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Reichweite ist nicht alles - Internet World Business

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6 <strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS<br />

Die Fanpage von Facebook Deutschland<br />

besteht seit 2004, dem Gründungsjahr<br />

von Facebook. Sie zählt heute<br />

mehr als 110.000 Fans. Mittlerweile netzwerken<br />

hierzulande knapp 13,4 Millionen<br />

Nutzer über die Community. Doch erst in<br />

diesem Jahr eröffnete der US-amerikanische<br />

Konzern eine Deutschland-Filiale in<br />

Hamburg. F. Scott Woods leitet dort ein<br />

Team von zwölf Mitarbeitern, das noch<br />

wachsen soll. Im Gespräch mit INTER-<br />

NET WORLD <strong>Business</strong> erläutert Woods<br />

Möglichkeiten, auf Facebook zu werben –<br />

und damit verbundene Schwierigkeiten.<br />

Haben Sie sich den Film über Ihren Chef<br />

Mark Zuckerberg im Kino angeschaut?<br />

Scott Woods: Sogar mit dem ganzen Team.<br />

Persönlich dachte ich mir, zwei Stunden<br />

über Facebook – das kann langweilig werden.<br />

Aber der Film <strong>ist</strong> gutes Entertainment,<br />

Hollywood eben. Vieles entspricht<br />

aber <strong>nicht</strong> der Wirklichkeit.<br />

Mark Zuckerberg hat gerade das Messages-<br />

Programm vorgestellt. Hierzulande schlugen<br />

die Datenschützer sofort Alarm. Sie sind <strong>nicht</strong><br />

zu beneiden als Deutschland-Statthalter.<br />

Woods: Auch in Deutschland gibt es bereits<br />

Nachrichtenfunktionen, über die sich Mitglieder<br />

austauschen. Facebook-Nachrichten<br />

führt unterschiedliche Informationskanäle<br />

wie E-Mail, SMS und Chat zusammen.<br />

Mit den Datenschützern in Europa<br />

und Deutschland sind wir regelmäßig in<br />

Kontakt, und vorerst <strong>ist</strong> Facebook-Nachrichten<br />

nur in den USA gestartet.<br />

Welches Gewicht hat Ihre Stimme in der<br />

Zentrale, wenn es um den Datenschutz geht?<br />

Woods: Ich bin mit meinem Team für die<br />

Vermarktung von Facebook verantwortlich.<br />

Wir haben einen Datenschutzbeauftragten<br />

für Europa, und für Deutschland<br />

suchen wir nach einem Experten. Der Austausch<br />

mit den Kollegen in den USA funktioniert<br />

ausgezeichnet. Facebook hat viel<br />

an den Privatsphäre-Einstellungen<br />

verändert, sodass Nutzer eine bessere<br />

Kontrolle über ihre Daten haben.<br />

Datenschutz <strong>ist</strong> weltweit ein<br />

Thema.<br />

Facebook <strong>ist</strong> seit Februar mit einem<br />

eigenen Büro in Deutschland vertreten.<br />

Wie groß <strong>ist</strong> das Interesse der Werbungtreibenden?<br />

Woods: Sehr hoch. Wir haben bereits<br />

viele interessante Kampagnen<br />

umgesetzt, viele deutsche Marken<br />

sind auf Facebook gestartet. Wir<br />

sehen aber auch, dass es noch viele<br />

Fragen rund um Social Media und<br />

Werbung zu klären gibt.<br />

Welche Kampagnen waren gut?<br />

Woods: Vor der Fußball-Weltme<strong>ist</strong>erschaft<br />

hat Nike – das Unternehmen<br />

war kein Sponsor – vorab den<br />

TV-Spot mit den Weltstars auf<br />

Facebook gestartet. Er wurde millionenfach<br />

verteilt. Faszinierend zu beobachten,<br />

wie schnell das geht. Persönlich<br />

hat mich eine Kampagne von Hugo Boss<br />

Orange angesprochen. Da wurde ein Wettbewerb<br />

für ein T-Shirt-Design ausgeschrieben,<br />

das Beste wird in die nächste<br />

Kollektion aufgenommen. Da haben Tausende<br />

weltweit mitgemacht, die Kommunikation<br />

zwischen Marke und Fans <strong>ist</strong><br />

durch diese Aktion sehr stark gewachsen.<br />

So etwas finde ich persönlich sehr gut.<br />

Verkauf oder Werbung – wo setzen deutsche<br />

Unternehmen Schwerpunkte auf Facebook?<br />

Woods: Das <strong>ist</strong> schwer zu sagen, viele werben,<br />

aber ebenso viele wollen auch verkaufen.<br />

Facebook hilft bei der Kundenbindung,<br />

weil unter anderem über den Like-<br />

Button ein Rückkanal entsteht. So knüpfen<br />

Unternehmen einen direkten Draht<br />

zum Kunden, der sich auch zur Marktforschung<br />

einsetzen ließe. Social Media für<br />

eine Marke bedeutet allerdings oft, dass<br />

TRENDS & STRATEGIEN 6. Dezember 2010 25/10<br />

Social Media haben sich zu einem der wichtigsten Werbetrends entwickelt. Facebook bietet sich dafür an. Doch viele<br />

Unternehmen, die in der Community werben, machen noch Fehler, beobachtet Deutschland-Chef F. Scott Woods<br />

Daten und Fakten<br />

❚ Facebook entstand 2004 in den USA aus einem<br />

Netzwerk für Studenten und verzeichnete<br />

damals eine Million Mitglieder.<br />

❚ Heute liegt die Zahl der Mitglieder bei 500<br />

Millionen weltweit. Laut Unternehmen loggt<br />

sich etwa die Hälfte beinahe jeden Tag ein.<br />

❚ Im Schnitt <strong>ist</strong> ein Facebook-Mitglied mit 130<br />

Teilnehmern vernetzt.<br />

❚ Schätzungen zufolge setzte Facebook 2009<br />

ca. 800 Millionen US-Dollar um und erzielte einen<br />

Gewinn von zehn Millionen Dollar. Der<br />

Wert des Konzerns soll mit 34 Milliarden US-<br />

Dollar bereits über dem von eBay liegen.<br />

❚ Seit Februar 2010 unterhält Facebook eine<br />

Niederlassung in Hamburg.<br />

❚ Laut Stat<strong>ist</strong>ikdienst Facebakers.com sind die<br />

Länder mit den me<strong>ist</strong>en Mitgliedern USA, Indonesien,<br />

Großbritannien, Türkei und Frankreich.<br />

SOCIAL MEDIA MIT FACEBOOK<br />

„Wir sind <strong>nicht</strong> billig“<br />

❚ Mit knapp 13,4 Millionen Teilnehmern liegt<br />

Deutschland zurzeit auf Platz elf. 51 Prozent<br />

der Nutzer sind hier Männer. Etwa jeder Dritte<br />

<strong>ist</strong> zwischen 25 und 34 Jahre und 29 Prozent<br />

sind 18 bis 24 Jahre alt.<br />

❚ Die Marken mit den me<strong>ist</strong>en Fans sind in<br />

Deutschland Starbucks, Kinder-Riegel, Nike<br />

Fußball, Lufthansa und Paypal.<br />

❚ Für Werbekampagnen auf Facebook gibt es<br />

zwei Abrechnungsmodelle: Cost per Click (CPC)<br />

und Tausender-Kontaktpreis (CPM). Während die<br />

Preise in Deutschland im Durchschnitt bei 42 US-<br />

Cent (CPC) beziehungsweise 18 US-Cent liegen,<br />

müssen Werbungtreibende in den USA 74 US-<br />

Cent (CPC) beziehungsweise 32 US-Cent zahlen.<br />

mehrere Abteilungen<br />

involviert werden –<br />

neben Vertrieb, Marketing,<br />

Service oder<br />

Recruiting. Das <strong>ist</strong><br />

eine noch neue Herausforderung.<br />

Studien zufolge zieht Facebook in den USA<br />

25 Prozent aller Seitenaufrufe auf sich. Doch<br />

das wirkt sich <strong>nicht</strong> auf die Werbeerlöse aus.<br />

Weil Anzeigen zu billig verramscht werden?<br />

Woods: Facebook veröffentlicht keine Zahlen.<br />

Wir bieten Werbungtreibenden eine<br />

Plattform und Tools wie Anzeigen oder<br />

Fanpages. Eine Fanpage aufzubauen kostet<br />

<strong>nicht</strong>s, auch wenn man eine Application<br />

entwickeln will, bieten wir offene Schnittstellen.<br />

Wir verdienen nur mit Anzeigen<br />

Geld. Bei den Preisen sind wir transparent.<br />

Wer Anzeigen mit dem Ad Tool erstellt,<br />

sieht, was es kostet, eine Zielgruppe in verschiedenen<br />

Märkten zu erreichen. Dass<br />

wir billig sind, würden einige Marken<br />

sicher <strong>nicht</strong> unterschreiben.<br />

Angeblich arbeitet Facebook an einem Ad<br />

Network. Wann startet dieses hierzulande?<br />

Woods: Zurzeit gibt es andere Prioritäten<br />

in Deutschland. Facebook<br />

Places <strong>ist</strong> seit Kurzem verfügbar.<br />

Das neue Facebook<br />

Deals für lokale Angebote<br />

<strong>ist</strong> in den USA erhältlich<br />

und soll hier bald starten.<br />

Wie werden Anzeigen und<br />

Fanpages hier genutzt?<br />

Woods: Kunden, die das<br />

erste Mal mit Facebook<br />

werben, bringen me<strong>ist</strong> ihre<br />

Denkweise aus klassischen<br />

Medien mit und platzieren<br />

Anzeigen. Das <strong>ist</strong> für mich<br />

Webvertising 1.0. Viel<br />

wichtiger <strong>ist</strong>, dass Facebook<br />

F. Scott Woods<br />

leitet die Hamburger Facebook-Filiale<br />

und <strong>ist</strong> seit 2009 Commercial Director<br />

für die deutschsprachigen Länder. Zu<br />

Facebook kam der heute 42-Jährige<br />

von Last.fm und Google Europe. Weitere<br />

Stationen des German<strong>ist</strong>en waren<br />

die <strong>Internet</strong>-Sparten der Verlage Axel<br />

Springer sowie Gruner & Jahr.<br />

❚ www.facebook.com<br />

Gründer Mark Zuckerberg:<br />

Konkurrenz uninteressant<br />

die Diskussion mit Kunden und<br />

Fans ermöglicht. Das verstehen<br />

Unternehmen nach den ersten<br />

Versuchen aber schnell. Deshalb<br />

bekommen wir jetzt immer mehr<br />

Fragen zu den Fanpages.<br />

Helfen Sie beim Aufbau dieser Seiten?<br />

Woods: Das sehen wir <strong>nicht</strong> als<br />

unsere Aufgabe an. Wir weisen in<br />

Tutorials und Webinaren auf Tools<br />

und ihren Einsatz hin, nennen Gepflogenheiten<br />

und Wünsche der<br />

Mitglieder. Außerdem entstehen<br />

viele Lerneffekte dadurch, dass<br />

Unternehmen Fehler im Umgang<br />

mit Facebook machen. Aber wie die<br />

Fanpage einer Marke<br />

aussehen soll, das wissen<br />

Unternehmen viel<br />

besser.<br />

Wer wirbt in Deutschland<br />

mit Facebook?<br />

Woods: Viele Hersteller<br />

von Konsumgütern,<br />

auch Reiseanbieter<br />

und Fluglinien.<br />

Sehr stark vertreten<br />

sind die Anbieter von<br />

Technik, Telekommunikations-<br />

und Mobilfunkgesellschaften.<br />

Gerade hat die<br />

Deutsche Telekom den Chor der Millionen<br />

mithilfe von Thomas D. und Facebook<br />

zusammengestellt – die Bandbreite<br />

der Aktionen <strong>ist</strong> sehr weit.<br />

Markenunternehmen sammeln Fans und<br />

nennen stolz die Zahl. Ist das sinnvoll?<br />

Woods: Die Anzahl der Fans <strong>ist</strong> leichter<br />

greifbar. Wer viele Fans hat, weiß, dass sich<br />

Nachrichten, die er postet, in deren Netzwerke<br />

verteilen. Je größer die Zahl der<br />

Fans, desto weiter die Verbreitung. Wichtiger<br />

als die Zahl der Fans <strong>ist</strong> aber die Qualität<br />

des Feedbacks. Aber auch das <strong>ist</strong> ein<br />

Lerneffekt.<br />

Wie können Unternehmen Fanpages bekannt<br />

machen und wie erreichen sie es, dass<br />

Fans aktiv kommentieren?<br />

Woods: Um eine Fanpage bekannt zu machen,<br />

können sie beispielsweise<br />

eine Anzeige schalten.<br />

Um Nutzer zu motivieren,<br />

sollten sie offen<br />

bleiben, offene Fragen stellen<br />

oder mit Aktionen<br />

Fans und Kunden zum<br />

Mitmachen anregen. Aktionen<br />

erhöhen außerdem<br />

die Viralität. Antworten<br />

viele Kunden auf einen<br />

Post, lesen noch viel mehr<br />

Leute mit.<br />

Wo liegt der Wert eines Fans?<br />

Woods: Es gibt bereits Analysen<br />

dazu, aber meines

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