amz_2012_06
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etrieb management<br />
Wer schreibt, der bleibt<br />
_ Werbebriefe sind wichtige Instrumente des Direktmarketings<br />
im Kundendienst. Ein Werbebrief, neudeutsch auch Mailing genannt,<br />
ist dank Computertechnik kaum noch vom individuellen Anschreiben<br />
zu unterscheiden. Trotzdem kann er schneller im Papierkorb landen,<br />
als es der Schreiber vermutet. Hier einige Tipps, wie man das<br />
vermeiden kann.<br />
Machen wir uns doch nichts<br />
vor: unsere Kunden haben<br />
Wichtigeres und Besseres<br />
zu tun, als auf unsere Werbebriefe<br />
zu warten und<br />
diese gebannt zu studieren. Wir hingegen,<br />
als Gestalter von Mailings sind<br />
stolz auf das, was wir produzieren. Wir<br />
lesen und betrachten unser geschriebenes<br />
und gedrucktes Werk liebevoll<br />
von vorne bis hinten, nur leider der<br />
Leser nicht. Warum nicht? Die Antwort<br />
liegt auf der Hand. Weil unsere Leserzielgruppe<br />
an einer totalen Informationsüberflutung<br />
leidet. Rund 97 Prozent<br />
einer schriftlichen Information nimmt<br />
der Empfänger erst gar nicht auf, ermittelte<br />
Professor Kroeber-Riel von der<br />
Universität Saarbrücken. Im Klartext: er<br />
schaut nur noch ein bis drei Prozent der<br />
Wörter an, die er eigentlich lesen wollte<br />
oder sollte. Zeitungen, Zeitschriften,<br />
90 <strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. 6-<strong>2012</strong><br />
Geschäfts- und Privatdossiers, alle die<br />
dort fixierten Informationen muß er verarbeiten,<br />
sortieren und ablegen. In dieser<br />
Notsituation hat das Gehirn längst eine<br />
Überlebensstrategie entwickelt – das<br />
Auge sucht und findet blitzschnell nur<br />
das, was gerade gebraucht wird und<br />
weiterhilft.<br />
Das Auge sucht den Dialog<br />
Das funktioniert dann so: Für den Leser<br />
findet vorab ein erster Kurzdialog durch<br />
das Mailing statt. Der dauert im Schnitt<br />
20 Sekunden. Das Auge wandert mit einigen<br />
Haltepunkten auf die stärksten<br />
Blickfänge. Was der Leser auf dieser Spur<br />
nicht findet, rückt auch bei einem späteren<br />
Dialog nicht mehr in den Vordergrund.<br />
Wenn er dagegen Vorteile schon<br />
in den ersten Sekunden ahnt, liest er<br />
weiter. Die Kunst des (Mailing-)Gestal-<br />
Es gibt unendlich viele Informationen rund um<br />
das Produkt- und Dienstleistungsangebot des<br />
Kfz-Betriebes, für die sich Kunden interessieren<br />
würden. Foto: Daimler<br />
ters ist es, das, was das Auge sucht, zu<br />
beantworten. Klappt dies nicht, endet<br />
der Dialog in der Sackgasse, im Papierkorb.<br />
Ist innerhalb der 20 Sekunden kein<br />
Vorteil ersichtlich, verliert das Gehirn das<br />
Interesse an der Information. Die schwere<br />
Aufgabe des Gestalters eines Mailings<br />
besteht somit darin, die Vorteile des Angebotes<br />
in wenigen Sekunden anzudeuten.<br />
Dem Original auf<br />
die Schliche kommen<br />
Erfolgreiche Werbebriefe kommen einem<br />
Brief-Original sehr nahe. Dabei macht es<br />
einen Unterschied, welche Zielgruppe man<br />
mit dem Mailing ansprechen möchte. Im<br />
Business to Business muss der Brief allerdings<br />
anders aussehen als bei privaten Zielgruppen.<br />
Private Empfänger müssen den<br />
persönlichen Charakter des Mailings deutlich<br />
spüren. Dieser Eindruck wird durch<br />
den Briefstil verstärkt. Deshalb macht es<br />
Sinn, den Brief so zu gestalten, dass der<br />
Leser seinen Vorteil schon innerhalb von<br />
Sekunden erkennen kann. Diese Erkenntnis<br />
gilt übrigens für alle Zielgruppen. Deshalb<br />
sollten im Brief die Vorteile für den<br />
Kunden unterstrichen oder gesondert<br />
hervorgehoben werden. Auch Fettdruck<br />
oder farbige Schriftgestaltung ziehen den<br />
Blick auf sich. Allerdings eignen sich Großbuchstaben<br />
oder gesperrt geschriebene<br />
Wörter weniger zur Blick-Steuerung. Und<br />
Achtung: je kürzer der Brief ist, desto weniger<br />
Hervorhebungen sind erforderlich.<br />
Bei der Brieflänge gilt: kurz und prägnant.<br />
Maximal sechs bis sieben Zeilen pro Absatz<br />
verkraftet der Leser, dann ist Schluss. Auch<br />
die Lesereihenfolge der Absätze ist festgelegt.<br />
Der Leser wird den kürzesten Absatz<br />
herausgreifen und anlesen. Der längste<br />
folgt vielfach erst am Ende. Was der Leser<br />
zuerst lesen soll, wird also in diesen kurzen<br />
Textblöcken formuliert.<br />
Brücke zwischen Bild und Text<br />
Den Übergang vom Bild zum Text nimmt<br />
der Leser durch die Überschrift wahr. Dort<br />
sucht sich die rechte Hirnhälfte (Hemisphäre)<br />
vertraute und für sie verständliche<br />
kurze Wörter heraus. Erst danach beginnt<br />
der eigentliche Lesevorgang. So gesehen<br />
hat der Texter eines Werbebriefes den Leser<br />
über die ersten Kurzinformationen ans<br />
Lesen herangeführt. Wie das im Einzelnen<br />
aussehen kann, beschreiben folgende<br />
zehn Tipps für die Praxis:<br />
1. Im Text sollte die persönliche Ansprache<br />
wie „Sehr geehrter Herr Müller“ und „Wie<br />
Sie wissen, Herr Müller“ verwendet werden.<br />
Falls kein Ansprechpartner erkennbar