wande - Akzente Salzburg
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600 Millionen Euro!<br />
Oder: Die Herausforderung,<br />
junge<br />
Menschen<br />
in den<br />
Arbeitsmarkt<br />
zu integrieren<br />
Harald Brandner: Herr Arbeitsminister,<br />
europaweit steigt die Jugendarbeitslosigkeit<br />
momentan drastisch an. Wie<br />
sehen die Zahlen dazu am österreichischen<br />
Arbeitsmarkt aus?<br />
Rudolf Hundstorfer: Aktuell liegt die<br />
Jugendarbeitslosigkeit bereits in zehn der<br />
27 EU-Mitgliedstaaten bei über 25 Prozent.<br />
Hier muss rasch etwas getan werden. In<br />
Österreich sieht es deutlich besser aus,<br />
da wir auf kritische Entwicklungen auf<br />
dem Jugendarbeitsmarkt relativ früh<br />
mit entsprechenden arbeitsmarkt- und<br />
beschäftigungspolitischen Maßnahmen<br />
reagiert haben. Wir liegen heute bei der<br />
Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit im<br />
EU-Spitzenfeld, genauer gesagt auf dem<br />
sehr guten zweiten Platz. Aktuell liegt die<br />
Jugendarbeitslosigkeitsquote in Österreich<br />
bei 8,9 Prozent.<br />
Harald Brandner: Welche konkreten<br />
Maßnahmen wurden getroffen, um die<br />
österreichischen Jugendlichen in den<br />
Arbeitsmarkt zu integrieren?<br />
Rudolf Hundstorfer: Es gibt mittlerweile<br />
einen vielseitigen Maßnahmenkatalog für<br />
Jugendliche, mit dem wir anhand eines<br />
jährlichen Budgets von 600 Millionen Euro<br />
junge Menschen in Österreich massiv<br />
unterstützen und fördern. Im Mittelpunkt<br />
steht ein umfassendes, frühzeitiges und<br />
qualitativ hochwertiges Beratungs-<br />
und Betreuungsangebot, das den Jugend-<br />
lichen Orientierung und Begleitung bietet.<br />
Unser Ziel ist es, dass kein Jugendlicher<br />
außerhalb des Systems Arbeitsmarkt,<br />
Ausbildung, Schule stehen muss. Beispiele<br />
für solche Programme sind z. B. das<br />
Jugendcoaching oder die „Aktion Zukunft<br />
Jugend“.<br />
Harald Brandner: Können Sie die<br />
Funktion dieser Programme genauer<br />
erläutern?<br />
Rudolf Hundstorfer: Jugendcoaching<br />
ist ein Beratung- und Betreuungsangebot,<br />
das die Jugendlichen beim Übergang von<br />
der Schule in ein weiteres (Aus)Bildungsangebot<br />
unterstützt. Seit Jänner 2012<br />
gibt es dieses Programm in Wien und der<br />
Steiermark, in <strong>Salzburg</strong> wird das Jugendcoaching<br />
ab Herbst gestartet. Die „Aktion<br />
Zukunft Jugend“ soll vermeiden, dass<br />
Jugendliche in die Langzeitarbeitslosigkeit<br />
rutschen, was in dieser Altersstufe ab einer<br />
Arbeitslosigkeit von sechs Monaten als<br />
solche definiert wird. Gefährdete und nicht<br />
direkt vermittelbare Jugendliche erhalten<br />
daher, innerhalb der ersten sechs Monate<br />
nach ihrer Vormerkung beim AMS, eine<br />
individuell abgestimmte Qualifizierungs-<br />
oder Beschäftigungsförderung, um wieder<br />
ins Erwerbsleben zurück zu finden.<br />
Harald Brandner: Welche<br />
Maßnahmen gibt es für Lehrlinge<br />
bzw. Lehrstellensuchende?<br />
Beratungs- und<br />
Betreuungsangebote,<br />
die „Aktion Zukunft Jugend“<br />
und das Berufswahlspektrum<br />
jenseits von Geschlechter-<br />
stereotypen – wir fragten<br />
nach bei Bundesminister<br />
Rudolf Hundstorfer.<br />
Text + Foto: Harald Brandner<br />
Rudolf Hundstorfer: Die Lehrausbildung<br />
in Österreich ist an sich einzigartig.<br />
Das duale Ausbildungssystem, also die<br />
Verbindung von praktischer und schulischer<br />
Ausbildung, ist bei den Jugendlichen<br />
sehr beliebt. Wer eine Lehre absolvieren<br />
will, jedoch keine findet, profitiert von der<br />
Ausbildungsgarantie. Jugendliche, die<br />
nach Beendigung der Schulpflicht nicht<br />
in ein betriebliches Ausbildungsverhältnis<br />
vermittelt werden können, haben dadurch<br />
die Möglichkeit, in einer überbetrieblichen<br />
Lehreinrichtung eine gleichwertige Lehre<br />
mit anerkannter Lehrabschlussprüfung zu<br />
absolvieren.<br />
Harald Brandner: Wie sehen Ihre<br />
Prognosen für die Zukunft aus?<br />
Rudolf Hundstorfer: Auch wenn<br />
Österreich momentan eine internationale<br />
Vorbildrolle übernimmt, bleibt der Ausbau<br />
der jugendspezifischen Maßnahmen für<br />
uns eine zentrale Aufgabe. Gerade auf EU-<br />
Ebene muss hier dringend gehandelt werden.<br />
Die Ausbildung und Berufswahl eines<br />
jungen Menschen hat Auswirkungen auf<br />
sein gesamtes Erwerbsleben. Man kann<br />
daher nicht früh genug damit anfangen,<br />
Informationen und Unterstützung bereitzustellen<br />
und den Jugendlichen berufliche<br />
Perspektiven aufzuzeigen. Ein besonderes<br />
Anliegen ist mir, jungen Mädchen verstärkt<br />
das breitere Berufswahlsprektrum jenseits<br />
von Geschlechterstereotypen vertraut<br />
zu machen.<br />
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