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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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27<br />

B R O N Z E Z E I T<br />

Bronzeräder <strong>aus</strong> Stade<br />

(Niedersachsen)<br />

Die vier bronzenen Räder wurden 1919 waagrecht liegend 40-60 cm tief im<br />

Heidesand gefunden. Sie haben einen Durchmesser von 58 cm, die Länge der<br />

Naben beträgt 36 cm. Jedes Rad wiegt fast 12 kg. In der Hohlkehle der Felge<br />

fanden sich Reste von Eichenholz, die vermutlich zu der ursprünglichen Holzlauffläche<br />

des Rads gehörten.<br />

Die Räder sind technische Meisterleistungen ihrer Zeit. Kompliziertere Bronzegüsse<br />

finden sich in Europa nördlich der Alpen nicht vor 1500 v. Chr. Handwerkliche<br />

Spitzenleistungen ihrer Zeit sind die Luren und Miniaturwagen<br />

mit Kesseln (z. B. Nr. 21, Peckatel) oder der Sonnenwagen von Trundholm in<br />

Dänemark. Besonders her<strong>aus</strong>ragend aber sind die Speichenräder. Immerhin<br />

eines der Räder von Stade wurde in einem einzigen Gussvorgang hergestellt.<br />

Hierfür musste eine komplizierte Tonform aufgebaut werden, was große Erfahrung<br />

vor<strong>aus</strong>setzte. Zudem musste die flüssige Bronze, immerhin 12 kg, pyrotechnisch<br />

perfekt beherrscht werden.<br />

Bemerkenswert ist die weiträumige Verbreitung sehr ähnlicher Räder zwischen<br />

Südfrankreich und Norddeutschland. Nur herstellungstechnische Untersuchungen<br />

könnten klären, ob sie <strong>aus</strong> einer einzigen Werkstatt stammen.<br />

Die Räder waren eine über<strong>aus</strong> wertvolle Opfergabe. In vergleichbarer Weise<br />

wurden auch andernorts Räder ohne weitere Beigaben den übernatürlich gedachten<br />

Mächten geweiht. Zwei Räder <strong>aus</strong> dem rumänischen Arokalja gehören<br />

in das 13./12. Jahrhundert v. Chr. Im pfälzischen Haßloch waren vier Räder<br />

absichtlich zerschlagen und etwa ein Meter tief in der Erde vergraben worden.<br />

Ein einzelnes Rad fand sich im Torfmoor bei Coulon (Frankreich). Bruchstücke<br />

von bronzenen Rädern sind zuweilen auch Bestandteil von anders strukturierten<br />

Weihgaben, in denen absichtlich zerbrochene Objekte, Waffen, Schmuck<br />

und Geräte zusammengefasst waren.<br />

Die Zahl der deponierten Räder erlaubt keinen Rückschluss darauf, ob der<br />

Wagen ursprünglich zwei- oder vierrädrig war. Es ist deshalb nicht <strong>aus</strong>ge-<br />

schlossen, dass in Stade Reste zweier Wagen deponiert<br />

waren. Vierspeichige Ganzmetallräder waren<br />

vermutlich nicht wirklich belastbar, sondern<br />

dienten repräsentativen Zwecken oder als Totenfahrzeug<br />

für die Bestattung. Die meisten Ganz- metallräder<br />

sind in das 9. Jh. und frühe 8. Jh. v. Chr. zu<br />

datieren. Ein 14C-Datum der Holzreste <strong>aus</strong> einem<br />

der Stader Räder ergab nur einen Zeitrahmen von<br />

1120 bis 890 v. Chr.<br />

62<br />

Abb. 20-21.<br />

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