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Ein Blick in den kulinarischen Schmelztiegel der Emirate

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KULTUR<br />

Pakistanisch<br />

Auch an pakistanischen Restaurants leidet Dubai sicher ke<strong>in</strong>en Mangel.<br />

Dennoch gibt es e<strong>in</strong>en Namen, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> anonymen Masse von<br />

Lokalen aus <strong>der</strong> Islamischen Republik hervorsticht: Ravi Restaurant.<br />

Die Berühmtheit, die Ravi’s sogar unter <strong>der</strong> nicht-pakistanischen Bevölkerung<br />

erlangt hat, mag schon fast als Gegenargument für se<strong>in</strong>e<br />

Authentizität dienen – tatsächlich ist sie aber e<strong>in</strong>fach nur Ergebnis <strong>der</strong><br />

durchweg tadellosen Kost. Die Herkunft <strong>der</strong> Gäste ist fast ebenso vielfältig<br />

wie die Speisekarte lang ist. In <strong>den</strong> Abendstun<strong>den</strong> erwacht Ravi’s<br />

typischerweise zum Leben und dann biegen sich die Plastiktische, die<br />

auf e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> wenigen von Satwas Gehwegen aufgestellt s<strong>in</strong>d, unter<br />

Curries, Fleisch, Gemüse und L<strong>in</strong>sengerichten – nicht zu vergessen <strong>den</strong><br />

Bergen von überdimensionalem Fla<strong>den</strong>brot. Ravi’s ist def<strong>in</strong>itiv e<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

Restaurants, dessen Popularität se<strong>in</strong>er Qualität nicht geschadet hat – im<br />

Gegenteil. Wer die Küche des Punjab mit ihrer Mischung aus pakistanischen<br />

und nord<strong>in</strong>dischen <strong>E<strong>in</strong></strong>flüssen ausprobieren möchte, f<strong>in</strong>det bei<br />

Ravi’s exzellente Qualität zu unschlagbaren Preisen.<br />

Mit rund 600.000 Mitglie<strong>der</strong>n ist auch die Filip<strong>in</strong>o-Geme<strong>in</strong>de mittlerweile<br />

zu e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> größten ausländischen Bevölkerungsgruppen Dubais<br />

angewachsen. Die philipp<strong>in</strong>ische Küche kann gar nicht weniger divers<br />

se<strong>in</strong> als die ethnischen Wurzeln dieses Inselvolkes, die von malayopolynesischen<br />

über spanische und amerikanische bis zu ch<strong>in</strong>esischen<br />

und an<strong>der</strong>en asiatischen <strong>E<strong>in</strong></strong>flüssen reichen. Wer beispielsweise <strong>in</strong> Mall-<br />

Foodcourts auf die Teller se<strong>in</strong>er philipp<strong>in</strong>ischen Mitbürger schielt, mag<br />

vielleicht <strong>den</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>druck gew<strong>in</strong>nen, dass sich <strong>der</strong>en Grundnahrungsmittel<br />

neben dem obligatorischen Reis hauptsächlich auf frittiertes Hühnchen<br />

beschränken. Das ist e<strong>in</strong> Vorurteil, das sich wahrsche<strong>in</strong>lich nur durch<br />

<strong>den</strong> Besuch e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> unzähligen Filip<strong>in</strong>o-Restaurants beseitigen lässt,<br />

die vor allem <strong>in</strong> Satwa und Karama die Straßen säumen. Sicher e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

empfehlenswertesten Möglichkeiten zum Ausprobieren diverser Köst-<br />

Discover ME 40<br />

lichkeiten ist das Kabalen Restaurant <strong>in</strong> Karama. Hier erwartet e<strong>in</strong>en<br />

die Art von Essen, die man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em philipp<strong>in</strong>ischen Zuhause vermuten<br />

würde. Die heimelige Atmosphäre und die erschw<strong>in</strong>glichen Preise tragen<br />

<strong>den</strong> Rest dazu bei, Tag für Tag e<strong>in</strong> großes Publikum anzuziehen. Die aufgetischten<br />

Gerichte strotzen vor frischen Zutaten und sowohl bekannte<br />

als auch exotische Gemüsesorten lassen <strong>den</strong> Gedanken an <strong>in</strong> Frittierfett<br />

schwimmendes Huhn <strong>in</strong> Vergessenheit geraten. Weniger scharf als die<br />

Küchen <strong>der</strong> umliegen<strong>den</strong> Län<strong>der</strong> – man <strong>den</strong>ke nur an Thailand, Indien,<br />

Malaysia o<strong>der</strong> bestimmte ch<strong>in</strong>esische Prov<strong>in</strong>zen – besticht philipp<strong>in</strong>isches<br />

Essen vor allem durch die Verwendung e<strong>in</strong>iger prom<strong>in</strong>enter Gewürze<br />

und Geschmackszutaten, allen voran Ingwer, Frühl<strong>in</strong>gszwiebeln,<br />

Fischsauce und Kokosnuss <strong>in</strong> allen Aggregatzustän<strong>den</strong>. <strong>E<strong>in</strong></strong> def<strong>in</strong>itives<br />

Must-try für Experimentierfreudige ist das Nationaldessert Halo Halo.<br />

Der Name, <strong>der</strong> übersetzt <strong>in</strong> etwa „Mischmasch“ bedeutet, ist Programm:<br />

Halo Halo ist e<strong>in</strong> bunter Mix, <strong>der</strong> – je nach Präferenz des Kochs o<strong>der</strong><br />

Verfügkarbeit <strong>der</strong> Zutaten – gekochte Kidneybohnen o<strong>der</strong> Kichererbsen,<br />

farbenfrohe Würfel aus e<strong>in</strong>er Gelee-ähnlichen Substanz, verschie<strong>den</strong>ste<br />

Obstsorten, gesüßte Milch und Vanilleeis enthalten kann und damit<br />

zweifellos <strong>den</strong> etwas ausgefalleneren Geschmäckern gerecht wird.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>e weitere willkommene Abwechslung auf Dubais Speisekarte bieten<br />

S<strong>in</strong>gapur und Malaysia. Beide Landesküchen reflektieren die multikulturelle<br />

und multiethnische Zusammensetzung ihrer Bevölkerung mit<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>flüssen, von <strong>den</strong>en ch<strong>in</strong>esisch, <strong>in</strong>disch und thailändisch nur drei Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d und die im Falle von Malaysia sogar teils arabische Ursprünge<br />

haben. Abgesehen von wesentlichen soziokulturellen Unterschie<strong>den</strong>,<br />

etwa im H<strong>in</strong>blick auf die Staatsreligion, ist <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> südostasiatischen<br />

Län<strong>der</strong>n geme<strong>in</strong>sam, dass ihre <strong>in</strong> Dubai leben<strong>den</strong> Auslän<strong>der</strong>geme<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

gut vernetzt und sehr darauf bedacht s<strong>in</strong>d, ihr kulturelles Erbe auch<br />

fernab <strong>der</strong> Heimat am Leben zu erhalten. Malaysische Frauen etwa tra-<br />

Fotos: fotolia & Jumeirah Group<br />

fen sich während des vergangenen Monats Ramadan je<strong>den</strong> Freitag zu<br />

e<strong>in</strong>em Basar im malaysischen Generalkonsulat <strong>in</strong> Bur Dubai, bei dem<br />

hausgemachte Spezialitäten verkauft und anschließend zusammen das<br />

Fasten gebrochen wur<strong>den</strong>. Mag dies auch <strong>der</strong> direkteste Weg se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en<br />

Happen aus <strong>den</strong> Kochtöpfen malaysischer Mütter zu probieren, so ist<br />

doch auch für die übrigen elf Monate des Jahres gesorgt: Nasi Goreng<br />

und Nasi Pedang, so wie sie se<strong>in</strong> sollen, sowie e<strong>in</strong>iges mehr f<strong>in</strong>det man im<br />

Betawi Cafe gegenüber von Centerpo<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Karama. Das w<strong>in</strong>zige Café bereitet<br />

sogar se<strong>in</strong>e Satay Sauce selbst vor Ort zu und hat sich damit nicht<br />

nur unter malaysischen Expats e<strong>in</strong>en Namen gemacht. <strong>E<strong>in</strong></strong>e Mischung<br />

aus Gerichten, die ihren Ursprung <strong>in</strong> Malaysia, Indonesien, S<strong>in</strong>gapur<br />

o<strong>der</strong> irgendwo dazwischen haben, bietet das S<strong>in</strong>gapore Deli <strong>in</strong> Karama,<br />

das von Landsleuten als authentisch bezeichnet und wegen se<strong>in</strong>er unschlagbaren<br />

Preise und <strong>der</strong> guten Qualität geliebt wird. Wan<strong>der</strong>t man<br />

von S<strong>in</strong>gapore Deli gegenüber dem BurJuman Center e<strong>in</strong> paar Straßen<br />

weiter Richtung Zaabeel Road, so f<strong>in</strong>det man nahe dem Pizza Inn Restaurant<br />

h<strong>in</strong>ter Sp<strong>in</strong>neys das City Moon Cafe, das, obwohl kaum groß genug<br />

für se<strong>in</strong>e fünf Tische, neben se<strong>in</strong>er Restaurantfunktion auch als Kulturzentrum<br />

für Dubais s<strong>in</strong>gapurische Geme<strong>in</strong>de dient. Die Besitzer<strong>in</strong> SITI<br />

FATIMAH OSMAN fungiert als Gastmutter und Küchenchef<strong>in</strong> zugleich.<br />

Nachdem sie für zwei Jahrzehnte <strong>in</strong> ihrer Heimat e<strong>in</strong>en Supermarkt<br />

und drei Restaurants geführt hatte, packte sie ihre Koffer und kam nach<br />

Dubai, wo ihr Café <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile e<strong>in</strong>en treuen Kun<strong>den</strong>kreis anzog. Die<br />

Speisekarte, ebenfalls e<strong>in</strong> Mix aus malaysischen, <strong>in</strong>donesischen und ch<strong>in</strong>esischen<br />

Aromen, än<strong>der</strong>t sich täglich, doch für die Stammkundschaft<br />

ist es üblich, e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> die Küche zu gehen und sich aus <strong>den</strong> brodeln<strong>den</strong><br />

Töpfen ihr Wunschmenü zusammenzustellen.<br />

Ke<strong>in</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>wan<strong>der</strong>ungsland wäre wohl komplett ohne die Ch<strong>in</strong>esen und<br />

somit hat natürlich auch das Reich <strong>der</strong> Mitte se<strong>in</strong>en Teil an kul<strong>in</strong>arischem<br />

KULTUR<br />

Import nach Dubai geleistet. Abgesehen von <strong>den</strong> unvermeidlichen Noodles<br />

und <strong>der</strong> Pek<strong>in</strong>gente vom Fastfood-Takeout hat man <strong>in</strong> Dubai jedoch<br />

auch die Möglichkeit, ch<strong>in</strong>esische Küche von e<strong>in</strong>er etwas authentischeren<br />

Seite zu erleben. Dafür begibt man sich am besten <strong>in</strong> <strong>den</strong> ursprünglichen<br />

Teil <strong>der</strong> Stadt, nach Deira. Auf <strong>den</strong> ersten <strong>Blick</strong> mag man me<strong>in</strong>en,<br />

auf dem <strong>in</strong>dischen Subkont<strong>in</strong>ent gelandet zu se<strong>in</strong>, doch <strong>in</strong>mitten <strong>der</strong><br />

Märkte, Imbissbu<strong>den</strong> und Straßenverkäufer f<strong>in</strong>det man an <strong>der</strong> Maktoum<br />

Street das familiengeführte Restaurant Ch<strong>in</strong>a Sea, das <strong>den</strong> Charme e<strong>in</strong>er<br />

kommunistischen Kant<strong>in</strong>e mit <strong>der</strong> Dekoration e<strong>in</strong>er ch<strong>in</strong>esischen Neujahrsparty<br />

verb<strong>in</strong>det. Lässt man sich we<strong>der</strong> vom Aussehen noch von <strong>den</strong><br />

spärlichen Englischkenntnissen <strong>der</strong> Kellner<strong>in</strong>nen abschrecken, erwartet<br />

e<strong>in</strong>en jedoch e<strong>in</strong> wahrhaft unverfälschtes Erlebnis ch<strong>in</strong>esischer Leckerbissen,<br />

das weit über das Glasnudeln-<strong>in</strong>-Sojasauce-Standardangebot <strong>der</strong><br />

allgegenwärtigen ch<strong>in</strong>esischen Imbissbu<strong>den</strong> h<strong>in</strong>ausreicht.<br />

All dies kann nicht mehr als e<strong>in</strong>e Vorspeise zu dem Büfett an kul<strong>in</strong>arischen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten se<strong>in</strong>, das Dubai zu bieten hat – abseits von<br />

dem Glamour, dem Glitzer und <strong>der</strong> Extravaganz, zu <strong>der</strong>en Symbol die<br />

Wüstenstadt <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen Jahren mutiert ist. Das Herz o<strong>der</strong><br />

besser gesagt, <strong>der</strong> Magen <strong>der</strong> Stadt, bef<strong>in</strong>det sich an <strong>den</strong> namenlosen<br />

Straßenecken, an <strong>den</strong>en libanesische Immigranten hauchdünne Fleischscheiben<br />

von e<strong>in</strong>em vor sich h<strong>in</strong> grillen<strong>den</strong> Lammspieß schnei<strong>den</strong>. Wo<br />

schnauzbärtige In<strong>der</strong> <strong>in</strong> Cafeterien, die kaum genug Platz für e<strong>in</strong>en<br />

Herd bieten, heiße, elastische Parathas ausrollen. O<strong>der</strong> wo frischgebackene<br />

Pandecoco die vorbeieilen<strong>den</strong> Fußgänger mit <strong>den</strong> Düften Manilas<br />

betören. Aus diesen unsche<strong>in</strong>baren Kochtöpfen wer<strong>den</strong> die Seelen dieser<br />

Stadt gefüttert. Geme<strong>in</strong>sam bil<strong>den</strong> sie kaleidoskopartig die vielfältige<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>wan<strong>der</strong>erkultur e<strong>in</strong>es Ortes ab, an <strong>den</strong> Millionen gekommen s<strong>in</strong>d,<br />

um ihre Träume zu verwirklichen: <strong>E<strong>in</strong></strong>e Art New York des Nahen Ostens.<br />

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