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„atypischen“ Beruf - Cid-Femmes

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Romain Becker, Sekretär der Bildungsministerin<br />

Hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau? Korrekt. Aber mittlerweile kann es auch umgekehrt sein ...<br />

Von der Antike bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es nur männliche Sekretäre, da die Frauen kein Mitspracherecht<br />

hatten und der Posten des Sekretärs (vom Lateinischen „sekretum“, was soviel bedeutet wie „geheim“) allenthalben<br />

einer der wichtigsten war. Mit Beginn der Industrialisierung um 1850 rückten die Männer auf wichtigere Posten vor,<br />

und den Posten des Schreibers, des Organisators im Hintergrund, der jetzt natürlich auch viel weniger verdiente, übernahmen<br />

die Frauen.<br />

Wer kennt nicht das Klischee der „blonden Tippse“? Das scheint ja nun nicht mehr zuzutreffen, und die Anrufer reagieren<br />

immer etwas verlegen, wenn ich ihnen auf ihre Bitte, mit der Sekretärin der Ministerin reden zu dürfen, schmunzelnd<br />

erwidern muss: Na das bin ich.<br />

Derzeit bin ich der einzige männliche Ministersekretär und bislang konnte mir niemand sagen, wie lange es her ist, dass<br />

ein Mann diesen Posten bekleidete.<br />

Ich bin rein zufällig in diesen Job hineingerutscht. Als die frühere Ministersekretärin im Mai 2005 in Rente ging, stellte<br />

sich hier im Haus die Frage, wer denn nun die Stelle übernehmen könnte. Nachdem sich einige Personen gemeldet<br />

hatten, ihre Kandidatur dann aber wieder zurückzogen, fragte man mich, ob ich das nicht übernehmen wollte, da ich<br />

schon 21 Jahre im Haus arbeiten würde. Das war eine Herausforderung, und ich nahm sie an.<br />

Was mich besonders begeistert, ist die Vielfältigkeit der Arbeit. Man weiß morgens noch nicht, was einen tagsüber alles<br />

erwartet. Kurzfristig kann plötzlich alles ganz, ganz anders ablaufen. Man muss also flexibel sein und schnell umprogrammieren<br />

können, ohne dabei in Panik zu geraten. Auch muss man in einem Team funktionieren können, und man<br />

hat mit vielen unterschiedlichen Leuten zu tun. Zeitweise ist es schon sehr stressig, aber man sollte immer versuchen,<br />

ruhig zu bleiben, und diese Ruhe auch weitervermitteln. Das ist nicht immer einfach.<br />

Der Aufgabenbereich eines „modernen“ Sekretärs ist vielfältig, das reine „Tippen“ ist längst passé. Man muss Organisator<br />

und Logistiker sein. Was man unbedingt mit in den Job bringen muss, ist Diskretion, Vertrauen, Zuverlässigkeit,<br />

Flexibilität und viel Geduld. Man muss sich immer bewusst sein, dass man das Aushängeschild seines Chefs bzw. des<br />

Betriebs ist.<br />

Ich kann den jungen Männern nur raten, den Schritt zu wagen, denn der Job des Sekretärs kann sehr vielfältig, interessant<br />

und spannend sein.<br />

Romain Becker

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