Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
30<br />
E I S E N Z E I T<br />
Fürstenstatue vom Glauberg, Wetteraukreis<br />
(Hessen)<br />
Die Statue <strong>aus</strong> rötlichem Sandstein ist noch 1,86 m hoch erhalten. Ursprünglich<br />
war sie etwas größer, denn die Füße sind abgebrochen. Dargestellt ist ein<br />
keltischer Fürst, der einen Kompositpanzer <strong>aus</strong> Leder und Leinen trägt. Mit der<br />
linken Hand hält er einen ovalen Schild mit spindelförmigem Buckel, an seiner<br />
rechten Seite trägt er ein Schwert. Die rechte Hand ist auf die Brust gelegt, sicher<br />
ein bedeutungsvoller Gestus der Herrschafts<strong>aus</strong>übung. Als Insignien der<br />
Herrschaft sind der Armring, der Fingerring und der Halsring mit knospenförmigen<br />
Zierstücken anzusehen. Das Gesicht wird durch die großen Augen<br />
sowie den Schnurrbart und den Kinnbart dominiert. Auf dem Kopf trägt er<br />
eine Blattkrone: eine eng anliegende Kappe, die mit Blättern verziert ist und<br />
an der zwei große blattförmige Ansätze befestigt sind. Auch diese Blattkrone<br />
ist als Herrschaftsinsignie aufzufassen. Die Ausstattung des Fürsten findet sich<br />
weitgehend in Grab 1 wieder: Der dort Bestattete hatte ebenfalls ein Schwert<br />
und einen Schild bei sich, und er trug einen Fingerring, einen goldenen Armring<br />
und einen Halsring mit knospenförmigen Zierstücken. Von der Blattkrone<br />
und dem Panzer fanden sich jedoch keine Spuren.<br />
Lebensgroße Statuen <strong>aus</strong> Stein entstanden nördlich der Alpen unter dem Einfluss<br />
griechischer und italischer Großplastik. Als Medium der Herrschaftsrepräsentation<br />
konnte sich die Großplastik dauerhaft jedoch nicht durchsetzen.<br />
Die Figur lag mit Fragmenten von drei weiteren Statuen in einem Graben,<br />
der mit dem Kreisgraben des Hügels verbunden war. Ursprünglich dürften<br />
die Statuen in unmittelbarer Nachbarschaft des Grabhügels aufgestellt gewesen<br />
sein. Der Hügel war nur ein Teil eines monumentalen Grabmals, das<br />
weithin sichtbar am Südfuß des Glaubergs die Landschaft beherrschte. Den<br />
Hügel umgab ein etwa 10 m breiter und 2-3 m tiefer Graben, der an einer<br />
10 m breiten Stelle unterbrochen war. Zu beiden Seiten dieser Lücken wurde<br />
der Graben 350 m nach Südosten weitergeführt. Auf den Hügel führte somit<br />
eine Prozessionsstrasse zu, die zu beiden Seiten von einem 6,7 m breiten und<br />
2,8 m tiefen Graben gesäumt war. Diese langen Gräben wiederum gehören<br />
zu einem viel größeren Graben-Wall-System, das am Südfuß des Glaubergs<br />
ein etwa 1,5 km 2 großes Gelände umschloss. Es trennte den sakralen Bereich<br />
mit dem Grabhügel vom profanen Alltagsleben ab. In diesem heiligen Bezirk<br />
wurden die verstorbenen Fürsten offenbar als Heroen verehrt.<br />
68<br />
69