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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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E I S E N Z E I T<br />

Fürstenstatue vom Glauberg, Wetteraukreis<br />

(Hessen)<br />

Die Statue <strong>aus</strong> rötlichem Sandstein ist noch 1,86 m hoch erhalten. Ursprünglich<br />

war sie etwas größer, denn die Füße sind abgebrochen. Dargestellt ist ein<br />

keltischer Fürst, der einen Kompositpanzer <strong>aus</strong> Leder und Leinen trägt. Mit der<br />

linken Hand hält er einen ovalen Schild mit spindelförmigem Buckel, an seiner<br />

rechten Seite trägt er ein Schwert. Die rechte Hand ist auf die Brust gelegt, sicher<br />

ein bedeutungsvoller Gestus der Herrschafts<strong>aus</strong>übung. Als Insignien der<br />

Herrschaft sind der Armring, der Fingerring und der Halsring mit knospenförmigen<br />

Zierstücken anzusehen. Das Gesicht wird durch die großen Augen<br />

sowie den Schnurrbart und den Kinnbart dominiert. Auf dem Kopf trägt er<br />

eine Blattkrone: eine eng anliegende Kappe, die mit Blättern verziert ist und<br />

an der zwei große blattförmige Ansätze befestigt sind. Auch diese Blattkrone<br />

ist als Herrschaftsinsignie aufzufassen. Die Ausstattung des Fürsten findet sich<br />

weitgehend in Grab 1 wieder: Der dort Bestattete hatte ebenfalls ein Schwert<br />

und einen Schild bei sich, und er trug einen Fingerring, einen goldenen Armring<br />

und einen Halsring mit knospenförmigen Zierstücken. Von der Blattkrone<br />

und dem Panzer fanden sich jedoch keine Spuren.<br />

Lebensgroße Statuen <strong>aus</strong> Stein entstanden nördlich der Alpen unter dem Einfluss<br />

griechischer und italischer Großplastik. Als Medium der Herrschaftsrepräsentation<br />

konnte sich die Großplastik dauerhaft jedoch nicht durchsetzen.<br />

Die Figur lag mit Fragmenten von drei weiteren Statuen in einem Graben,<br />

der mit dem Kreisgraben des Hügels verbunden war. Ursprünglich dürften<br />

die Statuen in unmittelbarer Nachbarschaft des Grabhügels aufgestellt gewesen<br />

sein. Der Hügel war nur ein Teil eines monumentalen Grabmals, das<br />

weithin sichtbar am Südfuß des Glaubergs die Landschaft beherrschte. Den<br />

Hügel umgab ein etwa 10 m breiter und 2-3 m tiefer Graben, der an einer<br />

10 m breiten Stelle unterbrochen war. Zu beiden Seiten dieser Lücken wurde<br />

der Graben 350 m nach Südosten weitergeführt. Auf den Hügel führte somit<br />

eine Prozessionsstrasse zu, die zu beiden Seiten von einem 6,7 m breiten und<br />

2,8 m tiefen Graben gesäumt war. Diese langen Gräben wiederum gehören<br />

zu einem viel größeren Graben-Wall-System, das am Südfuß des Glaubergs<br />

ein etwa 1,5 km 2 großes Gelände umschloss. Es trennte den sakralen Bereich<br />

mit dem Grabhügel vom profanen Alltagsleben ab. In diesem heiligen Bezirk<br />

wurden die verstorbenen Fürsten offenbar als Heroen verehrt.<br />

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