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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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J U N G S T E I N Z E I T<br />

Kupferfund <strong>aus</strong> Riesebusch, Kr. Eutin<br />

(Schleswig-Holstein)<br />

Das Beil und die Spiralen <strong>aus</strong> Riesebusch kamen wahrscheinlich um 3500-<br />

3400 v. Chr. in den Boden und gehören damit zu den ältesten Zeugnissen für<br />

die Verwendung von Kupfer in Norddeutschland. Die Herkunft des Metalls ist<br />

noch nicht sicher zu bestimmen, doch vermutlich stammt es <strong>aus</strong> dem süd-<br />

ostalpinen Raum. Das Beil wiegt über 500 Gramm, die Schmuckspiralen etwa<br />

50-70 Gramm. Berücksichtigt man die ursprünglich zum Fund gehörigen,<br />

heute aber verlorenen Spiralen, so wurde über ein Kilogramm Kupfer deponiert.<br />

Beil und Spiralen stellen wahrscheinlich eine Gabe für die übernatürlich<br />

gedachten Mächte dar und nur diejenigen, die bereits in dieser Zeit das große<br />

Rad drehten und „internationale“ Kontakte hatten, konnten sich in den Besitz<br />

solch einer beträchtlichen Menge Kupfers setzen. Das bedeutete aber auch,<br />

dass nur sie mit diesen Mächten durch das Darbringen so wertvoller Gaben<br />

soziale Verpflichtungsverhältnisse eingehen konnten. Denn im System der<br />

Gabe gibt es drei Verpflichtungen: das Geben, das Annehmen der Gabe und<br />

das Erwidern der Gabe. Von den übernatürlich gedachten Mächten hatten<br />

die Opfernden also besonders große Geschenke zu erwarten. Das Kupfer, das<br />

mit dem Stein konkurrierte, hatte von Anfang an eine soziale Signifikanz als<br />

T<strong>aus</strong>chmittel, Gabe und Opfer.<br />

Dennoch liegt hier nicht das ganze Geheimnis der Karriere des Metalls. Das<br />

Metall hat vielmehr auch ganz praktische Vorteile, die man von Anfang an<br />

zu schätzen wusste. Es ist die Wiedereinschmelzbarkeit des Metalls, das es<br />

als Werkstoff so beliebt machte. Jede zerbrochene Axt konnte wieder eingeschmolzen<br />

und zu einer neuen Axt gegossen werden. Aus einer zerbrochenen<br />

Axt ließ sich bei Bedarf aber auch ein Armring oder ein Meißel gießen. Das<br />

Metall vereint also zwei bemerkenswerte Eigenschaften, die dem Stein oder<br />

anderen Materialien abgehen: Wiederherstellung und Konvertibilität. Dies<br />

hatte erhebliche ökonomische und soziale Konsequenzen. Wer den Zugriff<br />

auf das Metall kontrollierte, bekam auch entsprechenden Einfluss auf die Gesellschaft.<br />

Mit der Möglichkeit des Wiedereinschmelzens und des Herstellens eines neuen<br />

Gegenstands war eine neue Qualität in die Welt gekommen: Das erste Mal<br />

war ein Stoff im Umlauf, der sich (fast) nicht verbraucht. Einmal bergmännisch<br />

gewonnen und verhüttet, konnte das Metall immer wieder aufs Neue für die<br />

Herstellung von Objekten eingesetzt werden. Es ließ sich also (im Unterschied<br />

zu zerbrochenen Steinbeilen) auch sinnvoll akkumulieren. Alles konnte wiederverwendet<br />

werden, und das meiste wurde auch wiederverwendet.<br />

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