Festschrift 100 Jahre Albwerk - Alb-Elektrizitaetswerk Geislingen ...
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<strong><strong>Alb</strong>werk</strong> in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
Neu erbautes Verwaltungsgebäude im Jahr 1936<br />
Aufsichtsrat 1935<br />
v. l. n. r.:<br />
BM Häfele, BM Gruß, BM Hagmaier,<br />
BM Knoos, BM Schlunk, Bauer Grupp,<br />
Herr Decker, Fabrikant Lenz,<br />
Kaufmann Bickel, BM Köpff, BM Schweizer,<br />
Hirschwirt Kohn, BM Hezler<br />
Die Ernennung Adolf Hitlers zum<br />
Reichskanzler durch Reichspräsident<br />
Hindenburg am 30. Januar 1933 war<br />
das Resultat aus den problematischen<br />
gesellschaftlichen Auswirkungen der<br />
Weltwirtschaftskrise der Unzufriedenheit<br />
breiter Bevölkerungskreise mit<br />
der politischen Effizienz der Weimarer<br />
Demokratie, und dem Gefühl der<br />
Unterdrückung der gesamten Staats<br />
und Volkswirtschaftentwicklung durch<br />
die Versailler Verträge. In kürzester<br />
Zeit wurde das parlamentarische<br />
System durch eine totalitäre Diktatur<br />
Hitlers abgelöst. Der Nationalsozialismus<br />
sah sich als eine revolutionäre<br />
Volksbewegung mit dem Ziel, Staat<br />
und Gesellschaft zu verändern.<br />
Es sollte eine starke Zentralgewalt<br />
des Reiches in einem von oben nach<br />
unten organisierten „Führerstaat“<br />
geschaffen werden, der von der Volksgemeinschaft<br />
zu tragen war.<br />
Dies führte letztlich zur Aufhebung<br />
individueller Bürgerrechte, der Verfolgung<br />
anders Gesinnter und der<br />
Juden sowie einer riskanten und<br />
aggressiven Außenpolitik und letztlich,<br />
am 1.9.1939, zum Ausbruch des<br />
Zweiten Weltkriegs. Am Kriegsende,<br />
08. Mai 1945, stand die bedingungslose<br />
Kapitulation der deutschen Wehrmacht,<br />
die weitgehende Zerstörung<br />
fast aller deutschen Großstädte,<br />
die Vertreibung von Millionen von<br />
Menschen aus ihren Heimatgebieten<br />
im Osten bzw. Südosten Europas,<br />
eine Wohnungsnot und Ernährungsunterversorgung<br />
und das Ende<br />
Deutschlands als staatliches Gebilde.<br />
Zwar wurde der Geislinger Raum von<br />
größeren Kriegszerstörungen verschont<br />
und die Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Grundbedarfsgütern war<br />
einigermaßen gewährleistet.<br />
Doch man stand vor einer völligen<br />
Desorganisation, weil fast alle Geislinger<br />
Betriebe auf eine Rüstungswirtschaft<br />
umgestellt waren und somit die<br />
Beschäftigung völlig zum Erliegen<br />
kam.<br />
Der Nationalsozialismus brachte für<br />
das <strong><strong>Alb</strong>werk</strong> ein – wenn zunächst auch<br />
nicht öffentlich zu Tage tretendes –<br />
Problem, da die genossenschaftlichen<br />
Prinzipien mit ihren demokratischen<br />
Vorstellungen im Widerspruch zum<br />
nationalsozialistischen Führerprinzip<br />
und dem staatlich organisierten<br />
„Volksgenossen“ standen.<br />
Während das Genossenschaftswesen<br />
das Individuum in den Mittelpunkt<br />
seiner Unternehmensphilosophie<br />
stellt – individuelle Mitgliederförderung,<br />
EinePersonEineStimme<br />
Prinzip, individuelle Haftung, drei<br />
Einzelper sonen können eine Genossenschaft<br />
gründen u.v.m. – betonte<br />
der Nationalsozialismus die Volksgemeinschaft<br />
und die Unternehmensgemeinschaft,<br />
in der es nicht einzelne<br />
Arbeitnehmer, sondern eine Gefolgschaft<br />
gab. Es ist erstaunlich, dass<br />
die Nationalsozialisten außer den<br />
Konsum und Wohnungsgenossenschaften<br />
die meisten anderen<br />
Genossenschafts arten zunächst weitgehend<br />
verschont ließen.<br />
Die Auseinandersetzungen der<br />
<strong><strong>Alb</strong>werk</strong>Unternehmensleitung mit<br />
den nationalsozialistischen Gremien<br />
und zentral geführten Unternehmensverbänden<br />
lassen im Hinblick auf<br />
die Selbstständigkeit den Schluss zu,<br />
dass die aus dem liberalen und christlichen<br />
Gedankengut kommende<br />
Genossenschaftsidee attackiert und<br />
aufgehoben werden sollte. Insgesamt<br />
herrschte eine große ordnungspolitische<br />
Desorientierung. Indem man die<br />
Genossenschaftsidee als eine in die<br />
Zeit hineinpassende Unternehmensphilosophie<br />
einstufte, steuerte das<br />
<strong><strong>Alb</strong>werk</strong> dieser Desorientierung entgegen.<br />
In der <strong>Festschrift</strong> von 1935,<br />
anlässlich des 25jährigen Bestehens<br />
des <strong><strong>Alb</strong>werk</strong>s, kommt das in wörtlicher<br />
Formulierung wie folgt zum<br />
Ausdruck.<br />
„Mögen aus diesen Aufzeichnungen<br />
weitere Volkskreise den Wert einer<br />
ausgedehnten Genossenschaftsbetätigung<br />
erkennen und dabei<br />
finden, dass unter zu Hilfenahme der<br />
Rechtsform einer Genossenschaft<br />
beachtliches geleistet werden kann<br />
und beachtenswerte Beiträge zur<br />
Belebung des deutschen Wirtschaftslebens<br />
erbracht werden können.“<br />
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