frauen manchmal nicht<br />
über diese altertümlichen<br />
Rollenbilder hinwegsehen<br />
können?<br />
Ich glaube, dass das bei sehr vielen<br />
noch im Hinterkopf ist. Denn selbst<br />
wenn Frauen sich sehr engagieren:<br />
Wenn dann Zuhause was schlecht<br />
läuft, ist doch immer auch die Frau<br />
daran schuld. Die Gesellschaft schiebt<br />
das gerne der Frau in die Schuhe. Da<br />
muss sich im Bewusstsein der Menschen<br />
noch viel ändern. Trotzdem ist<br />
Ich lege<br />
mich mit<br />
alten,<br />
weißen<br />
Männern<br />
an, weil ich<br />
das kann.<br />
die Politik natürlich auch ein hartes<br />
Geschäft. Man muss sich Abstimmungen<br />
und Auseinandersetzungen stellen.<br />
Man muss sich immer möglicher<br />
Rückschläge bewusst sein und das<br />
auch aushalten können. Als Frau muss<br />
man sich dann selbstbewusst sagen:<br />
„Ja, ich will da durchgehen. Ich lege<br />
mich mit den alten weißen Männern an,<br />
weil ich weiß, dass ich das genauso<br />
gut kann.“<br />
Hatten Sie dieses Selbstbewusstsein<br />
schon immer?<br />
Als ich vor 35 Jahren von Berlin nach<br />
Bayern gezogen bin, war ich trotz meines<br />
Mannes, der Oberpfälzer ist, die<br />
Zugezogene. Da wird man doch erst<br />
mal ein bisschen komisch angeguckt.<br />
Der entscheidende Prozess hat damals<br />
begonnen als ich gesagt habe:<br />
„Ich gehe jetzt in den Sportverein,<br />
ich engagiere mich im Elternbeirat,<br />
ich will Teil dieser Gemeinschaft in<br />
der Oberpfalz sein. Und ich möchte<br />
wahrgenommen werden als eine Frau,<br />
die gerne was bewegt.“ Das hat dann<br />
auch gut funktioniert und die Tatsache,<br />
dass ich eine Frau bin, war dann eher<br />
peripher.<br />
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