Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
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B R O N Z E Z E I T<br />
Bronzeräder <strong>aus</strong> Stade<br />
(Niedersachsen)<br />
Die vier bronzenen Räder wurden 1919 waagrecht liegend 40-60 cm tief im<br />
Heidesand gefunden. Sie haben einen Durchmesser von 58 cm, die Länge der<br />
Naben beträgt 36 cm. Jedes Rad wiegt fast 12 kg. In der Hohlkehle der Felge<br />
fanden sich Reste von Eichenholz, die vermutlich zu der ursprünglichen Holzlauffläche<br />
des Rads gehörten.<br />
Die Räder sind technische Meisterleistungen ihrer Zeit. Kompliziertere Bronzegüsse<br />
finden sich in Europa nördlich der Alpen nicht vor 1500 v. Chr. Handwerkliche<br />
Spitzenleistungen ihrer Zeit sind die Luren und Miniaturwagen<br />
mit Kesseln (z. B. Nr. 21, Peckatel) oder der Sonnenwagen von Trundholm in<br />
Dänemark. Besonders her<strong>aus</strong>ragend aber sind die Speichenräder. Immerhin<br />
eines der Räder von Stade wurde in einem einzigen Gussvorgang hergestellt.<br />
Hierfür musste eine komplizierte Tonform aufgebaut werden, was große Erfahrung<br />
vor<strong>aus</strong>setzte. Zudem musste die flüssige Bronze, immerhin 12 kg, pyrotechnisch<br />
perfekt beherrscht werden.<br />
Bemerkenswert ist die weiträumige Verbreitung sehr ähnlicher Räder zwischen<br />
Südfrankreich und Norddeutschland. Nur herstellungstechnische Untersuchungen<br />
könnten klären, ob sie <strong>aus</strong> einer einzigen Werkstatt stammen.<br />
Die Räder waren eine über<strong>aus</strong> wertvolle Opfergabe. In vergleichbarer Weise<br />
wurden auch andernorts Räder ohne weitere Beigaben den übernatürlich gedachten<br />
Mächten geweiht. Zwei Räder <strong>aus</strong> dem rumänischen Arokalja gehören<br />
in das 13./12. Jahrhundert v. Chr. Im pfälzischen Haßloch waren vier Räder<br />
absichtlich zerschlagen und etwa ein Meter tief in der Erde vergraben worden.<br />
Ein einzelnes Rad fand sich im Torfmoor bei Coulon (Frankreich). Bruchstücke<br />
von bronzenen Rädern sind zuweilen auch Bestandteil von anders strukturierten<br />
Weihgaben, in denen absichtlich zerbrochene Objekte, Waffen, Schmuck<br />
und Geräte zusammengefasst waren.<br />
Die Zahl der deponierten Räder erlaubt keinen Rückschluss darauf, ob der<br />
Wagen ursprünglich zwei- oder vierrädrig war. Es ist deshalb nicht <strong>aus</strong>ge-<br />
schlossen, dass in Stade Reste zweier Wagen deponiert<br />
waren. Vierspeichige Ganzmetallräder waren<br />
vermutlich nicht wirklich belastbar, sondern<br />
dienten repräsentativen Zwecken oder als Totenfahrzeug<br />
für die Bestattung. Die meisten Ganz- metallräder<br />
sind in das 9. Jh. und frühe 8. Jh. v. Chr. zu<br />
datieren. Ein 14C-Datum der Holzreste <strong>aus</strong> einem<br />
der Stader Räder ergab nur einen Zeitrahmen von<br />
1120 bis 890 v. Chr.<br />
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Abb. 20-21.<br />
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