Tierschutz - Absolut-Hund
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Leid der Vermehrerhunde<br />
deutlich zu verwarnen, aber nicht zu<br />
verletzen.<br />
Je länger wir uns kennen lernten, um<br />
so deutlicher wurde uns, dass Felix<br />
einfach schlechte Erfahrungen mit der<br />
Hand des Menschen gemacht hatte. Es<br />
bestätigte sich nicht, dass er Liegeplätze<br />
verteidigte, sondern es stellte<br />
sich immer mehr heraus, dass er quasi<br />
seine eigene Individualdistanz verteidigte.<br />
Er scheint einige sehr unschöne<br />
gewalttätige Erziehungsversuche erlebt<br />
zu haben und hat irgendwann gelernt,<br />
dass Selbstverteidigung die beste<br />
Art der Verteidigung ist. Darüber hinaus<br />
haben wir bei einem Tierarztbesuch<br />
festgestellt, dass er einen kaputten Ellbogen<br />
hatte, vermutlich von Geburt<br />
an und schon lange unter Schmerzen<br />
litt. Aus diesem Grund haben wir ihn<br />
zunächst mit Schmerzmitteln schmerzfrei<br />
gemacht und anschließend eine<br />
Operation des Beines durchgeführt.<br />
In der ersten Zeit war es nicht immer<br />
leicht mit Felix zusammen zu leben.<br />
Wir hatten die Möbel umgestellt, um<br />
Engstellen zu vermeiden, die ihn dazu<br />
veranlassen würden, zu schnappen<br />
oder in eine Abwehrhaltung zu gehen.<br />
Immer wenn wir uns ihm näherten,<br />
egal ob auf seinen Liegeplätzen oder<br />
sonst irgendwo in der Wohnung liegend,<br />
haben wir ihn angesprochen,<br />
ihm ein absplittendes Handzeichen<br />
gezeigt, damit er wusste, dass wir nur<br />
an ihm vorbeigehen, ihn nicht anfassen<br />
wollen. Wenn uns etwas hinuntergefallen<br />
ist, haben wir erst geschaut,<br />
wo Felix gerade ist. Nur mit ausreichend<br />
Abstand zu ihm, haben wir es dann aufgehoben.<br />
Wenn Felix dicht dabei war,<br />
haben wir ihn zunächst weggelockt<br />
und uns erst anschließend gebückt.<br />
Wir hatten für Felix Kinderschutztüren<br />
62<br />
der absolut-hund report • 1 / 2011<br />
gekauft und damit das Arbeitszimmer<br />
ausgestattet. So konnte Felix im Arbeitszimmer<br />
schlafen, abgetrennt, aber in<br />
Hör- und Sichtweite zu uns im Schlafzimmer<br />
und Wohnzimmer, damit er<br />
sich nicht nachts heimlich aufs Sofa<br />
schleichen konnte, weil ja unklar war,<br />
ob wir ihn da wieder runter lotsen<br />
könnten. Außerdem war es eine Möglichkeit,<br />
ihm auch tagsüber mal für sich<br />
alleine eine Auszeit zu geben. So ein<br />
bisschen wie Kleinkinder zum Mittagsschlaf<br />
hinzulegen, damit sie dann den<br />
Rest des Tages ausgeruht begehen können.<br />
Ihm war vor allem an den Wochenenden,<br />
wenn wir beide den ganzen<br />
Tag zuhause waren, die dauernde Nähe<br />
zum Menschen oft zu anstrengend, da<br />
musste er immer acht geben, was wir<br />
gerade so machen, ob sich jemand nähert<br />
usw. In seinem Zimmer, das wir<br />
dadurch attraktiv gemacht haben, dass<br />
es immer was tolles zum Nagen gab,<br />
konnte er sich entspannen und schlafen,<br />
weil er bald herausgefunden hatte,<br />
dass ihn dort niemand stört.<br />
Wir haben Felix mit Hilfe einer Tierheilpraktikerin<br />
zusätzlich homöopatisch<br />
unterstützt, sowohl was die gesundheitlichen<br />
Baustellen anging als auch das<br />
Thema Vergangenheitsbewältigung.<br />
Dies hat ihm auch ein gutes Stück geholfen,<br />
er wurde freier, das Training<br />
nutzen zu können. Viele Abläufe haben<br />
wir ritualisiert, d.h. Signalwörter eingeführt,<br />
die einen immer gleichen Ablauf<br />
ankündigen. Das gibt ihm die Sicherheit<br />
zu erkennen, was nun als nächstes<br />
auf ihn zukommt und was von ihm verlangt<br />
wird.<br />
Rituale halfen Felix,Vertrauen zu entwickeln: er wartet in seinem Zimmer bis das<br />
Futter angerichtet ist und in einem Extra-Zimmer abgestellt wird<br />
So haben wir in den ersten Wochen<br />
das Brustgeschirr einfach angelassen<br />
und dann langsam daran gearbeitet,<br />
es an- und ausziehen zu dürfen. Auch<br />
das Richten des Futters und die Abläufe<br />
darum haben wir ritualisiert: Er wartet<br />
in seinem Zimmer bis das Futter gerichtet<br />
ist, dann stellen wir es in ein Extrazimmer,<br />
das er erst anschließend<br />
betreten darf und schließen die Tür.<br />
Wenn unsere Hündin mit Fressen fertig<br />
ist, gehen wir an seine Zimmertür<br />
und fragen:„Bist Du fertig?“ und öffnen.<br />
Das Ein- und Aussteigen im Auto<br />
wurde ritualisiert, damit er keine Angst<br />
hat, wenn wir ins Brustgeschirr fassen,