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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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F R Ü H E S M I T T E L A L T E R<br />

Abb. 30.<br />

Adlerfibel <strong>aus</strong> Oßmannstedt, Lkr. Weimarer Land<br />

(Thüringen)<br />

Aus einem Frauengrab stammt die 6 cm große Fibel in Form eines Adlers mit<br />

angelegten Flügeln. Sie war mit einer Bernsteinperle an einer 1,2 m langen<br />

Goldkette befestigt. Die Gewandschließe lag im Beckenbereich der Frau und<br />

hielt das Totengewand zusammen. Es handelt sich um eine charakteristische<br />

Arbeit in „Cloisionné“-Technik, die sich seit dem 4. Jahrhundert n. Chr.<br />

in Mittel- und Westeuropa großer Beliebtheit erfreute. Diese Technik wurde<br />

schon im 2. Jahrhundert n. Chr. in griechischen Werkstätten des nördlichen<br />

Schwarzmeerraums in großer Meisterschaft <strong>aus</strong>geführt. Letztlich geht sie auf<br />

hellenistischen Schmuck zurück. In die kleinen Zellen, die <strong>aus</strong> aufgelöteten<br />

Goldstegen gebildet werden, wurden farbige Steine, bevorzugt Almandine,<br />

eingesetzt. Bei der Oßmannstädter Fibel wurden für die die 47 unterschiedlich<br />

geformten Zellen flache Almandine verwendet, während das Auge des Adlers<br />

von einem konvex geschliffenen Almandin gebildet wird.<br />

Die Fibel und die übrigen Beigaben des Grabes, u. a. eine goldene Schnalle,<br />

ein goldener Fingerring, ein zerbrochener Bronzespiegel und zwei goldene<br />

Ohrringe, zeigen die Tote als Angehörige der Oberschicht. Das Motiv des Adlers<br />

als Vogel des Königs (und heute des Staats) unterstreicht die Position der<br />

Macht, an welcher die Verstorbene teilhatte. Das Grab wird in die Zeit zwischen<br />

450 und 490 n. Chr. datiert.<br />

Die Bestattete hatte einen künstlich deformierten Schädel (Abb. 30). Durch<br />

die Bandagierung des Kopfs im Kindsalter erreichte man seine charakteristische<br />

Form. Solche „Turmschädel“ gehörten zum Schönheitsideal, das besonders<br />

während des 5. Jahrhunderts n. Chr. bei den Hunnen gepflegt wurde.<br />

Künstliche Schädeldeformierungen sind aber schon weit früher praktiziert<br />

worden und lassen sich in verschiedenen<br />

Regionen Eurasiens bis in das Neolithikum<br />

verfolgen.<br />

Im 5. Jahrhundert n. Chr. hatten die in der<br />

ungarischen Tiefebene ansässigen Hunnen<br />

auch germanische Stammesgebiete in ihren<br />

Herrschaftsbereich einbezogen. Die<br />

militärische Niederlage des hunnischen<br />

Heeres unter ihrem König Attila gegen eine<br />

römisch-germanische Koalition auf den Katalaunischen<br />

Feldern 451 n. Chr. und Attilas<br />

Tod 453 n. Chr. beendeten den hunnischen<br />

Einfluss in Mitteleuropa.<br />

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