Reichweite ist nicht alles - Internet World Business
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46 <strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS<br />
KOMMENTAR<br />
Bereit für<br />
Adidas?<br />
Vielen Online-Marketern<br />
dürfte der 25. November<br />
2010 besonders in Erinnerung<br />
bleiben: An dem<br />
Tag hat der Sportartikelhersteller<br />
Adidas bekannt<br />
gegeben, künftig voll auf<br />
das Web zu setzen. „Das<br />
Gros unserer Kommunikation<br />
läuft über digitale<br />
Kanäle. Die klassischen<br />
Medien hingegen sind<br />
D. Grollmann,<br />
Chefredakteur<br />
lange <strong>nicht</strong> mehr so wichtig wie früher“, so Adidas-Vorstand<br />
Erich Stamminger. Online-Marketer<br />
wissen das schon länger. Neu <strong>ist</strong> aber, dass diese<br />
Erkenntnis nun das ganz große Geld bewegt. Allein<br />
bei Adidas geht es immerhin um ein Budget<br />
von 1,5 Milliarden Euro. Und die Wettbewerber<br />
Nike und Puma, die schon länger verstärkt aufs<br />
<strong>Internet</strong> setzen, werden <strong>nicht</strong> zurückstehen.<br />
Allerdings wird der Geldsegen wohl <strong>nicht</strong> alle<br />
Marktteilnehmer gleichermaßen treffen. Wie die<br />
Herzogenauracher ihre Marketing-Millionen<br />
genau verteilen wollen, <strong>ist</strong> zwar noch ein gut<br />
gehütetes Geheimnis, klar <strong>ist</strong> aber, dass sich die<br />
jugendliche Zielgruppe vor allem bei Facebook,<br />
Youtube & Co. tummelt. Social Networks werden<br />
daher wohl überdurchschnittlich profitieren.<br />
Eine handvoll Web-Anbieter dürften sich nun auf<br />
Werbeaufträge freuen, die bislang an Hunderte<br />
von TV-Networks und Zeitschriftenverlage gingen.<br />
Eine Konzentration in der Medienlandschaft<br />
wäre die Folge. Aber auch innerhalb der Werbebranche<br />
könnte einiges durcheinandergeraten.<br />
In Social Networks funktionieren virale Kampagnen<br />
besonders gut. Deren Erfolg hängt aber<br />
<strong>nicht</strong> von einem gekauften Werbedruck, sondern<br />
vielmehr von einer kreativen Idee ab. Gut möglich,<br />
dass ein größerer Teil des Geldes künftig bei<br />
(Kreativ-)Agenturen landet. Denn: Wenn die<br />
Kampagne so gut <strong>ist</strong>, dass die Zielguppe sie freiwillig<br />
betrachtet, muss kein Werbeträger mehr<br />
für seine Werbele<strong>ist</strong>ung bezahlt werden.<br />
Nachtrag zum BGH-Urteil<br />
Unter der Headline „Wertersatz adé“ analysierte<br />
Rechtsanwalt Florian Decker das BGH-<br />
Urteil zum Wertersatz (Ausgabe 24/2010,<br />
Seite 34). Der BGH hatte einen Web-Händler<br />
dazu verurteilt, einem Käufer den vollen<br />
Kaufpreis für ein Wasserbett zu erstatten,<br />
obwohl dieser es mit Wasser befüllt und<br />
mehrfach darin geschlafen hatte.<br />
Das Urteil des BGH liegt mittlerweile im Volltext<br />
vor. Der BGH hat entschieden, dass eine<br />
Prüfungsmöglichkeit immer gegeben sein<br />
muss; so darf der Verbraucher auch Möbel,<br />
die zerlegt geliefert werden, aufbauen. Entstehen<br />
dabei Gebrauchsspuren, geht dies zulasten<br />
des Händlers. Die Einschränkung „wie im<br />
Ladengeschäft“ darf nach Ansicht der BGH-<br />
Richter <strong>nicht</strong> der einzige Prüfungsmaßstab<br />
sein, da im Ladengeschäft oft Muster zur Verfügung<br />
stehen, anhand derer sich der Verbraucher<br />
vom Produkt überzeugen könne.<br />
Martin Rätze<br />
Trusted Shops<br />
Anm. d. Red: Um die Urteilsbegründung im Voll-<br />
mail@internetworld.de<br />
GASTKOMMENTAR<br />
„Project Titan“ und die Folgen<br />
Die Spekulationen rund um Facebooks<br />
neues Messaging-System haben bereits<br />
lange vor der Enthüllung begonnen.<br />
Mittlerweile hat das Warten ein Ende und<br />
schon häufen sich die Fragen, welche Auswirkungen<br />
der Facebook-Dienst auf das<br />
E-Mail-Marketing hat und welche Chancen<br />
sich hieraus eröffnen könnten.<br />
Eines zumindest <strong>ist</strong> klar: „Facebook<br />
Messages“ <strong>ist</strong> weitaus mehr als nur ein<br />
neuer E-Mail-Dienst. VerschiedeneKommunikationskanäle<br />
werden unter<br />
einem gemeinsamen Dach<br />
zu einem universellen<br />
Kommunikationsdienst<br />
verschmolzen. Doch damit<br />
wird wohl kaum der<br />
befürchtete „E-Mail-Killer“<br />
das Licht der Welt erblicken.<br />
Vielmehr wird die<br />
Integration von E-Mail-<br />
Marketing und Social Media unterstützt –<br />
gut für Marken, die bereits aktiv Social<br />
Media Marketing betreiben!<br />
Auch bringt das „Project Titan“ keine<br />
weitere Fragmentierung der ohnehin<br />
schon komplexen Marketing-Landschaft<br />
mit sich, da sich an den grundlegenden<br />
Herausforderungen <strong>nicht</strong>s ändern wird:<br />
Werbungtreibende müssen nach wie vor<br />
nach Möglichkeiten suchen, wie sie Verbrauchern<br />
zuhören, von ihnen lernen und<br />
sie letztlich beeinflussen können.<br />
Für E-Mail-Marketer sind in diesem<br />
Zusammenhang vor allem drei Dinge<br />
wichtig: Zum einen entscheidet bei dem<br />
neuen Dienst <strong>nicht</strong> mehr die Technologie<br />
auf Basis von Inhalten und Reputation,<br />
welche E-Mail ins Postfach gelangt. Stattdessen<br />
werden die Nachrichten nun noch<br />
text zu lesen, geben Sie bitte auf www.internet<br />
world.de/webcode Webcode 1025046 ein.<br />
Schöner, aber zu langsam<br />
Zum Relaunch von Myspace.<br />
Was Facebooks neues Messaging-System für das Online Marketing bedeutet<br />
Myspace hat zwar ein schönes, neues Design<br />
bekommen, dafür <strong>ist</strong> die Seite jedoch sehr<br />
langsam geworden – trotz schneller <strong>Internet</strong>-<br />
Anbindung. So macht die Seite definitiv keinen<br />
Spaß mehr!<br />
Timo Fegeler<br />
Ihre Meinung <strong>ist</strong> uns wichtig!<br />
Haben Sie Kommentare, Vorschläge oder<br />
Kritik? Schreiben Sie einen Leserbrief an<br />
❚ mail@internetworld.de<br />
Haben Sie eine neue Position angetreten?<br />
Dann schicken Sie bitte eine Mail an<br />
❚ aufstieg@internetworld.de<br />
Hat Ihr Unternehmen einen neuen Auftrag<br />
erhalten oder ein Projekt übernommen?<br />
Lassen Sie’s uns wissen unter<br />
❚ pitch@internetworld.de<br />
MEINUNG 6. Dezember 2010 25/10<br />
stärker vom Individuum selbst gefiltert.<br />
Nutzer können jetzt E-Mails von unbekannten<br />
Absendern automatisch blockieren.<br />
Unterstützt werden sie dabei durch<br />
neue Funktionen wie die „Social Inbox“,<br />
die eingehende Post nach persönlichen<br />
Beziehungen sortiert und gliedert.<br />
Des Weiteren verzichtet das neue System<br />
auf typische Elemente wie etwa die Betreffzeile.<br />
Bisher war sie zentrales Ent-<br />
Swen Krups,<br />
Country Director Germany des<br />
E-Mail-Marketing-Dienstle<strong>ist</strong>ers<br />
Epsilon International, Düsseldorf<br />
❚ www.epsilon.com<br />
scheidungskriterium und half dem Empfänger,<br />
die „Spreu vom Weizen“ zu trennen.<br />
Für Werbungtreibende wird es in der<br />
Folge noch wichtiger, jedem Einzelnen<br />
relevante Inhalte zu bieten. Nur wer sich<br />
als Absender interessanter Newsletter<br />
erwe<strong>ist</strong>, hat langfr<strong>ist</strong>ig Aussichten darauf,<br />
in den Freunde-Ordner aufgenommen zu<br />
werden und damit nachhaltig Erfolg zu<br />
haben. Dadurch gewinnen auch Ansätze<br />
wie Lifecycle-E-Mail-Marketing und Real-<br />
Time Messaging weiter an Bedeutung.<br />
Denn gerade Facebook-Nutzer kommunizieren<br />
rund um die Uhr. Sie erwarten zeitnahe<br />
Rückmeldungen und Informationen,<br />
die auf ihre spezifischen Bedürfnisse<br />
zugeschnitten sind. Diesen Ansprüchen<br />
lässt sich begegnen, indem man durch<br />
Real-Time Messages umgehend mit dem<br />
Gehört<br />
Kunden in Interaktion tritt, und zwar<br />
dann, wenn dieser gerade selbst aktiv <strong>ist</strong>.<br />
Drittens bietet der neue Dienst Marken<br />
die Chance, durch virale Effekte die <strong>Reichweite</strong><br />
und Wirkungsdauer der Werbebotschaften<br />
bedeutend zu erhöhen und damit<br />
eine wesentlich größere Empfängerzahl<br />
über die bestehende Verteilerl<strong>ist</strong>e hinaus<br />
zu erreichen.<br />
Hinter all dem steht der Versuch von Facebook,<br />
das übrige <strong>Internet</strong> für seine Nutzer<br />
ein wenig „überflüssiger“ zu machen. Tatsächlich<br />
hilft die angekündigte Lösung,<br />
viele der bisher einzeln genutzten Kanäle<br />
an einem Ort zu bündeln. Für diejenigen<br />
Verbraucher, die das Angebot annehmen,<br />
wird damit zunehmend die Erfahrung<br />
nahtloser Kommunikation möglich.<br />
Werbungtreibenden hat Facebook mit<br />
der Zusammenfassung der verschiedenen<br />
Berührungspunkte auf einer Plattform im<br />
Grunde einen Gefallen erwiesen.<br />
Inwieweit dieses Angebot auch vom<br />
Nutzer angenommen wird, muss die Zukunft<br />
zeigen. Datenschutzbeauftragte jedenfalls<br />
sind schon hellhörig geworden<br />
und haben bereits kurz nach Bekanntgabe<br />
vor den Risiken für die Nutzer gewarnt.<br />
Insbesondere die Bündelung so vieler<br />
privater Informationen birgt für Hacker<br />
ein großes Potenzial. Und sollte tatsächlich<br />
die gesamte Kommunikation der aktuell<br />
500 Millionen Facebook-Nutzer über diese<br />
eine Plattform laufen, hat das Unternehmen<br />
nun auch Einblick in die Korrespondenz<br />
jener Menschen, die das soziale<br />
Netzwerk bislang bewusst gemieden haben.<br />
Die Tatsache, dass Facebook in der<br />
Vergangenheit <strong>nicht</strong> gerade zimperlich im<br />
Umgang mit persönlichen Daten war, trägt<br />
<strong>nicht</strong> dazu bei, Bedenken zu zerstreuen. ❚<br />
„Die englische Formulierung ,Public Figure‘<br />
trifft besser, was gemeint <strong>ist</strong>.“<br />
Claus Strunz, Chefredakteur des „Hamburger Abendblatts“ findet die<br />
deutsche Bezeichnung seiner Facebook-Fanpage irreführend<br />
„Was bei vielen Kaufentscheidungen längst üblich <strong>ist</strong>,<br />
wird beim Thema Bestattungen noch immer tabuisiert.“<br />
Das neue Web-Portal bestattungen.de schließt eine bestehende Marktlücke und<br />
bietet Preisvergleiche für Beerdigungen an<br />
„Mache Fehler, genieße sie!“<br />
Twitter-Gründer Biz Stone hält Fehler für unverzichtbar auf dem Weg,<br />
etwas Tolles zu erfinden<br />
„Shoppen Sie mit vollem Mund!“<br />
Der amerikanische Firmen-Blog von eBay nennt einen wichtigen Grund für die Nutzung<br />
der mobilen eBay-App: das traditionelle Familienmahl zu Thanksgiving