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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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R Ö M I S C H E Z E I T<br />

Glasbecher <strong>aus</strong> Köln-Braunsfeld<br />

(Nordrhein-Westfalen)<br />

Glas wurde im Mittelmeergebiet seit der Bronzezeit hergestellt und war in<br />

Form von Perlen auch nördlich der Alpen bekannt. In keltischer Zeit schätzte<br />

man bunte Glasperlen als schadensabwehrende Amulette. Höchst seltene Luxusprodukte<br />

der Spitzenklasse blieben Gefäße, wie z. B. eine kleine Schale <strong>aus</strong><br />

einem Grab der frühen Eisenzeit bei Ihringen.<br />

Glasgefäße wurden seit dem 8. Jh. v. Chr. in Tonformen gegossen. Im 1. Jh.<br />

v. Chr. revolutionierte dann die Erfindung der Glaspfeife, vermutlich in einer<br />

Werkstatt in Jerusalem, die Herstellung von Gläsern. Die Herstellungszeit wurde<br />

mit Hilfe der Glaspfeife erheblich verkürzt, so dass die Stückzahlen in der<br />

Produktion deutlich vergrößert werden konnten. So fanden Gläser auch Eingang<br />

in den Alltag breiterer Bevölkerungsschichten. Im römischen Reich entstanden<br />

in Italien, aber auch in den Provinzen rasch produktive Zentren der<br />

Glasherstellung. Nördlich des Limes, außerhalb der römischen Reichsgrenze,<br />

blieben Gläser jedoch weiterhin exquisite Luxusgüter, die sich nur in Gräbern<br />

sozial führender Personen finden.<br />

Im römischen Köln existierte eine qualitativ hochstehende und weithin bekannte<br />

Glasproduktion. Zu ihren Spitzenprodukten gehört der Glasbecher<br />

<strong>aus</strong> Köln-Braunsfeld. Er wurde 1960 in einem Familienfriedhof eines Gutshofs<br />

(villa rustica) neben einem Steinsarkophag gefunden und wird in die 1. Hälfte<br />

des 4. Jhs. n. Chr. datiert.<br />

Anders als die meisten römischen Gläser ist dieses Stück vermutlich in einer<br />

Form gegossen und anschließend <strong>aus</strong>geschliffen worden, wodurch die Inschrift<br />

sowie der Netzdekor plastisch hervortreten. Wegen des hohen Risikos<br />

bei der Herstellung zählen diese Gläser zu den kostbarsten Erzeugnissen der<br />

diatretarii, der römischen Glasschneider. Solche Diatretgläser wurden während<br />

des späten 3. und des 4. Jh. n. Chr. hergestellt. Bislang sind nur etwa 60<br />

Exemplare solcher Gläser bekannt geworden.<br />

Die griechische Inschrift auf dem Gefäßrand ist eine Aufforderung an seinen<br />

Besitzer: ПIE ZHCAIC KAΛΩC AEI (Trinke, lebe schön, immerdar). Die Inschrift<br />

auf einem sehr ähnlichen Diatretbecher <strong>aus</strong> dem norditalienischen Novara<br />

lautete BIBE VIVAS MULTIS ANNIS (Trinke, lebe viele Jahre).<br />

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