LIVING / LIFESTYLE TEXT - Fokus
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NACHHER IST MAN MEIST GESCHEITER. Wenn es<br />
um den Bau eines neuen Eigenheims oder<br />
den Kauf eines Reihenhauses geht, konzentrieren<br />
sich die Gedanken und Anstrengungen<br />
vorwiegend auf die Planung der<br />
eigenen vier Wände. Raumaufteilung, Innenausstattung<br />
und deren Finanzierung<br />
stehen im Mittelpunkt. Für die Gestaltung<br />
und Ideenfindung des umliegenden Grundstücks<br />
bleiben meist viel zu wenig Zeit,<br />
Kraft und Geld. Ist das Objekt dann fertig,<br />
wird dieses Versäumnis plötzlich offensichtlich.<br />
Denn zumeist begnügen sich Bauträger<br />
bei der Übergabe auf den sterilen,<br />
schnell angelegten Grünrasen samt Maschendrahtzaun<br />
mit bestenfalls einem<br />
schmächtigen Jungbaum. Wer selbst baut,<br />
ist meist noch schlimmer dran. Baukräne,<br />
fahrende Bagger und unzählige Fußabdrücke<br />
der Baumannschaften hinterlassen<br />
in der Regel eine riesige, fast steinwüstenartig<br />
harte Grundfläche, auf der sich kein<br />
Grün durchsetzt. Neben der optischen Katastrophe<br />
werden dann auch viele weitere<br />
Nachteile spürbar. Lacht nämlich die pralle<br />
Sommersonne vom Himmel, macht fehlender<br />
Naturschatten den Aufenthalt im<br />
Freien zur Qual. Der erste Gewitterregen<br />
verwandelt wiederum die Stein- in eine<br />
unbetretbare Schlammwüste. Und mangels<br />
Sichtschutz können selbst weiter entfernte<br />
Nachbarn ein fast stundengenaues Protokoll<br />
Ihrer Lebens- und Essgewohnheiten<br />
auf der völlig frei liegenden Terrasse führen.<br />
Schnelle Abhilfe ist also gerade bei<br />
der Beschattung, der Bodenverbesserung<br />
und den optischen Begrenzungen gefragt.<br />
Parallel kann auch am Design des Gartens<br />
für die nächsten Jahre gearbeitet werden.<br />
PLANUNG UND BODENVORBEREITUNG. Auch wenn<br />
die Zeit drängt, selbst der „schnelle“ Garten<br />
erfordert Planung und einige Vorbereitungen,<br />
um auch in den Folgejahren die Freizeit<br />
zufrieden genießen zu können. Dazu<br />
gehören Überlegungen zur Gartenraumgestaltung<br />
und der gewünschten Lebensbereiche<br />
im Freien ebenso wie ein Minimum<br />
an Bodenvorbereitung. Beobachten Sie die<br />
Gegebenheiten wie Sonneneinstrahlung,<br />
Schattenbereiche und Windverhältnisse<br />
und stimmen Sie dann Ihre bevorzugten<br />
Freizeitaktivitäten im Garten darauf ab.<br />
PERFEKTE PLATZWAHL. Obstbäume und das<br />
Gemüsebeet brauchen ebenso viel Sonne<br />
wie der eventuelle Platz für einen Pool. Ein<br />
Bereich, in dem die Kinder Fußball spielen<br />
oder das Trampolin Platz finden soll,<br />
kommt auch mit Halbschatten aus. Wichtig<br />
ist auch die ortsübliche Windrichtung, um<br />
entsprechende Pflanzen zum Schutz anzusiedeln.<br />
Und schließlich sollten Sie bestimmen,<br />
aus welchen Blickrichtungen mehr<br />
Privatsphäre gewünscht wird, um ohne<br />
ständige Beobachtung der Nachbarn die<br />
Zeit im Garten zu genießen. Ist diese<br />
Grundskizze fertig, sollte vor der Fahrt ins<br />
nächste Gartencenter der verhärtete Boden<br />
noch entsprechend vorbereitet werden. Vor<br />
der Aufschüttung mit gesiebter Erde muss<br />
der Boden zumindest 20 Zentimeter tief<br />
umgegraben oder einfacher mit einer Fräse<br />
aufgelockert werden. Danach hilft das Aufstreuen<br />
von Kompost den Boden für die<br />
Pflanzen zu verbessern. Auch der Graswuchs<br />
wird dadurch leichter erfolgen.<br />
SCHNELLER SCHATTEN DANK TURBOPFLANZEN.<br />
Zugegeben, nichts ist schöner als an heißen<br />
Sonnentagen unter der ausladenden Krone<br />
eines ehrwürdigen Apfelbaums oder einer<br />
Linde im Liegestuhl zu sitzen. Ohne Altbaumbestand<br />
müsste man auf dieses Vergnügen<br />
allerdings zehn Jahre und mehr<br />
warten. Bei Beachtung einiger Tricks und<br />
der richtigen Pflanzenwahl ist eine ausreichende<br />
Beschattung aber auch schneller zu<br />
erreichen. Zwei oder drei Jahre Vorsprung<br />
beim Pflanzenwachstum bekommt man<br />
zum Beispiel, wenn etwa die ausgewählte<br />
Liege- oder Sitzfläche im Garten um einen<br />
Meter vertieft angelegt wird. Somit können<br />
auch schon kleinere Bäume oder Sträucher,<br />
am erhöhten Rand gesetzt, schneller ausreichend<br />
Schatten spenden. Am entscheidendsten<br />
ist aber die Wahl der richtigen<br />
Pflanzen. Denn neben langsam wachsenden<br />
Vertretern gibt es einige echte Turbogewächse,<br />
die oft in einem Jahr mehrere<br />
Meter Größe erreichen. Dabei sind zunächst<br />
einjährige und mehrjährige Typen<br />
zu unterscheiden. Erstere haben eine Lebensdauer<br />
von nur einer Saison, müssen<br />
also jedes Jahr neu gesetzt werden. Am<br />
idealsten mischt man daher diese mit<br />
mehrjährigen Typen. Vor allem Kletter-<br />
und Schlingpflanzen sind oft wahre Wachstumsmeister.<br />
So kann eine Glockenrebe bis<br />
zu sechs Meter in nur einem Jahr schaffen<br />
und etwa eine kahle Pergola oder Terrassenüberdachung<br />
mit dichtem Grün bewachsen.<br />
Auch Goldrute oder Blauregen<br />
schaffen relativ schnell Sonnenschutz. Das<br />
Angenehme mit dem Nützlichen verbinden<br />
auch Feuerbohnen. Sie wachsen rasch in bis<br />
zu vier Metern Höhe, sind sehr dicht mit<br />
Blättern bedeckt und liefern zudem noch<br />
frisches Gemüse für die Küche. Entsprechend<br />
groß gekauft, können auch Weinreben<br />
sehr schnell ein Terrassendach begrünen<br />
und jeden Herbst gesunde Trauben<br />
liefern. Beim Kauf von Bäumen sollte in<br />
etwas größere Pflanzen investiert werden.<br />
Wer zudem etwa einer Salweide, Bergahorn<br />
oder einer Silberpappel gegenüber Linden<br />
oder Nadelbäumen den Vorzug gibt, erhält<br />
schon nach ein paar Jahren kräftigen Schatten<br />
durch den schnelleren Wuchs. Aber<br />
Achtung! Unbedingt die Raummöglichkeiten<br />
im Garten beachten – nach zehn oder<br />
20 Jahren wird aus dem kleinsten Baum ein<br />
viel Platz einfordernder Riese.<br />
APRIL/MAI 2010 FOKUS I HOME & BUSINESS 59