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Für alles, was Menschen im Alltag vermissen – an Freiheit, Ordnung,<br />

Geborgenheit, an klaren Grenzen – gibt es ein verheißungsvolles<br />

Refugium: den Schrebergarten. Innerhalb dieses<br />

Rückzugsortes, hinter dem eigenen Gartenzaun, lässt sich einiges<br />

leben, wofür im Alltag kaum Raum und Zeit bleibt. Der allgegenwärtige<br />

Duft von Gegrilltem kündet von Heimat, die Sehnsucht<br />

nach Verwurzelung findet Ausdruck im selbstgezogenen Bio-<br />

Gemüse, und die Hollywoodschaukel wird zum Fluchtpunkt persönlicher<br />

Gedankenfreiheit. An kaum einem Ort kann man so<br />

gut träumen, entspannen, spielen. An kaum einem Ort prallen<br />

Sehnsüchte und ihre Verkehrungen so direkt auf einander wie in<br />

einer Schrebergartenkolonie. Werte wie Individualität, Freiheitsdrang<br />

und Gemeinschaftlichkeit werden großgeschrieben;<br />

gleichzeitig findet man soziale Ab- und Aus gren zung, Formatierungswillen<br />

und Perfektionismus. Und bisweilen wird die nachbarschaftliche<br />

Gartengemeinschaft zum prinzipienreitenden<br />

Über wachungsstaat. Manchmal sind Menschen bereit, für ihre<br />

Freiheit hinter dem Gartenzaun zu töten: So schlug im September<br />

2008 der Besitzer einer Gartenlaube in Gifhorn drei Menschen<br />

mit einem Eichenholzknüppel den Schädel ein.<br />

Mit ihrem neuen Projekt begibt sich Kulturfiliale in den Mikrokosmos<br />

Schrebergarten, um – inspiriert von diesem authentischen<br />

Fall – den Geheimnissen unserer disparaten Sehnsuchtsgesellschaft<br />

auf die Spur zu kommen.<br />

unter dem slogan »unser<br />

theater ist die stadt«<br />

entwickelt und produziert<br />

die gruppe kuLturfiLiaLe<br />

seit 2006 projekte, die<br />

den alltag und die lebenswirklichkeit<br />

der menschen<br />

in ihrer stadt in den mittelpunkt<br />

stellen. ihre letzte<br />

arbeit »da ist nichts leer,<br />

alles voll gewimmels«<br />

konfrontierte hannovers<br />

passanten in der fußgängerzone<br />

am platz der<br />

weltausstellung mit dem<br />

langsamen, selbst gewählten<br />

tod eines mitbürgers,<br />

der sich auf einen hochsitz<br />

zurückgezogen hatte, um<br />

dort zu verhungern. <strong>das</strong><br />

projekt wurde mit dem<br />

pro visio­preis 2010 der<br />

stiftung kulturregion<br />

hannover ausgezeichnet.

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