Tierschutz - Absolut-Hund
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Rasseporträt<br />
Grund darf er nicht zu früh von seiner<br />
Mutter getrennt werden.<br />
Wichtig ist, sich die Unterlagen der Eltern<br />
anzuschauen, auch und vor allem<br />
im Hinblick auf Gesundheitsuntersuchungen.<br />
Wenn möglich sollte man<br />
auch Informationen über den Gesund-<br />
Eine Anschaffung dieser kräftigen <strong>Hund</strong>e<br />
will in unserer Gesellschaft gut überlegt<br />
sein – Foto: www.kangal-dog.de<br />
heitszustand der Verwandtschaft herauszufinden<br />
versuchen, worüber der<br />
seriöse Züchter bereitwillig Auskunft<br />
geben wird.<br />
Vorsicht ist auf jeden Fall geboten,<br />
wenn man an irgendeine seltsame Hinterhofzucht<br />
gerät, oder die Welpen womöglich<br />
gerade aus der Türkei importiert<br />
worden sind. Die Überprüfbarkeit<br />
der Gesundheitsdaten ist hier einfach<br />
nicht gegeben. Auch aus einem anderen<br />
Grund ist bei Importen des Kangal<br />
aus der Türkei Vorsicht geboten. Wie<br />
im Vorfeld schon beschrieben, ist der<br />
Kangal in der Türkei ein reines Arbeitstier<br />
und wird dementsprechend geprägt<br />
und sozialisiert. Da er hier bei<br />
uns aber einen ganz anderen Stellenwert<br />
hat und eben eher nicht mehr<br />
zum Schutz der Herde eingesetzt wird,<br />
kann das hier in seinem späteren Leben<br />
zu verschiedensten Verhaltensproblemen<br />
führen. Was in der Türkei recht ist,<br />
muss hier in Deutschland noch lange<br />
48<br />
der absolut-hund report • 1 / 2011<br />
nicht gut sein. Die Lebensumstände<br />
sind einfach grundverschieden.<br />
Wie schon erwähnt, sollte man nach<br />
Möglichkeit beide Eltern kennen lernen.<br />
Das hat nicht nur seinen Grund<br />
darin, sich einen Eindruck über den Zustand<br />
bzw. die Gesundheit der <strong>Hund</strong>e<br />
zu verschaffen, sondern auch etwas<br />
vom Charakter der <strong>Hund</strong>e zu sehen. In<br />
Gegenwart der Züchter sollte ein Kontakt<br />
zu den <strong>Hund</strong>en möglich sein. Das<br />
setzt eine wesensfeste und charakterstarke<br />
Hündin voraus. Zeigt sie hier ein<br />
unangemessenes Maß an Aggressivität,<br />
kann man davon ausgehen, dass die<br />
Welpen dieses Verhalten von ihr übernehmen/erlernen.<br />
Denn was bei Muttern<br />
gut war, kann ja später nicht falsch<br />
sein. Deshalb sollte man hier von einem<br />
Kauf Abstand nehmen, wenn<br />
man Defizite im Verhalten der Mutter<br />
oder Elterntiere feststellt. In dieser frühen<br />
Lebensphase ist der Welpe, auf<br />
sein Verhalten bezogen noch ein unbeschriebenes<br />
Blatt. Alles was er in dieser<br />
Zeit von den erwachsenen Tieren in<br />
seiner Umgebung sieht, wird sich in<br />
seine eigenes Verhaltensrepertoire einbrennen.<br />
Dies nennt man Prägung und<br />
das gilt sowohl für positives wie auch<br />
leider für negatives Verhalten. Wird<br />
also hier schon die Grundlage für ein<br />
problematisches Verhalten gelegt, zum<br />
Beispiel übermäßige Scheu, kann man<br />
nicht erwarten, später einen wesenesfesten<br />
<strong>Hund</strong> zu haben. Zeigt das Muttertier<br />
ein ausgeprägtes Schutzverhalten<br />
dem Menschen gegenüber, wird<br />
auch dieses Verhalten beim Welpen<br />
geprägt. Hat man ein solches negativ<br />
geprägtes Verhalten wird es später<br />
möglicherweise nicht einfach sein, darauf<br />
noch Einfluss zu nehmen. Im<br />
schlimmsten Fall kann man nur noch<br />
versuchen, irgendwie mit diesem Ver-<br />
halten umzugehen. In manchen Fällen<br />
wird selbst das nicht mehr möglich sein.<br />
Grundsätzlich muss man sich über das<br />
Potenzial dieser <strong>Hund</strong> im Klaren sein.<br />
Wie schon erwähnt, wird man, bedingt<br />
durch die hohe Eigenständigkeit dieser<br />
<strong>Hund</strong>e, mit Erziehungsmaßnahmen,<br />
die über Druck und Verbot, nicht weit<br />
kommen und der <strong>Hund</strong> wird zu einer<br />
tickenden Zeitbombe und sich im<br />
schlimmsten Fall gegen seine Menschen<br />
zur Wehr setzen. Auf der anderen Seite<br />
wird ein Mangel an Konsequenz, klarer<br />
Führung und Absicherung durch den<br />
Menschen mit an Sicherheit grenzender<br />
Wahrscheinlichkeit dazu führen,<br />
dass der <strong>Hund</strong> seinen Job, für den<br />
diese Rasse entstanden ist, ausführt<br />
und zwar immer, überall, in jeder passenden<br />
und unpassenden Situation.<br />
Und das wird mit Sicherheit zu Problemen<br />
für den Menschen führen. Will<br />
man sich solch einen <strong>Hund</strong> wirklich<br />
anschaffen, muss man sich die Frage<br />
stellen, ob er wirklich hier in unsere Zivilisation<br />
gehört und ob man wirklich<br />
willens und in der Lage ist, sich dem<br />
Potenzial dieser <strong>Hund</strong>e zu stellen. Auf<br />
keinen Fall sollte man sich einen solchen<br />
<strong>Hund</strong> anschaffen, nur weil diese<br />
Rasse gerade„in“ ist. Mit dem Kauf eines<br />
<strong>Hund</strong>es im Welpenalter übernimmt<br />
man die Verantwortung für die nächsten<br />
zwölf bis vierzehn Jahre. Ob der<br />
Kangal dann noch in Mode ist – wer<br />
weiß? Hinzu kommt, dass Kangals in<br />
einigen Bundesländern zumindest als<br />
Kategorie-2-<strong>Hund</strong>e gelistet sind, womit<br />
in vielen Gemeinden immens hohe<br />
Steuern und entsprechende Auflagen<br />
auf den Besitzer zukommen.<br />
Antje Henze<br />
www.passion4dogs.de<br />
Textquellen: www.kangal-dog.de und<br />
www.hirtenhund.de