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Archäologische Funde aus Deutschland - Deutsches ...

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R Ö M I S C H E Z E I T<br />

Grabstein <strong>aus</strong> Xanten, Kr. Wesel<br />

(Nordrhein-Westfalen)<br />

Der 1,27 m hohe Grabstein des Hauptmanns Marcus Caelius ist ein wichtiges<br />

zeitgenössisches Zeugnis für die Varusschlacht. Er ist bereits seit dem 17. Jahrhundert<br />

bekannt und wurde 1638 erstmals abgebildet.<br />

Die Inschrift lautet in deutscher Übersetzung: „Für Marcus Caelius, den Sohn<br />

des Titus, <strong>aus</strong> der Tribus Lemonia, <strong>aus</strong> Bononia (Bologna), Centurio der 18. Legion,<br />

53 und ein halbes Jahr alt. Er fiel im Krieg des Varus. Auch die Gebeine<br />

(der Freigelassenen) dürfen hier bestattet werden. Publius Caelius, der Sohn<br />

des Titus, <strong>aus</strong> der Tribus Lemonia, sein Bruder, hat den Grabstein errichten lassen.“<br />

Vermutlich handelte es sich um ein leeres Grab, ein sog. Kenotaph, denn<br />

es ist wenig wahrscheinlich, dass die sterblichen Überreste von Marcus Caelius<br />

vom Ort der Schlacht an den Niederrhein gebracht werden konnten.<br />

Das Relief zeigt Marcus Caelius im Zentrum des Bildfelds. Rechts und links von<br />

ihm sind die Büsten zweier von ihm freigelassener Sklaven dargestellt. Marcus<br />

Caelius trägt einen Panzer, der an den Armen und am unteren Rand mit mehreren<br />

Reihen von Lederlaschen besetzt ist. Über die linke Schulter ist der Mantel<br />

drapiert. Der Stock (vitis) in der rechten Hand ist ebenso wie der Mantel<br />

und der Panzer ein Rangabzeichen der Centurionen. Der Stock repräsentierte<br />

seine Strafgewalt und diente der körperlichen Züchtigung der Soldaten. Auf<br />

dem Panzer trägt Marcus Caelius seine militärischen Auszeichnungen, nämlich<br />

die beiden Ringe (Torques) und mehrere figürlich gestaltete Orden sowie<br />

zwei breite Armringe.<br />

Marcus Caelius ist der erste Soldat, der durch einen Grabstein in <strong>Deutschland</strong><br />

namentlich bekannt ist. Auch wenn die Angaben auf seinem Grabstein vergleichsweise<br />

spärlich sind, wird hier exemplarisch ein Individuum unter den<br />

Zehnt<strong>aus</strong>enden gefallener Soldaten <strong>aus</strong> der Anonymität erhoben. Wie Marcus<br />

Caelius starb, wird sich nicht mehr klären lassen. Möglicherweise gehörte er<br />

zu jenen Tribunen und Centurionen ersten Ranges, die von den Germanen<br />

nach der Schlacht hingerichtet wurden. Als Germanicus mit seinen Truppen<br />

sechs Jahre später das Schlachtfeld besuchte, waren die Spuren des Kampfes<br />

noch überall sichtbar: Reste des Verteidigungswalls, zerbrochene Waffen und<br />

Pferdeskelette. An den Bäumen waren Schädel getöteter römischer Soldaten<br />

befestigt. Germanicus lies die Überreste der in der Varusschlacht getöteten<br />

Römer unter einem Grabhügel bestatten.<br />

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