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Auto nach Bedarf: CarSharing - Flotte.de

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nen durch Navigationsgeräte, die um „gefühlte“<br />

Staus herumleiten wollten. Lei<strong>de</strong>r aber gera<strong>de</strong><br />

durch die kleinen Orte neben <strong>de</strong>r <strong>Auto</strong>bahn. So<br />

genau weiß das jedoch keiner; Navigationsgeräte<br />

sind je<strong>de</strong>nfalls sehr sensibel.<br />

Bei genauerem Blick auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Markt ist<br />

die Situation noch weit verfahrener. Fast philosophisch<br />

ist die Frage <strong>nach</strong> <strong>de</strong>r Bauart zu sehen:<br />

fest im Fahrzeug installiert o<strong>de</strong>r mobil in <strong>de</strong>r Jackentasche.<br />

Fest installierte Systeme sind meist<br />

Teil eines ganzen „Medienzentrums“ in <strong>de</strong>r Mittelkonsole.<br />

Sie haben <strong>de</strong>n Vorteil, fahrzeugseitig<br />

auf mehr Informationen zurückgreifen zu können<br />

und verlieren sich im Tunnel nicht so schnell<br />

(durch Erfassung von Reifenstellung und -drehung<br />

wird die Bewegung <strong>nach</strong> Wegfall <strong>de</strong>s Funksignals<br />

auf einer virtuellen Karte weitergeführt).<br />

Allerdings sind Updates nicht so einfach (wohl<br />

nur über CD) und auch recht teuer.<br />

Ein erbitterter Kampf fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>rweil um die Plattform<br />

statt, auf <strong>de</strong>r die <strong>Auto</strong>gation stattfin<strong>de</strong>n<br />

soll: Ist es ein eigenständiges Gerät, nur <strong>de</strong>r Routenfindung<br />

gewidmet, o<strong>de</strong>r ist es am En<strong>de</strong> nur ein<br />

Softwarepaket, das neben vielen an<strong>de</strong>ren Funktionen<br />

auf einem Smartphone seine Dienste anbietet.<br />

Die Qualität <strong>de</strong>r Leistung scheint sich in<strong>de</strong>s<br />

anzugeichen, wie aktuelle Testberichte zeigen.<br />

Eine an<strong>de</strong>re Frage wird in <strong>de</strong>r Zukunft aber noch<br />

für Diskussionen sorgen. Sind die Karten „Onboard“<br />

o<strong>de</strong>r „Offboard“ gespeichert? Also auf <strong>de</strong>m<br />

Navi o<strong>de</strong>r zentral irgendwo auf einem Rechner,<br />

wie von Google jetzt angeboten. Das letztere Prinzip<br />

hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass die Karten auf einfache<br />

Weise aktuell gehalten wer<strong>de</strong>n können, da es nur<br />

um eine Datei geht. Allerdings sind die Übertragungsmengen<br />

größer, da ja nun ganze Karten<br />

abgerufen wer<strong>de</strong>n und nicht mehr nur Verkehrsinformationen.<br />

Die Frage für mich ist dabei, was ist eigentlich<br />

mein „Navi“? Ist es das Gerät an sich o<strong>de</strong>r die<br />

Software darauf? Bisher schien es an das Gerät<br />

gekoppelt zu sein, doch wenn die Zukunft nur<br />

noch die Software meint, was ist es dann? Die<br />

Geräte wer<strong>de</strong>n immer flexibler, auch wenn für<br />

Smartphones die Halterungen im Fahrzeug wohl<br />

noch problematisch sind. Denn mit einem Handy<br />

in <strong>de</strong>r Hand bekommt man schnell mal einen<br />

Punkt in Flensburg, egal ob man telefoniert o<strong>de</strong>r<br />

navigiert (sorry: autogiert).<br />

Zu<strong>de</strong>m ist zu bemerken, dass Staus auch dadurch<br />

entstehen, dass Fahrer ihre Aufmerksamkeit mehr<br />

<strong>de</strong>m Navi schenken als <strong>de</strong>m Verkehr. Die Ablenkung<br />

durch Ablesen und Programmieren von<br />

Routenempfehlungen während <strong>de</strong>r Fahrt ist wahrscheinlich<br />

stärker einzuschätzen als die durch<br />

das Telefonieren mit <strong>de</strong>m Handy. Der Gesetzgeber<br />

hat sich dazu noch nicht weitergehend geäußert.<br />

Der Wert <strong>de</strong>r Routenempfehlungen hängt letztendlich<br />

entschei<strong>de</strong>nd von <strong>de</strong>n zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

Informationen, also <strong>de</strong>n Verkehrsdaten ab.<br />

Sie entschei<strong>de</strong>n ja über die Wertigkeit <strong>de</strong>r übermittelten<br />

Hinweise. Und da gibt es <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong>,<br />

die sich die Anbieter zunutze machen<br />

wollen. Wer erkennt einen Stau am schnellsten?<br />

Und wer kann auch Informationen jenseits <strong>de</strong>r<br />

<strong>Auto</strong>bahnen anbieten?<br />

Professor Michael Schreckenberg, geboren<br />

1956 in Düsseldorf, studierte Theoretische<br />

Physik an <strong>de</strong>r Universität zu Köln, an<br />

<strong>de</strong>r er 1985 in Statistischer Physik promovierte.<br />

1994 wechselte er zur Universität<br />

Duisburg-Essen, wo er 1997 die erste <strong>de</strong>utsche<br />

Professur für Physik von Transport und<br />

Verkehr erhielt. Seit mehr als 15 Jahren<br />

arbeitet er an <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung, Simulation<br />

und Optimierung von Transportsystemen<br />

in großen Netzwerken, beson<strong>de</strong>rs im Straßenverkehr,<br />

und <strong>de</strong>m Einfluss von menschlichem<br />

Verhalten darauf.<br />

Kolumne 97<br />

Seine aktuellen Aktivitäten umfassen Online-Verkehrsprognosen für das <strong>Auto</strong>bahnnetzwerk von Nordrhein-Westfalen,<br />

die Reaktion von <strong>Auto</strong>fahrern auf Verkehrsinformationen und die Analyse von Menschenmengen<br />

bei Evakuierungen.<br />

Die <strong>Auto</strong>bahnen sind bun<strong>de</strong>sweit am besten mit<br />

eigenen Datenerfassungen ausgestattet. Die Län<strong>de</strong>r<br />

haben dort in <strong>de</strong>n letzten Jahren umfangreiche<br />

Messeinrichtungen installiert, die Verkehrsmengen<br />

und Geschwindigkeiten aufnehmen. So<br />

betreibt meine Arbeitsgruppe „Physik von Transport<br />

und Verkehr“ an <strong>de</strong>r Universität Duisburg-Essen<br />

seit vielen Jahren die Seiten www.autobahn.<br />

nrw.<strong>de</strong>, die die offiziellen Verkehrsmeldungen<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW im Internet verbreiten. Darauf<br />

aufbauend und angereichert mit <strong>de</strong>n Polizeimeldungen<br />

wer<strong>de</strong>n die TMC-Informationen („Traffic<br />

Message Channel“) erzeugt, die kostenfrei über<br />

die Radiokanäle zu empfangen sind.<br />

Die Weiterentwicklung davon ist TMCpro, allerdings<br />

kostet dieser Dienst von Navteq Services<br />

GmbH Geld. Dahinter verbirgt sich die ddg Gesellschaft<br />

für Verkehrsdaten, ursprünglich ein<br />

Unternehmen von T-Systems. Man verfolgt hier<br />

die Strategie, aus <strong>de</strong>n gekauften öffentlichen <strong>Auto</strong>bahndaten<br />

plus eigenen Sensordaten an <strong>Auto</strong>bahnbrücken<br />

sowie GPS-gestützten Fahrzeugdaten<br />

höherwertige Informationen zu erzeugen, für<br />

die Kun<strong>de</strong>n dann bereit sind, Geld zu zahlen. Eine<br />

<strong>de</strong>r großen ungeklärten Fragen <strong>de</strong>r gesamten<br />

Branche ist am En<strong>de</strong>, ob mit Verkehrsinformationen<br />

langfristig (!) Gewinn gemacht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der Markt wird immer wie<strong>de</strong>r von Rückschlägen<br />

und Newcomern erschüttert. Hatte die ddg ihre<br />

zusätzlichen Sensoren über <strong>de</strong>m Grünstreifen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Fahrstreifen auf <strong>de</strong>n <strong>Auto</strong>bahnen<br />

(aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n!) angebracht, so versuchte<br />

„Trafficmaster“ dies mit Installationen<br />

jeweils rechts neben <strong>de</strong>n Fahrstreifen. In England<br />

ist Trafficmaster das Maß aller Dinge für<br />

Verkehrsinformationen, aber die Expansion auf<br />

das <strong>de</strong>utsche Festland misslang gründlich. Vielleicht<br />

lag es ja daran, dass die Sonnenkollektoren<br />

<strong>de</strong>r Geräte zu häufig <strong>nach</strong> Nor<strong>de</strong>n ausgerichtet<br />

waren…<br />

Momentan fin<strong>de</strong>t ein Angriff aus <strong>de</strong>n USA auf<br />

<strong>de</strong>n Verkehrsdatenmarkt statt. Das wenig bekannte<br />

Unternehmen INRIX, in <strong>de</strong>n USA fest<br />

etabliert, versucht europäischen Bo<strong>de</strong>n zu erobern.<br />

In einer strategischen Allianz mit Navigon<br />

wird mit aller Kraft versucht, auf <strong>de</strong>m Markt<br />

Fuß zu fassen. Mit Belastungsstudien <strong>de</strong>utscher<br />

Ballungsräume hat INRIX versucht, Aufmerksamkeit<br />

zu erregen. Man wird sehen, ob sie erfolgreicher<br />

als Trafficmaster sind.<br />

Marktführer ist zweifelsohne TomTom. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r großen Marktdurchdringung und <strong>de</strong>r guten<br />

Datenlage auch jenseits <strong>de</strong>r <strong>Auto</strong>bahnen ergeben<br />

sich ganz neue Möglichkeiten <strong>de</strong>r Verkehrsinformation.<br />

Ziel ist eine individuelle Routenführung,<br />

auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>s Einzelnen abgestellt. An<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung dieser Systeme arbeiten wir mit.<br />

Dabei kommen auch I<strong>de</strong>en auf, Strategien aus<br />

<strong>de</strong>m Tierreich zu übernehmen. Tiere stellen häufig<br />

ihr Individuum zum Wohle <strong>de</strong>r Allgemeinheit<br />

in <strong>de</strong>n Hintergrund, wie zum Beispiel Ameisen.<br />

Die haben zwar kein richtiges Gehirn, son<strong>de</strong>rn<br />

nur „Nervenknoten“, damit sind sie allerdings äußerst<br />

effizient und laufen <strong>de</strong>n Staus einfach davon.<br />

Durch Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation<br />

zwischen Navis ließe sich das kopieren; unsere<br />

ersten Tests in Simulationen zeigen <strong>de</strong>utliche Effekte<br />

und lassen hoffen.<br />

Und was wird die Zukunft bringen? Zuerst einmal<br />

ist die Ortung mittels Satelliten auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />

keine einfache Angelegenheit. Das militärische<br />

NAVSTAR GPS System (Navigational Satellite Timing<br />

and Ranging – Global Positioning System)<br />

<strong>de</strong>r Amerikaner ist seit Mai 2000 auch für zivile<br />

Zwecke ohne Signalverschlechterung nutzbar<br />

(Juli 1995 überhaupt in Betrieb gegangen). Damit<br />

können Ortungen unterhalb 10 Meter Genauigkeit<br />

vorgenommen, und mit Map Matching und<br />

Differential GPS <strong>de</strong>utlich bessere Lokalisierungen<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />

Für mich als Physiker ist es faszinierend zu sehen,<br />

dass die sehr abstrakte Relativitätstheorie<br />

(spezielle und vor allem allgemeine) von Albert<br />

Einstein hier Anwendung fin<strong>de</strong>t. Das Problem ist<br />

die hohe Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Satelliten (3,87<br />

km/s). Wür<strong>de</strong> man dies außer Acht lassen, wäre<br />

<strong>nach</strong> einem Tag die Abweichung schon 11,7 km<br />

(!).<br />

Doch auch hier möchte Europa unabhängig von<br />

<strong>de</strong>n USA wer<strong>de</strong>n. Das Großprojekt GALILEO soll<br />

mit 30 Satelliten (27 plus drei Reserve) für Europa<br />

bessere (und unabhängigere) Informationen<br />

liefern als GPS. Drei Satelliten sind schon oben<br />

für die Testphase. Über die milliar<strong>de</strong>nschwere Finanzierung<br />

wird immer mal wie<strong>de</strong>r gestritten, es<br />

scheint aber tatsächlich vorwärts zu gehen. Viel<br />

Aufwand eigentlich, nur um zu wissen wo man<br />

ist. Manchmal möchte man das besser auch gar<br />

nicht wissen.<br />

<strong>Flotte</strong>nmanagement 1/2011

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