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Ein Blick in den kulinarischen Schmelztiegel der Emirate

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KULTUR<br />

22 Jahre Deutsche <strong>E<strong>in</strong></strong>heit<br />

EIN PROZESS OHNE HISTORISCHES VORBILD<br />

Der 9. November 1989, <strong>der</strong> Tag, an dem die Berl<strong>in</strong>er Mauer fiel, war <strong>der</strong> Höhepunkt e<strong>in</strong>er revolutionsähnlichen Entwicklung.<br />

Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>der</strong> DDR spielten dabei die Hauptrolle: die e<strong>in</strong>en, weil sie alles daran setzten,<br />

e<strong>in</strong>en Staat zu verlassen, <strong>der</strong> ihnen die Reisefreiheit verweigerte und sie mit Botschaftsbesetzungen im Ausland<br />

ihre Ausreise erzwangen; die an<strong>der</strong>en, weil sie lautstark verkündeten, sie wollten <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR bleiben. Dafür aber<br />

for<strong>der</strong>ten sie grundlegende Reformen e<strong>in</strong>, die das Regime nicht bewilligen konnte, ohne se<strong>in</strong>en Untergang e<strong>in</strong>zuleiten.<br />

Unter diesem doppelten Ansturm ist die DDR trotz ihrer immensen Sicherheitsvorkehrungen b<strong>in</strong>nen weniger<br />

Monate wie e<strong>in</strong> Kartenhaus zusammengebrochen. Dies ebnete <strong>den</strong> Weg zur Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Teilung und führte<br />

zur Wie<strong>der</strong> vere<strong>in</strong>igung Deutschlands am 3. Oktober 1990.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 1989 hatte <strong>in</strong> Deutschland,<br />

im Westen wie im Osten, kaum jemand<br />

damit gerechnet, dass <strong>der</strong> im Herbst bevorstehende<br />

40. Jahrestag <strong>der</strong> DDR auch ihr letzter<br />

se<strong>in</strong> würde, dass die Berl<strong>in</strong>er Mauer alsbald<br />

verschw<strong>in</strong><strong>den</strong> und dass das <strong>in</strong> zwei Staaten<br />

geteilte Deutschland (wie<strong>der</strong>-)vere<strong>in</strong>igt werde.<br />

Niemand hatte geahnt, dass sich schließlich<br />

<strong>in</strong> Folge dessen die weltpolitischen Konstellationen<br />

auflösen wür<strong>den</strong>, die seit mehr als vier<br />

Jahrzehnten die Politik <strong>in</strong> Nachkriegseuropa<br />

geprägt hatten. Aber dann kam alles an<strong>der</strong>s.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Mal begann die Geschichte, die sich<br />

<strong>in</strong> Europa über Jahrzehnte nur im Schritttempo<br />

bewegt hatte, zu traben, um schließlich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en wil<strong>den</strong> Galopp zu verfallen. Das<br />

Tempo <strong>der</strong> Entwicklung verschlug selbst jenen<br />

Beobachtern <strong>den</strong> Atem, die bloß zusahen,<br />

ohne selbst <strong>in</strong> <strong>den</strong> Gang <strong>der</strong> Ereignisse e<strong>in</strong>zugreifen.<br />

Nur zehn Monate nach dem Fall<br />

<strong>der</strong> Mauer machte <strong>der</strong> Zwei-plus-Vier-Vertrag<br />

am 12. September 1990 <strong>den</strong> Weg frei für die<br />

Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung Deutschlands.<br />

Für kurze Zeit mündete die Deutsche <strong>E<strong>in</strong></strong>heit,<br />

die am 3. Oktober 1990 durch <strong>den</strong> Beitritt<br />

<strong>der</strong> fünf neuen Län<strong>der</strong> „zum Geltungsbereich<br />

des Grundgesetzes <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland“ staatsrechtlich vollzogen<br />

wurde, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en überschäumen<strong>den</strong> kollektiven<br />

Freu<strong>den</strong>taumel, <strong>der</strong> getragen war von<br />

<strong>der</strong> Gewissheit, die Herausfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Vere<strong>in</strong>igungsprozesses schultern zu können.<br />

Dann aber folgten die „Mühen <strong>der</strong> Ebene“<br />

(BERTOLT BRECHT). Die Schwierigkeiten, die<br />

viele Deutsche mit <strong>der</strong> neugewonnenen <strong>E<strong>in</strong></strong>heit<br />

hatten, ergaben sich auch daraus, dass sie<br />

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kam, als kaum noch e<strong>in</strong>er mit ihr gerechnet<br />

hatte – und das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tempo, an das man<br />

nicht gewöhnt war.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung „Aufbau Ost“<br />

Nach dem Zusammenbruch <strong>der</strong> DDR stellte<br />

sich heraus, dass die durchschnittliche<br />

Produktivität des Landes bei e<strong>in</strong>em Drittel<br />

<strong>der</strong> Produktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik lag,<br />

sodass die mit <strong>der</strong> Privatisierung <strong>der</strong> volkseigenen<br />

Betriebe beauftragte Treuhandanstalt<br />

am Ende anstatt des erwarteten 600 Mrd.<br />

D-Mark-Gew<strong>in</strong>ns (rund 300 Mrd. Euro) e<strong>in</strong><br />

Defizit von 230 Mrd. D-Mark auswies. Die<br />

Hoffnung, die erfor<strong>der</strong>lichen Investitionen<br />

<strong>in</strong> die Infrastruktur <strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong> aus<br />

Privatisierungserlösen von sogenanntem<br />

„Volkseigentum“ f<strong>in</strong>anzieren zu können, hatte<br />

getrogen. Die Kosten <strong>der</strong> deutschen <strong>E<strong>in</strong></strong>heit<br />

entwickelten sich wesentlich dynamischer, als<br />

man <strong>in</strong> <strong>den</strong> pessimistischsten Schätzungen<br />

angenommen hatte. Die sozialen Lasten <strong>der</strong><br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>heit hatte die Bevölkerung im Osten, die<br />

f<strong>in</strong>anziellen weitgehend die Bevölkerung<br />

im Westen zu tragen. So folgte dem Annus<br />

mirabilis 1989/1990 e<strong>in</strong> nüchterner Konvergenzprozess<br />

mit langfristiger Perspektive.<br />

Darüber wur<strong>den</strong> die Erfolge des „Aufbaus<br />

Ost“, die sich allmählich sichtbar e<strong>in</strong>stellten,<br />

nicht immer adäquat wahrgenommen.<br />

Zu <strong>den</strong> spektakulärsten Ergebnissen des Aufbaus<br />

Ost gehört die Sanierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Wohnquartiere nicht nur <strong>der</strong> Städte<br />

wie Dres<strong>den</strong>, Leipzig, Chemnitz o<strong>der</strong> Halle, die<br />

zu DDR-Zeiten e<strong>in</strong>em kont<strong>in</strong>uierlichen Verfall<br />

ausgesetzt gewesen waren. Weitere Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d die Telekommunikationsausstattung<br />

<strong>der</strong> neuen Län<strong>der</strong>, die zu <strong>den</strong> mo<strong>der</strong>nsten<br />

<strong>in</strong> Europa gehört, <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er konkurrenzfähigen<br />

universitären Landschaft sowie<br />

die weltweit führende Position <strong>der</strong> dort neu<br />

angesiedelten Betriebe <strong>der</strong> Solar- und Umwelttechnologie.<br />

Auch im Bereich <strong>der</strong> Infrastruktur,<br />

des Umwelt- und Naturschutzes, <strong>der</strong><br />

Tourismusentwicklung und des Erhalts von<br />

Kulturgütern s<strong>in</strong>d immense Anstrengungen<br />

unternommen wor<strong>den</strong>.<br />

Dem steht die – im Vergleich zu <strong>den</strong> ersten<br />

Jahren <strong>der</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>heit abgeschwächte – Wan<strong>der</strong>ungsbewegung<br />

vor allem junger Menschen<br />

von Ost nach West sowie die damit verbun<strong>den</strong>e<br />

Schrumpfung und Alterung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Län<strong>der</strong>n gegenüber. Mit<br />

<strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung von Menschen aus dem<br />

Osten korrespondieren Transferleistungen<br />

aus dem Westen, die sich bis 2009 auf e<strong>in</strong>e<br />

Gesamtsumme von geschätzten 1,6 Billionen<br />

Euro Nettotransfer (abzüglich <strong>der</strong> Leistungen<br />

Bundesregierung<br />

aus Ostdeutschland) beliefen. Die mit dem<br />

<strong>der</strong><br />

„Aufbau Ost“ unternommenen Anstrengungen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beispiel nationaler Solidarität,<br />

wie sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von postnationalen Diskursen<br />

geprägten politischen Atmosphäre kaum<br />

zu erwarten gewesen wäre. Trotz aller<br />

Informationsamt<br />

Fortschritte bleibt die Angleichung <strong>der</strong><br />

und<br />

Lebensverhältnisse e<strong>in</strong> vorrangiges Thema<br />

bei <strong>der</strong> Vollendung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren <strong>E<strong>in</strong></strong>heit. Der<br />

Jahresbericht <strong>der</strong> Bundesregierung zum Stand<br />

Presse<strong>der</strong><br />

Deutschen <strong>E<strong>in</strong></strong>heit gibt regelmäßig e<strong>in</strong>en<br />

Überblick über die Entwicklungen. →<br />

Fotos:<br />

KULTUR<br />

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