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Beängstigend schlägt uns aus Koltès' Stück ein Kampf entgegen,<br />

der von Unversöhnlichkeit und Unvereinbarkeit zweier<br />

Welten erzählt: Horn leitet die Baustelle einer europäischen<br />

Firma irgendwo in Westafrika. Er steht kurz vor seiner Pensionierung<br />

und hat seine junge Verlobte Léone aus Paris mitgebracht.<br />

Doch während seiner Abwesenheit gab es einen<br />

Zwischenfall auf der Baustelle. Ein schwarzer Arbeiter kam<br />

ums Leben. Alboury, ein geheimnisvoller Schwarzer, der sich<br />

auf unerklärliche Weise trotz hoher Palisaden und Wachtürme<br />

auf die Baustelle einschleichen konnte, fordert nun die Leiche.<br />

Die aber ist verschwunden, so erklärt Cal, Horns Stellvertreter<br />

auf der Baustelle.<br />

Koltès entwickelt um diesen Krimiplot eine ebenso atmosphärisch-dichte<br />

wie spielerisch-wendige Geschichte. Sie führt<br />

direkt in Abgründe feindseliger Lebens- und Denkungsarten<br />

in einer multikulturellen Welt, in der Kulturen trotz unterschiedlicher<br />

Verwurzelung eng zusammenwachsen. Cal, Ingenieur<br />

und Rassist, behauptet, der Arbeiter sei von einem<br />

LKW überfahren worden. Doch muss er seine Aussage bald<br />

revidieren und den Streit eingestehen, den er mit ihm hatte.<br />

Gerade mit seiner scheinbar harmlosen, dabei unablässig-<br />

ruhigen Art, mit der Alboury auf die Herausgabe der Leiche<br />

beharrt, drängt er Horn und Cal an den Abgrund ihrer verborgensten<br />

Affekte: Angst, Gier, Hass, Verrat und – Mord.<br />

bernard-marie koLtès<br />

(1948–1989) hat<br />

mit geradezu seismografischem<br />

gespür<br />

gewalt­eskalationen<br />

in einer globalisierten,<br />

postkolonialen welt<br />

aufgezeichnet. nach<br />

seiner regieausbildung<br />

in strasbourg bereiste<br />

er mehrere kontinente.<br />

zurück kam er mit der<br />

erkenntnis: »Das einzige<br />

Problem, <strong>das</strong> es wert<br />

ist, ernstgenommen zu<br />

werden, ist <strong>das</strong> physische<br />

Leiden der Dritten Welt,<br />

<strong>das</strong> allein ist wesentlich.«<br />

seine theaterstücke<br />

haben innerhalb weniger<br />

jahre die bühnen<br />

europas erobert. 1989<br />

starb koltès im alter von<br />

nur 41 jahren an aids.

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