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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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J U N G S T E I N Z E I T<br />

Grabfund <strong>aus</strong> Egeln, Ldkr. Aschersleben-Staßfurt<br />

(Sachsen-Anhalt)<br />

Das dritte Jahrt<strong>aus</strong>end v. Chr. ist in Europa durch die großräumige Verbreitung<br />

ähnlicher kultureller Erscheinungsformen charakterisiert: In Westeuropa<br />

spricht man von der Glockenbecherkultur (benannt nach charakteristischen<br />

Tongefäßen), in Mittel- und Nordosteuropa von der Schnurkeramik und im<br />

nördlichen Schwarzmeerraum von der Grubengrab- und Katakombengrabkultur<br />

(benannt nach typischen Grabformen). In weiten Teilen Europas setzte sich<br />

im dritten Jahrt<strong>aus</strong>end auch die Sitte der Einzelbestattung der Toten durch,<br />

während vor allem in Nordwesteuropa lange die Bestattung in Kollektivgräbern<br />

gepflegt wurde. Dieser Wechsel der Bestattungsform ist tiefgreifend und<br />

seine Bedeutung wurde sogar mit der Reformation im 16. Jh. verglichen.<br />

Glaubte man früher in diesen jeweils sehr ähnlichen kulturellen Ausdrucksformen<br />

Völker identifizieren zu können, die sich durch Wanderungen <strong>aus</strong>gebreitet<br />

hätten, hat sich heute die Ansicht weitgehend durchgesetzt, dass es<br />

sich bei einem jeweils kleinen Set von Objekten, z. B. einem Becher, einer Amphore<br />

und einer Axt um Statussymbole von Oberschichten handelt, die gleiche<br />

Wertvorstellungen teilten. Dass hierzu ein großer Trinkbecher und eine Waffe<br />

gehörten, verweist auf den männerbündischen und latent kriegerischen Charakter<br />

dieser Wertvorstellungen, die sicher rasch manifest werden konnten.<br />

Das Grab von Egeln lässt sich nach den 14C-Daten in die Zeit zwischen 2850<br />

und 2500 v. Chr. setzen. Bestattet war hier ein 30 bis 40jähriger Mann. Der in<br />

dem Grab gefundene Becher ist mit umlaufenden Schnurabdrücken verziert.<br />

Das auffälligste Stück aber ist die sogenannte Hammerkopfnadel <strong>aus</strong> Geweih.<br />

Sie ist ein in Mitteldeutschland ganz ungewöhnliches Stück. Die Hauptverbreitung<br />

solcher Nadeln liegt nämlich im nördlichen Schwarzmeerraum zwischen<br />

Karpatenbogen und Unterer Wolga, wo sie ein typisches Element der sog. Grubengrabkultur<br />

sind. Im Bereich der mitteldeutschen Schnurkeramik kommen<br />

Grabbeigaben <strong>aus</strong> Metall äußerst selten vor. Um so bemerkenswerter sind<br />

der Pfriem und der Dolch. Der kleine Pfriem mit pyramidenförmigem Schäftungsteil<br />

wurde nicht in Mitteldeutschland hergestellt. Seine Form ist im Nordschwarzmeerraum<br />

und dem Kaukasus geläufig. Für eine kaukasische Herkunft<br />

spricht auch, dass er <strong>aus</strong> Kupfer mit 2,8 % Arsenzusatz hergestellt wurde. Der<br />

kleine Dolch ist vermutlich ebenfalls ein Erzeugnis <strong>aus</strong> dem Nordschwarzmeerraum.<br />

So fand sich in einem Grabhügel der Grubengrabkultur im moldawischen<br />

Gradişte ein vergleichbarer Dolch mit einem Pfriem mit pyramidenförmigen<br />

Schäftungsteil. Die Beigaben <strong>aus</strong> dem Grab von Egeln sind ein Beispiel für die<br />

weiträumigen Kontakte während des dritten Jahrt<strong>aus</strong>ends.<br />

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