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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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20<br />

B R O N Z E Z E I T<br />

Gürtelblech <strong>aus</strong> Hünfeld-Molzbach, Kreis Fulda<br />

(Hessen)<br />

In der mittleren Bronzezeit zwischen 1600 und 1300 v. Chr. wurden viele Gräber<br />

durch einen Hügel markiert. Solche Grabhügel (in Osteuropa als Kurgane<br />

bekannt) müssen bemerkenswerte Denkmäler in der Landschaft gewesen sein.<br />

Oft waren sie in größeren Friedhöfen konzentriert oder in Reihen, wie Perlen<br />

auf einer Kette gereiht. Heute sind größere Hügelgräberfelder nur in Heidelandschaften<br />

oder Waldgebieten erhalten (Abb. 16). In den landwirtschaftlich genutzten<br />

Flächen sind sie hingegen weitgehend verschwunden.<br />

In Hügel 8 des Gräberfelds von Hünfeld, einem relativ kleinen Hügel, fand sich<br />

die Bestattung einer etwa zwanzigjährigen Frau. Sie trug zwei Radnadeln, einen<br />

Halsring mit Doppelspiralenden, kleine Locken- oder Ohrringe, eine Armberge<br />

und zwei Armspiralen sowie zwei Beinberge. 29 Blechscheiben waren auf der<br />

Kleidung aufgenäht. Auch fanden sich zwei Tierzähne. Die Beigaben zeigen, dass<br />

die bestattete Frau überregionale Kontakte hatte, denn einzelne Ringe dürften<br />

<strong>aus</strong> Nordbayern stammen. Besonders bemerkenswert ist jedoch das große Gürtelblech.<br />

Es ist mit zwei parallelen Punzbuckelreihen an den Rändern verziert.<br />

Zudem finden sich auf der Sch<strong>aus</strong>eite zwei <strong>aus</strong> Rauten und <strong>aus</strong> vertikalen Buckelreihen<br />

gebildete Verzierungsfelder. Mit einer Länge von 49 cm gehört der<br />

Gürtel zu den größten Blecharbeiten dieser Zeit in Mitteleuropa und war zweifellos<br />

ein extravagantes Accessoire. Große Bronzeblechgürtel wurden zu dieser<br />

Zeit vor allem in Niederösterreich und Westungarn hergestellt. Auf Kontakte<br />

in diesen Raum deutet auch ein Schwert, das sich bei einer Kriegerbestattung<br />

in der Molzbacher Nekropole fand und vermutlich <strong>aus</strong> einer westungarischen<br />

Werkstatt stammt.<br />

Der Gürtel ist durch Treibarbeit entstanden. Ein Gussrohling wurde durch geduldiges<br />

Aushämmern schließlich zu einem länglichen Blech verformt. Allgemein<br />

sind mittelbronzezeitliche Blecharbeiten selten und kompliziertere Produkte,<br />

wie Helme und Gefäße, scheinen gänzlich zu fehlen. Der Molzbacher Gürtel sowie<br />

der Neufund eines Helms <strong>aus</strong> Piller (Österreich) legen jedoch die Vermutung<br />

nahe, dass auch in der Mittelbronzezeit in den Bronzewerkstätten Blecharbeiten<br />

in größerem Umfang produziert wurden.<br />

48<br />

Abb. 16.<br />

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