Reisbericht - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Studienreise Israel 2006<br />
Die Ergebnisse der Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten<br />
stellten mit der Wahl der Hamas in Wirklichkeit vielmehr<br />
eine Abwahl der Fatah aufgrund der herrschenden Unzufriedenheit<br />
hinsichtlich der Korruption und des Machtmissbrauchs der<br />
palästinensischen Führung dar. Die Hamas, ursprünglich angetreten<br />
um die Opposition zu bilden, steht nun vor der Aufgabe die<br />
Regierung zu stellen. Es herrschen diesbezüglich große Schwierigkeiten<br />
in einen Dialog einzutreten, da immer noch der Trend<br />
besteht den Konflikt in einen verstärkt religiösen Kontext einzufügen.<br />
Die veränderte Situation nach dem Wahlergebnis, welches als<br />
politisches Erdbeben begriffen werden kann, hat in Gaza des<br />
Weiteren zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen geführt. Der Gazastreifen<br />
steht unter Führung der Hamas und Abbas sieht sich mit<br />
den dort herrschenden sozialen und ökonomischen Problemen<br />
konfrontiert. Angesichts der aktuellen Situation führt er mit dem<br />
angekündigten Referendum eine neue Agenda ein. Ein Einverständnis<br />
dessen durch die Hamas gilt als eher unwahrscheinlich,<br />
ebenso wie die Fatah nicht erfolgreich dabei sein würde, es zu<br />
erzwingen. Der Status quo mit der Mauer und der hierdurch entstandenen<br />
Isolation wird voraussichtlich erst einmal bestehen<br />
bleiben; es besteht höchstens eine geringe Chance zu einer<br />
Rückkehr zur Road Map.<br />
Insgesamt kann festgehalten werden, dass der Dialog bisher aufgrund<br />
einer Reihe von verschiedenen Faktoren fehlgeschlagen<br />
ist; weil auf palästinensischer Seite von Anfang an Misstrauen<br />
und Hass Bestand hatten, weil die passenden Repräsentantinnen<br />
und Repräsentanten fehlen, weil keine menschlichen Werte berücksichtigt<br />
wurden und weil das israelische Narrativ von einer<br />
anderen Sichtweise ausgeht. Die Palästinenser haben solch extreme<br />
Positionen eingenommen, da sie bis heute die Erfahrung<br />
gemacht haben, in der Umgebung eines Feindes und nicht in der<br />
eines Freundes zu leben und daher ihre Gebiete, ihre Kultur und<br />
ihre Identität stets verteidigen mussten.<br />
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