Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
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ALLGEMEINE BESONDERHEITEN SEPTEMBER 2011<br />
spitzmarke kolumne�� quadrat 09 / 2011 303<br />
Kein Sommermärchen<br />
Was soll ich sagen? Der Sommer hat in vielerlei Hinsicht<br />
weder unsere großen noch kleinen Erwartungen erfüllt.<br />
Aber sehen wir es doch mal von dieser Seite: Immerhin<br />
hievt strapazierendes Dauerschmuddelwetter völlig unterschiedliche<br />
Menschen und Volksgruppen auf die gleiche<br />
Gesprächsebene und schafft so eine internationale<br />
regennasse Kommunikationsplattform.<br />
Weil mir die Gesamtsituation in der langen Sommerpau-<br />
se zunehmend ins sogenannte Sommerloch abzurutschen<br />
drohte, packte ich kurzerhand meine Koffer und unternahm<br />
einen Ausflug zur Verwandtschaft an die Nordsee.<br />
Nachdem dort die erste Wiedersehensfreude und der<br />
Austausch von Neuigkeiten gestillt waren, stellte sich<br />
leider auch an den sandigen Gestaden des Meeres alsbald<br />
eine gelangweilte Ferien-Monotonie ein. Nach dem<br />
dritten Urlaubsschmöker, dem Blättern in diversen Magazinen<br />
der Belanglos-Presse beim Kiosk an der Ecke,<br />
entschied ich mich für die Teilnahme an einer Wattwanderung<br />
– lieber die Wattwürmer husten hören, als dem<br />
regennassen Gras beim Wachsen zusehen, lautete mein<br />
Credo an diesem trüben Tag. Ich versprach mir sowohl<br />
Abwechslungs- wie Lehrreiches beim Waten durch den<br />
farblosen Schlick. Als lehrreich zeigte sich dann vor allem<br />
die Erkenntnis, dass meine neu erworbenen Gummitreter<br />
bei sinntflutartigen Wolkenbrüchen definitiv<br />
nicht dicht halten und das die bis dato ungenutzte Allwetter-Jacke,<br />
ein Weihnachtsgeschenk meines Verflossenen,<br />
zwar für jedes Wetter geeignet ist, außer für Regengüsse.<br />
Wer warnt einen auch davor, dass man vorsorglich<br />
seinen Kleiderbestand einem nahezu unmenschlichen<br />
Härtetest unterziehen sollte, bevor man ihn den Unbilden<br />
der Wetterfronten aussetzt? Doch bekanntlich folgt auf<br />
Regen meist auch wieder Sonnenschein, vor allem an der<br />
Küste. Also Sonnenbrille auf die Nase und ab in den<br />
Strandkorb. Der hatte zwar auch schon seine Schwimmflügel<br />
an und war schwer sand- und wassergeflutet, aber<br />
nach dem fünften Wolkenbruch war mir Freundin Sonne<br />
wichtiger, als meinen gut gewässerten Pöppes ins Trockene<br />
zu setzen. Meine Gesicht dem wärmenden Licht entgegenstreckend,<br />
sinnierte ich dem Unsommer dieses<br />
Jahres hinterher: unverhältnismäßig viel Niederschlag,<br />
der in den unpassendsten Momenten fiel – was bei mir<br />
wiederum zu unsinnigen Geldausgaben führte: undichte<br />
Regenbekleidung, für Windstärke zehn untaugliches<br />
Schirmwerk. Meine Gedanken-Liste wird in der Hitze der<br />
urplötzlichen Sonnenwärme immer unübersichtlicher, sodass<br />
ich leicht benebelt den Rückweg zur Verwandtschaft<br />
antrete. Am Küstenhimmel zogen bereits die nächsten<br />
düsteren Wolkenberge auf und für den Abend war bereits<br />
ein Unwetter vorhergesagt. Für mich zumindest sind die<br />
Unwörter der letzten Monate Sven, Timo und Lars. Das<br />
sind die unscheinbaren Namen der Tiefdruckgebiete, mit<br />
denen uns Wettergott Petrus (aus purer Bosheit?) bedachte.<br />
Ich jedenfalls lasse mir die Laune von den Eskapaden<br />
der Natur nicht verderben und bleibe noch ein<br />
wenig in Küstennähe. Unmengen von Friesentee sind zumindest<br />
in der Lage, von innen zu wärmen. Auch, wenn’s<br />
außen schon fast herbstlich anmutet.<br />
In diesem Sinne, genießen Sie das Leben und bleiben<br />
Sie versonnen!<br />
Ihre Emma Piehl