Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
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B R O N Z E Z E I T<br />
Abb. 14.<br />
Stabdolche von Melz, Kr. Müritz<br />
(Mecklenburg-Vorpommern)<br />
Zu den bemerkenswertesten Waffen der<br />
Frühbronzezeit gehören die sogenannten<br />
Stabdolche. Es sind Dolche mit einem breiten<br />
Heft, die mit einem längeren Stiel quer<br />
geschäftet waren. Man konnte sie also einerseits<br />
wie eine Axt handhaben. Andererseits<br />
verlängerte man durch den Stiel die Reichweite<br />
des Dolchs mit seinen rasiermesserscharfen<br />
Klingen, die tiefe, folgenschwere<br />
und vermutlich häufig tödliche Wunden zufügten.<br />
Die Stabdolche sind zum Töten von<br />
Menschen erdacht.<br />
Die Exemplare von Melz wurden 1970 bei<br />
Entwässerungsarbeiten in einer feuchten<br />
Wiese entdeckt. Bei der Deponierung waren<br />
die Schäfte und die Dolchklingen demontiert<br />
und zwei Meter voneinander entfernt<br />
niedergelegt worden. Aufgrund von 14C-<br />
Daten lassen sie sich in die Zeit zwischen<br />
2100 und 1950 v. Chr. datieren. Sie gehören<br />
zu einer relativ späten Gruppe von Stabdolchen<br />
in Polen, Mitteldeutschland und Mecklenburg.<br />
Die frühsten bekannten Stabdolche<br />
sind jedoch bereits in die erste Hälfte des 3.<br />
Jahrt<strong>aus</strong>ends v. Chr. zu datieren, ein Beginn<br />
bereits im 4. Jahrt<strong>aus</strong>end v. Chr. ist für einige Exemplare <strong>aus</strong> Oberitalien nicht<br />
<strong>aus</strong>zuschließen. Stabdolche wurden also etwa t<strong>aus</strong>end Jahre hergestellt, bis<br />
sie schließlich durch das Schwert verdrängt wurden.<br />
Die meisten Stabdolche sind einzeln oder in selteneren Fällen auch mit mehreren<br />
anderen Gegenständen als Gabe für übernatürlich gedachte Mächte<br />
in die Erde gekommen. Als Grabbeigabe kennt man sie nur <strong>aus</strong> wenigen Regionen,<br />
z. B. <strong>aus</strong> frühbronzezeitlichen Gräbern in Südostspanien (El Argar,<br />
Fuente Alamo) und <strong>aus</strong> Gräbern in Mitteldeutschland und Polen.<br />
Die hohe Bedeutung dieser Waffen wird auch durch die Darstellung von Stabdolchen<br />
auf der 4,5 m hohen Stele von Tübingen-Weilheim (Abb. 14) dokumentiert.<br />
Sie wurde vor wenigen Jahren gefunden und stellt das erste derartige<br />
Bildwerk nördlich der Alpen dar.<br />
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