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42 quadrat 09 / 2011 � profile Als sie vor 30 Jahren nach Bad Harzburg kam, war sie fast eine Gestrandete, doch dann sah sie ihre neue Wirkungsstätte, die Seniorenresidenz Belvedere. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich die heute 69-jährige Mathilde Maria Kleiber. Der noble Jugendstilbau mit seinen verspielten Türmchen und den verzierten Balkonen am Fuße des Burgberges – einst als Luxushotel gebaut – stand 1981 ebenso wie seine spätere Leiterin vor einem Neuanfang. Es passte einfach. Die Verbundenheit zwischen Mathilde Maria Kleiber und dem Belvedere hielt fast 30 Jahre. „Es waren 30 sehr gute Jahre“, erzählt die Frau, die ihre berufliche Laufbahn einst als Säuglingsschwester bei den Diakonissen in Kassel begann, obwohl sie eigentlich gläubige Katholikin ist. „Ich komme aus einem Bauernhaushalt und hatte fünf Brüder, da lernt man frühzeitig, sich nicht so wichtig zu nehmen“, erzählt Mathilde Maria Kleiber die sich stets durch Bescheidenheit auszeichnet. So verstand sie sich nie als Chefin, sondern als Teil eines Teams. Ihre Aufgabe bestand darin, zuzuhören – auch und vor allem dann, wenn ihr Gegenüber mal polterte. Unter ihrer freundlichen, ruhigen Art verbirgt sich eine sanfte Zielstrebigkeit, der man gern folgt. Mit diesem Rezept gelang es der langjährigen Leiterin des Belvedere stets, Gegensätze zu verbinden. Diese Fähigkeit zeigt sich auch in ihrer Wohnung, wo sich alte Stilmöbel aus ihrem Elternhaus in Fritzlar mit neuen Wohnaccessoires widerspruchslos zusammenfügen. In ihren Regalen finden sich Bücher aus dem 19. Jahrhundert, während klassische Musik aus hypermodernen, in die Decke eingelassenen Lautsprechern tönt. „Ich liebe alte Dinge, aber es muss WAS MACHT EIGENTLICH: Mathilde Maria Kleiber „Bin zufrieden, so wie es ist!“ auch alles praktisch sein“, erklärt sie dieses ungewöhnliche Nebeneinander von Altem und Neuem. Im Februar 2009 trat sie nach einem erfüllten und vielschichtigen Arbeitsleben ihren verdienten Ruhestand an, dies allerdings mit gemischten Gefühlen. Das Belvedere mit seinen Bewohnern, die ihr familiengleich ans Herz gewachsen waren, zu verlassen, fiel ihr nicht leicht. Mit der ihr typisch patenten Art erklärt sie: „Birgitt Feuer war dran und sie machte ihre Sache sehr gut!“ Gemeint ist ihre langjährige Kollegin und Nachfolgerin, die zu verlassen ihr ebenso nahe ging wie das Zurücklassen vieler anderer. Es sind so einige Namen, die Mathilde Maria Kleiber ein wenig wehmütig erwähnt, wenn sie von ihrer Zeit im Belvedere erzählt. Birgitt Feuer, Irmgard Schönflug, Dirk Thies, Nina Festerling, Toska Reinecke, Rita Walter, Ekkard Feetz und Dr. Heinrich Niessner – „unser Sandmännchen, weil er so oft noch nachts seine Runden drehte“, erklärt sie dessen Spitznamen schmunzelnd. Noch heute hat sie das Belvedere und sein Leben immer im Blick, denn ihre Wohnung liegt direkt nebenan. Oft muss sie sich selbst ermahnen, nicht mehr ständig mit wachsamem Auge hinüber zu schauen. Ihre Familie samt Enkeltochter wohnt im gleichen Haus, sodass sich Mathilde Maria Kleiber als „Omi“ bestens ausleben kann. Die Familie ist ihr sehr wichtig. So freut es sie, wenn sie bei ihrer Tochter die gleiche Reiselust entdeckt, die sie selbst und die auch ihre Eltern auszeichnete. Das Gutshofehepaar aus Fritzlar wanderte nämlich in den 1920-er Jahren für einige Zeit nach Amerika aus. Mathilde Maria Kleibers Kinder kamen nicht auf deutschem Boden, sondern im südafrikanischen Johannisburg zur Welt. 1968 verschlug es sie und ihren Mann, der für die Firma Pelikan tätig war, beruflich auf den schwarzen Kontinent. Vier Jahre später kehrte die Familie zurück nach Deutschland. Doch das Reisen hörte damit keineswegs auf. Ihr Mann wechselte zu dem damals noch jungen Unternehmen IBM, das seine Mitarbeiter nach amerikanischer Manier mit diversen Reisen belohnte. „Ich habe die ganze Welt gesehen. Es waren schö- FOTOS: BERND SCHUBERT
ne Zeiten, auf die ich dankbar zurückblicke“, erinnert sich Mathilde Maria Kleiber an ihre Ehe, die am Auf und Ab des Lebens scheiterte. Nach der Trennung ging sie mit ihren elf- und zwölfjährigen Kindern nach Bad Harzburg, wo sie ihr Wissen aus dem Heilberuf und Erfahrungen aus der Tätigkeit bei der Caritas wunderbar in ihrer neuen Wirkungsstätte, dem Belvedere, einbringen konnte. „Ich bin in meinem Leben sicher zwanzig- mal umgezogen, aber hier in Bad Harzburg bin ich wirklich angekommen. Es war alles perfekt ge- macht … von da oben“, lacht sie bei der Erinnerung an diese Zeit. Alte Stiche von ihrem Elternhaus in Fritzlar, Schwarzweißfotos von den bereits verstorbenen Brüdern und ihren Eltern neben den Fotos ihrer Kinder und Enkel zeigen, dass sie zwar gern zurückschaut, aber den Blick nach vorn in die Zukunft keineswegs ausspart. Und diese Zukunft liegt wiederum im Bereich „Geschichte“ – nämlich in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für den Ge- BEKLEIDUNG SCHUHE AUSRÜSTUNG profile � quadrat 09 / 2011 43 schichtsverein Bad Harzburg, dem sie seit zwei Jahren vorsteht. Wenn sie ihre Heimat Bad Harzburg als überschaubar und doch mit allem ausgestattet preist, was man braucht, spürt man ihre starke Verbundenheit mit der Kurstadt am Fuße des Harzes. Davon und von ihrem Organisationstalent profitiert heute der CDU Stadtverband, in den sie sich einbringt. Doch hin und wieder gönnt sich die aktive Seniorin auch mal eine Auszeit – gern und regelmäßig im venetischen Heilbad Abano, das sie seit vielen Jahren besucht. „Ich bin dankbar, dass ich gesund und vor allem noch mobil bin“, sagt sie und fügt dann mit verschmitztem Lächeln hinzu: „Deswegen liebe ich auch meinen Wagen so“. Nach eigenem Bekunden ist ihr der schicke BMW, ihr ehemaliges Dienstfahrzeug, das sie nach ihrer Pensionierung übernehmen konnte, geradezu eine zweite Heimat. Fraglos passt der elegante, sportliche Wagen bestens zu der umtriebigen Rentnerin. Auf die Frage, welche Ziele sie als Nächstes ansteuere, winkt sie lachend ab. „Wünsche hat man natürlich immer, aber ich bin zufrieden, so wie es ist!“ (ck DRAUSSEN ZU HAUSE Bäckerstraße 23–24 • 38640 Goslar Tel. 05321 313774 www.jack-wolfskin.com
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