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DAS STADTGESPRÄCH BEQUEM AUF<br />
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SCANNEN!<br />
Programm Sommer <strong>2024</strong><br />
Eine Woche<br />
voller<br />
Samstage<br />
Spielzeit vom 09.05. – 01.09.<strong>2024</strong><br />
Premiere am<br />
Donnerstag, 09.05.<strong>2024</strong><br />
Eintritt Kinder 6,- Euro · Erwachsene 8,- Euro<br />
Sissi –<br />
die Kaiserin<br />
Text und Regie:<br />
Hendrik Becker<br />
von Paul Maar<br />
Regie: Hendrik Becker<br />
Spielzeit vom 10.08. – 05.09.<strong>2024</strong><br />
Premiere am<br />
Samstag, 10.08.<strong>2024</strong><br />
Eintritt Kinder 10,- Euro · Erwachsene 12,- Euro<br />
Weitere Termine auf der Homepage<br />
www.burgbuehne.de<br />
Reservierungen Telefon 0 25 29.94 84 84 – oder<br />
nutzen Sie unsere Online-Kartenreservierung<br />
Buchtis<br />
Amelie Fried »Der längste<br />
Sommer ihres Lebens«<br />
Wenn man nur den Titel des neuen<br />
Romans von Amelie Fried zusammen<br />
mit dem wunderschönen<br />
Cover sieht, könnte man meinen,<br />
<strong>das</strong>s es in diesem Buch um<br />
Sommer, Sonne und Meer geht.<br />
Doch <strong>das</strong> alles spielt keine Rolle<br />
in »Der längste Sommer ihres<br />
Lebens«. Und auch <strong>das</strong> unverbindlich<br />
Heitere, <strong>das</strong> oftmals die<br />
Romane der »Superfrau«-Schöpferin<br />
durchzieht, ist diesmal nicht<br />
der Grundton des Buches. Doch<br />
<strong>das</strong> macht den neuen Roman der<br />
Bestseller-Autorin, die auch im TV<br />
kräftig vertreten ist, nicht weniger<br />
lesenswert. Im Gegenteil, denn<br />
Amelie Fried kann auch Bücher mit<br />
Tiefgang schreiben.<br />
Zum Inhalt: Claudia Berner hat<br />
eigentlich alles, was man sich wünschen<br />
kann. Sie ist Geschäftsführerin<br />
eines großen Traditions-Autohauses<br />
und arbeitet eng mit Martin<br />
zusammen, den sie vor zwanzig<br />
Jahren geheiratet hat. Martin war<br />
damals Verkäufer, bevor er die<br />
Tochter des Chefs für sich gewinnen<br />
konnte. In ihrem großen Haus<br />
leben sie zusammen mit dem fünfzehnjährigen<br />
Sohn Julian und der<br />
Tochter Anouk, die kurz vor ihrem<br />
achtzehnten Geburtstag und kurz<br />
vor ihrem Abitur steht. In einer eigenen<br />
Wohnung im Haus lebt auch<br />
noch die Senior-Chefin, die sich aus<br />
dem Berufsleben zurückgezogen<br />
hat, denn schließlich ist sie schon<br />
über siebzig. Doch mit Ende vierzig<br />
wird es für Claudia immer klarer,<br />
<strong>das</strong>s sie mehr in ihrem Leben<br />
machen möchte, als <strong>das</strong> Autohaus<br />
weiterzuführen. Sie will vielmehr<br />
als Bürgermeisterin ihres schwäbischen<br />
Heimatortes Einfluss auf die<br />
Politik vor Ort nehmen.<br />
Doch <strong>das</strong> stellt sich als ausgesprochen<br />
schwierig heraus. Da ist<br />
zum einen der alte Bürgermeister,<br />
der als Platzhirsch bestens vernetzt<br />
ist und mit allen Mitteln versucht,<br />
Claudia bei der Bürgermeisterwahl<br />
zu diskreditieren. Die Munition für<br />
seine unsaubere Kampagne liefert<br />
ausgerechnet Claudias Familie<br />
selbst. Da ist zunächst Claudias<br />
Ehemann Martin. Der sollte ihr<br />
Nachfolger in der Firma werden, sobald<br />
sie sich um <strong>das</strong> Bürgermeisteramt<br />
bewirbt. Doch Claudia zögert,<br />
ihn zum alleinigen Geschäftsführer<br />
zu machen. Martin ist der geborene<br />
Verkäufer, aber <strong>das</strong> bedeutet noch<br />
lange nicht, <strong>das</strong>s er auch ein guter<br />
Chef wird. Ihr offensichtlich mangelndes<br />
Vertrauen verletzt Martin,<br />
der sich von ihr zurückzieht. Hat<br />
Claudia damit gerechnet, <strong>das</strong>s es<br />
Komplikationen mit ihrem Ehemann<br />
geben wird, erwischt es sie<br />
völlig kalt von einer ganz anderen<br />
Seite. Anders als ihr Sohn, der sich<br />
auf Partys gerne mal die Kante gibt<br />
und auch ansonsten kaum einen<br />
Teenager-Blödsinn auslässt, galt<br />
ihre Tochter immer als ein Selbstläufer.<br />
Anouk war immer ein nettes,<br />
hübsches Mädchen, höflich<br />
und ausgesprochen fleißig in der<br />
Schule. Außerdem war sie immer<br />
sensibel. Zu sensibel wie sich herausstellt,<br />
denn sie leidet daran,<br />
<strong>das</strong>s die Welt an der Klimakatastrophe<br />
zugrunde gehen könnte.<br />
Sie schließt sich einer Gruppe von<br />
Klimaaktivisten an, in der auch ihr<br />
neuer Freund aktiv ist.<br />
Anouk sieht es als ihre Aufgabe<br />
an, den Weltuntergang mit allen<br />
Mitteln aufzuhalten. An ihrem achtzehnten<br />
Geburtstag meldet sie sich<br />
von der Schule ab, obwohl sie problemlos<br />
<strong>das</strong> Abi in wenigen Wochen<br />
bestehen würde. Doch ihre Eltern<br />
und selbst ihre Oma, zu der sie immer<br />
einen besonderen Draht hatte,<br />
erreichen Anouk nicht mehr. Medienwirksam<br />
ist sie dabei, als sich<br />
Klimaaktivisten auf öffentlichen<br />
Straßen festkleben. Und durch eine<br />
Aktion landet sie gar in bayerischer<br />
Präventivhaft. Claudias politische<br />
Gegner schlachten die Ereignisse<br />
weidlich aus, doch für die Mutter<br />
steht die Tochter immer an erster<br />
Stelle. Den Wahlkampf droht sie zu<br />
verlieren, denn in der schwäbischen<br />
Kleinstadt wollen viele nichts mit<br />
»Klimaterroristen« zu tun haben. In<br />
der Firma entstehen durch die unklare<br />
Lage auf der Führungsebene<br />
Turbulenzen. Ihre Ehe kriselt. Doch<br />
dann kommt es noch dicker.<br />
Amelie Fried gelingt es in ihrem<br />
neuen Roman einerseits realistisch<br />
darzustellen, wie hilflos Eltern sind,<br />
wenn die fast erwachsenen Kinder<br />
aus eigenem Willen in die Katastrophe<br />
schlittern. Das erinnert an<br />
Eltern, deren Kinder sich in einem<br />
sektenartigen Umfeld bewegen.<br />
Andrerseits macht der Roman<br />
auch Hoffnung, denn eine starke,<br />
über lange Jahre gewachsene Bindung<br />
kann dafür sorgen, <strong>das</strong>s nicht<br />
alle Brücken abgebrochen werden.<br />
Erschienen ist der Roman als Hardcover<br />
bei Heyne, 431 Seiten, 22 Euro.<br />
Ben McGrath »Riverman – Eine<br />
amerikanische Odyssee«<br />
Amerikanische Rezensenten haben<br />
Ben McGrath’s »Riverman – Eine<br />
amerikanische Odyssee« mit dem<br />
Bestseller von Jon Krakauer »Into<br />
the Wild – In die Wildnis« verglichen.<br />
Das liegt nahe, denn <strong>das</strong><br />
Thema ist durchaus ähnlich. Der<br />
Journalist und begeisterte Bergsteiger<br />
berichtete in seinem Buch<br />
über einen jungen Mann, der buchstäblich<br />
vor der Zivilisation floh und<br />
versuchte, in der Wildnis Alaskas zu<br />
überleben. Was ihm nicht gelang.<br />
Auch McGrath, der Redakteur<br />
des New Yorker, des vielleicht renommiertesten<br />
Magazins zumindest<br />
der USA, beschreibt die Abkehr<br />
eines Individualisten aus der Zivilisation.<br />
Nachdem McGrath einen<br />
38 Das Stadtgespräch