Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
A L T S T E I N Z E I T<br />
Abb. 5.<br />
3<br />
Skelettreste <strong>aus</strong> dem Neanderthal bei Düsseldorf<br />
(Nordrhein-Westfalen)<br />
1856 wurden im Neandertal bei Düsseldorf Skelettreste gefunden, unter<br />
denen besonders der Schädel mit seinen <strong>aus</strong>geprägten Überaugenwulsten<br />
(Abb. 5) Verwunderung hervorrief. Der Fund wurde für eine frühe Menschenart,<br />
den homo neanderthalensis, namengebend. Heute sind Überreste von<br />
etwa 300 Neandertalern zwischen dem Atlantik und Mittelasien bekannt.<br />
1856 jedoch führten die Skelettreste zu einer scharfen Kontroverse. Der Geologe<br />
Johann Carl Fuhlrott und der Anatom Hermann Schaffh<strong>aus</strong>en hielten die<br />
Knochen für „das älteste Denkmal der früheren Bewohner Europas“, während<br />
der berühmte Berliner Arzt, Archäologe und Parlamentsabgeordnete Rudolf<br />
Virchow die Ansicht vertrat, es handele sich um die krankhaft veränderten<br />
Knochen eines modernen Menschen. Während in England der Fund <strong>aus</strong> dem<br />
Neandertal rasch Beachtung fand, so auch in Charles Darwins 1871 veröffentlichtem<br />
Buch „The Descent of Man“, blieb die Fachwelt in <strong>Deutschland</strong> unter<br />
Virchows Einfluss bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurückhaltend.<br />
1997 wurde die Fundstelle im Neandertal wiederentdeckt und bei Grabungen<br />
Knochen freigelegt, die 1856 übersehen worden waren und zu dem damals<br />
gefundenen Skelett gehören. Außerdem konnten Knochen von zwei weiteren<br />
Neandertalern identifiziert werden. Der Tote im Neandertal war nach einem<br />
Bruch seines linken Arms zeitlebens körperlich eingeschränkt. Er wurde aber<br />
von den Mitgliedern seiner Gruppe unterstützt und schließlich in einem Grab<br />
beigesetzt. Die Neandertaler sorgten sich nicht nur um die Schwächeren in<br />
der Gruppe, sondern auch um ihre Toten. Im französischen La Ferrassie fand<br />
sich sogar ein kleiner Friedhof mit acht Gräbern.<br />
Homo neanderthalensis war teilweise ein Zeitgenosse des modernen Menschen.<br />
Der Tote <strong>aus</strong> dem Neandertal gehört zu den jüngsten Neandertalern in<br />
Mitteleuropa und lebte vor etwa 42 000 Jahren. Die Neandertaler waren, wie<br />
jüngere Untersuchungen gezeigt haben, vor allem erfolgreiche Jäger: Fleisch<br />
bildete den wichtigsten Bestandteil ihrer Nahrung.<br />
Schon lange sieht man in den Neandertalern keine affenähnlichen<br />
Wesen mehr. Ihre soziale Kommunikation und<br />
ihre technischen Fähigkeiten rücken sie in die Nähe zum modernen<br />
Menschen. Dem Neandertaler wird sein Menschsein<br />
heute nicht mehr abgesprochen. Warum er verschwand, ist<br />
seit langem umstritten. Zuletzt wurde die These favorisiert,<br />
dass kurze und extreme Kälteeinbrüche (sog. Heinrich-Ereignisse)<br />
schließlich das Überleben des Neandertalers um<br />
40 000 vor heute unmöglich gemacht haben könnten.<br />
14<br />
15