Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
11<br />
J U N G S T E I N Z E I T<br />
Kupferfund <strong>aus</strong> Riesebusch, Kr. Eutin<br />
(Schleswig-Holstein)<br />
Das Beil und die Spiralen <strong>aus</strong> Riesebusch kamen wahrscheinlich um 3500-<br />
3400 v. Chr. in den Boden und gehören damit zu den ältesten Zeugnissen für<br />
die Verwendung von Kupfer in Norddeutschland. Die Herkunft des Metalls ist<br />
noch nicht sicher zu bestimmen, doch vermutlich stammt es <strong>aus</strong> dem süd-<br />
ostalpinen Raum. Das Beil wiegt über 500 Gramm, die Schmuckspiralen etwa<br />
50-70 Gramm. Berücksichtigt man die ursprünglich zum Fund gehörigen,<br />
heute aber verlorenen Spiralen, so wurde über ein Kilogramm Kupfer deponiert.<br />
Beil und Spiralen stellen wahrscheinlich eine Gabe für die übernatürlich<br />
gedachten Mächte dar und nur diejenigen, die bereits in dieser Zeit das große<br />
Rad drehten und „internationale“ Kontakte hatten, konnten sich in den Besitz<br />
solch einer beträchtlichen Menge Kupfers setzen. Das bedeutete aber auch,<br />
dass nur sie mit diesen Mächten durch das Darbringen so wertvoller Gaben<br />
soziale Verpflichtungsverhältnisse eingehen konnten. Denn im System der<br />
Gabe gibt es drei Verpflichtungen: das Geben, das Annehmen der Gabe und<br />
das Erwidern der Gabe. Von den übernatürlich gedachten Mächten hatten<br />
die Opfernden also besonders große Geschenke zu erwarten. Das Kupfer, das<br />
mit dem Stein konkurrierte, hatte von Anfang an eine soziale Signifikanz als<br />
T<strong>aus</strong>chmittel, Gabe und Opfer.<br />
Dennoch liegt hier nicht das ganze Geheimnis der Karriere des Metalls. Das<br />
Metall hat vielmehr auch ganz praktische Vorteile, die man von Anfang an<br />
zu schätzen wusste. Es ist die Wiedereinschmelzbarkeit des Metalls, das es<br />
als Werkstoff so beliebt machte. Jede zerbrochene Axt konnte wieder eingeschmolzen<br />
und zu einer neuen Axt gegossen werden. Aus einer zerbrochenen<br />
Axt ließ sich bei Bedarf aber auch ein Armring oder ein Meißel gießen. Das<br />
Metall vereint also zwei bemerkenswerte Eigenschaften, die dem Stein oder<br />
anderen Materialien abgehen: Wiederherstellung und Konvertibilität. Dies<br />
hatte erhebliche ökonomische und soziale Konsequenzen. Wer den Zugriff<br />
auf das Metall kontrollierte, bekam auch entsprechenden Einfluss auf die Gesellschaft.<br />
Mit der Möglichkeit des Wiedereinschmelzens und des Herstellens eines neuen<br />
Gegenstands war eine neue Qualität in die Welt gekommen: Das erste Mal<br />
war ein Stoff im Umlauf, der sich (fast) nicht verbraucht. Einmal bergmännisch<br />
gewonnen und verhüttet, konnte das Metall immer wieder aufs Neue für die<br />
Herstellung von Objekten eingesetzt werden. Es ließ sich also (im Unterschied<br />
zu zerbrochenen Steinbeilen) auch sinnvoll akkumulieren. Alles konnte wiederverwendet<br />
werden, und das meiste wurde auch wiederverwendet.<br />
30<br />
31