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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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40<br />

R Ö M I S C H E Z E I T<br />

Grab <strong>aus</strong> Hassleben, Kr. Sömmerda<br />

(Thüringen)<br />

Besonders reiche Gräber sind in Germanien eher selten. Um so bemerkenswerter<br />

ist ein außerordentlich opulent <strong>aus</strong>gestattetes Grab, das 1913 im<br />

thüringischen Hassleben aufgedeckt wurde. Es handelt sich um eine Körperbestattung,<br />

während in dieser Zeit die Toten in der Regel verbrannt und<br />

die Überreste in Tongefäßen beigesetzt wurden. Die im Grab beigegebenen<br />

Objekte sind zum großen Teil nicht in germanischen Werkstätten hergestellt<br />

worden, sondern stammen <strong>aus</strong> dem römischen Reich. Römische Importgegenstände<br />

gibt es in Thüringen zahlreich auch in anderen Gräbern. Das Besondere<br />

der Beigaben des Grabes von Hassleben liegt in der großen Menge<br />

und hohen Qualität.<br />

Her<strong>aus</strong>ragend sind die beiden massiven goldenen Gewandschließen (Fibeln)<br />

und der goldene Fingerring. Daneben fanden sich ein massiver goldenen Halsreif,<br />

ein Collier <strong>aus</strong> Glasperlen, goldene axtförmige Anhänger und durchlochte<br />

römische Goldmünzen sowie eine Bernsteinkette. Auf beiden Schultern der<br />

Toten lagen je eine Scheibenfibel mit Bernsteineinlage und eine Silberfibel.<br />

Eine Nadel mit dem eingefassten Almandin stammt vom Kopfschmuck (Abb.<br />

25). Weiterhin sind ein Knochenkamm und eine Knochenspindel zu erwähnen.<br />

Schließlich fand sich in einem Schmuckkästchen eine Bernsteinkette und<br />

ein Hakenschlüssel. Neben dem Schmuck gehört zur Grab<strong>aus</strong>stattung Tafelgeschirr:<br />

eine Reihe von römischen Bronzetellern und Gefäßen, auch eine<br />

silberne Schöpfkelle mit Sieb für den Wein, ein Glasgefäß und verschiedene<br />

römische Tongefäße. Dazu passen die exquisiten Speisebeigaben: ein Spanferkel<br />

und ein Hecht, Reste von Schaf oder Ziege und Hirsch.<br />

Die Grablege erfolgte in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr., im<br />

Mund der vornehmen Dame fand sich ein Aureus des Kaisers Gallienus (259-<br />

268), nach antiker Vorstellung Fährgeld für Charon, der die Toten zur Unterwelt<br />

geleitete. Die Goldmünze könnte <strong>aus</strong> den Soldzahlungen für germanische<br />

Söldner im römischen Militär stammen. Möglicherweise ist die reiche<br />

Ausstattung des Grabes aber auch das ganz handfeste Ergebnis einer der germanischen<br />

Übergriffe auf das römische Reich in den Jahren 259 und 260.<br />

Teile der Beute, die den Germanen beim Übergang über den Rhein verloren<br />

gingen oder von ihnen geopfert wurden und die in den letzten Jahren <strong>aus</strong> dem<br />

Rhein <strong>aus</strong>gebaggert wurden, zeigen das enorme Potential dieser Beutezüge,<br />

welche erheblichen Einfluss auf die innergermanische Ökonomie gehabt haben<br />

dürften. Jedenfalls übertreffen quantitativ allein die Beutestücke <strong>aus</strong> dem<br />

Rhein die Metallgeschirrbeigaben aller germanischen Fürstengräber.<br />

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Abb. 25.<br />

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