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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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A L T S T E I N Z E I T<br />

Frauenstatuetten <strong>aus</strong> Nebra, Burgenlandkreis<br />

(Sachsen-Anhalt)<br />

Die drei kleinen, nur 5,2 bis 6,6 cm hohen Figuren wurden 1962 auf einem<br />

Wohnplatz von Jägern des späten Jungpaläolithikums (12.-11. Jahrt<strong>aus</strong>end<br />

v. Chr.) gefunden. Zwei Figuren fanden sich auf dem Boden von Gruben. Die<br />

dritte Statuette lag in einer mittels sechs senkrecht gestellter Steinplatten<br />

gebauten Kiste, die mit einer Sandsteinplatte abgedeckt war und Steinwerkzeuge<br />

und Tierknochen enthielt. Sowohl die Gruben als auch die Steinkiste<br />

waren mit Ocker rot gefärbt.<br />

Die stark schematisierten Statuetten zeigen einen menschlichen Körper in der<br />

Seitenansicht bzw. als Silhouette. Die <strong>aus</strong>nahmslos ohne Kopf dargestellten<br />

Statuetten besitzen einen schlanken Körper und weisen ein stark betontes<br />

Gesäß auf. Sie sind in der Regel unverziert. Allgemein wird angenommen,<br />

dass es sich um Frauendarstellungen handelt, da vereinzelt Brüste angedeutet<br />

sind. Insgesamt sind gegenwärtig etwa 95 Statuetten vergleichbarer Form<br />

von 17 Fundplätzen zwischen Südwestfrankreich und der Ukraine bekannt.<br />

Die Länge dieser Figuren variiert: Zu den kleinsten gehören mit 1,5 cm Anhänger<br />

<strong>aus</strong> Petersfels und mit 21 cm ist eine Figur <strong>aus</strong> Andernach das bislang<br />

größte Exemplar. Die weite Verbreitung vergleichbar gestalteter Figurinen<br />

belegt eindrucksvoll den Aust<strong>aus</strong>ch und die Kommunikation zwischen den<br />

mobilen jägerischen Gruppen.<br />

Aus Gönnersdorf im Rheinland sind Gravierungen auf Schieferplatten bekannt,<br />

die sehr ähnliche Figuren zeigen. Die formale Übereinstimmung zwischen<br />

den plastischen und den gravierten Frauendarstellungen gibt Anlass<br />

zu Überlegungen zur einstigen Aufstellung der plastischen Bildwerke. Bemerkenswert<br />

ist nämlich bei den Gravierungen von Gönnersdorf, dass nicht<br />

nur eine Frau alleine dargestellt wird, sondern dass sie zu mehreren gruppiert<br />

sind. Diese Gravierungen werden daher auch als Tanzszenen gedeutet. Analog<br />

hierzu wäre daran zu denken, dass auch die plastischen Figürchen szenisch<br />

angeordnet werden konnten. Dies wiederum verweist auf die Möglichkeit,<br />

die Statuetten mit Ritualen und Festen zu verbinden, die zu den Aktivitäten<br />

während der längeren Aufenthalte der Jägergruppen in ihren Winterlagern<br />

gehörten.<br />

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