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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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E I S E N Z E I T<br />

Abb. 23.<br />

Bronzekanne vom Glauberg, Wetteraukreis<br />

(Hessen)<br />

Der Glauberg ist ein weithin sichtbarer, 8 Hektar großer Plateauberg, der von<br />

der Jungsteinzeit bis in das Mittelalter immer wieder besiedelt war. Während<br />

der Eisenzeit war der Glauberg auch befestigt. In den 1980er Jahren wurden<br />

regelmäßige Grabungen unternommen, um die Befestigungsanlagen zu dokumentieren<br />

und zu datieren. Südlich des Plate<strong>aus</strong> war durch Luftbilder der<br />

Kreisgraben eines durch die Landwirtschaft eingeebneten Grabhügels nachgewiesen<br />

worden. Im Hügel fanden sich zwei Gräber, die im 5. Jahrhundert<br />

v. Chr. angelegt worden waren. Grab 1 war eine Holzkammer mit einer Steinpackung<br />

als Abdeckung. Der 28-32jährige Mann war mit seiner Bewaffnung<br />

bestattet worden: einem Eisenschwert, drei Lanzen und einem Bogen samt<br />

Pfeilköcher sowie einen hölzernen Schild mit großem eisernen Schildbuckel.<br />

Der Tote trug einen reich verzierten hohlen Goldhalsreif sowie goldene Ohrringe,<br />

einen goldenen Armring und einen goldenen Fingerring.<br />

Die vielleicht prächtigste Beigabe ist aber die bronzene Kanne, die wegen ihrer<br />

charakteristischen Ausgussform auch als Schnabelkanne bezeichnet wird.<br />

Sie wurde in einer keltischen Werkstatt hergestellt und geht letztlich auf etruskische<br />

Vorbilder zurück. Die Kanne war in ein ungemustertes Leinentuch<br />

gewickelt. Sie ist 52 cm hoch und hat ein Fassungsvermögen von 4,3 Litern.<br />

Die vertikalen Rippen verleihen der Kanne nicht nur zusätzliche Stabilität,<br />

sondern unterstreichen auch ihre schlanke, elegante Form. Auf dem randständigen<br />

Henkel findet sich eine Figurengruppe (Abb. 23). In der Mitte ruht ein<br />

junger Mann im Schneidersitz. Sein Haupthaar ist geschoren, nur vorne ziert<br />

den Kopf ein Kranz von Locken. Der Sitzende trägt einen Kompositpanzer<br />

<strong>aus</strong> Leder nach mediterranem Vorbild. Rechts und links von ihm stehen zwei<br />

Fabelwesen, vielleicht Sphingen, die den Kopf erwartungsvoll zur sitzenden<br />

Gestalt zurückgewandt haben. Die eigentlich wilden und gefährlichen Fabelwesen<br />

sind friedliche Begleiter der sitzenden Gestalt, denn sie ist mit besonderen<br />

Fähigkeiten <strong>aus</strong>gestattet, vielleicht ist es ein Heros oder ein Gott, ein<br />

Herr der Tiere.<br />

In der Kanne fanden sich Reste von Honig. Ursprünglich<br />

waren es 2 kg, wie errechnet werden<br />

konnte, mit denen ein Met angesetzt wurde.<br />

Anhand der Blütenpollen konnte nachgewiesen<br />

werden, dass der Honig <strong>aus</strong> verschiedenen, bis<br />

zu 100 km entfernten Gebieten stammt. Dies ist<br />

ein wichtiger Hinweis auf den überregionalen<br />

Charakter der Herrschaft dieses Fürsten.<br />

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