Festschrift 100 Jahre Albwerk - Alb-Elektrizitaetswerk Geislingen ...
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<strong><strong>Alb</strong>werk</strong> am Kriegsende 1945<br />
und unmittelbare Nachkriegszeit<br />
Das von 1945 bis 1950 beschlagnahmte<br />
Verwaltungsgebäude wurde als estnische<br />
Dienst stelle genutzt<br />
Nach fast sechs <strong>Jahre</strong>n Krieg, mit<br />
schrecklichen Zerstörungen und<br />
Millio nen von Toten beendete die<br />
Kapitulation der deutschen Wehrmacht<br />
am 8. Mai 1945 die Existenz<br />
des Deutschen Reiches. Bereits im<br />
April 1945 hatten amerikanische und<br />
französische Truppen den größten Teil<br />
des württembergischen Staatsgebietes<br />
und damit auch die Geislinger<br />
Region besetzt. Für den Geislinger<br />
Raum war das Kriegsende unspektakulär.<br />
Amerikanische Truppen besetzten<br />
die Stadt und die Region, nachdem<br />
Frauen aus Altenstadt und<br />
<strong>Geislingen</strong> zuvor einige Panzersperren<br />
der Wehrmacht beseitigt hatten.<br />
Man erlebte mit Staunen und Entsetzen<br />
den Rückzug der deutschen Wehrmacht,<br />
die ihre Waffen und Verwundeten<br />
teilweise auf kleinen Leiterwagen<br />
durch die Stadt, über die Steige und<br />
die <strong>Alb</strong> zu retten versuchte. Nur vereinzelt,<br />
etwa in Bad Überkingen, gab<br />
es tragische Gefechte zwischen der<br />
Wehrmacht und der anrückenden<br />
amerikanischen Armee, die bedauerlicherweise<br />
eine nicht geringe Zahl<br />
von Gefallenen zur Folge hatten.<br />
Die Bevölkerung der Geislinger<br />
Region registrierte die Kapitulationsrede<br />
des letzten Staatsoberhauptes<br />
des Deutschen Reiches, Großadmiral<br />
Karl Dönitz, fast mit Gleichgültigkeit<br />
und auf jeden Fall mit Erleichterung.<br />
Die Nachkriegszeit war geprägt durch<br />
die Aufarbeitung der negativen<br />
Kriegswirkungen: Trauer um die Toten<br />
und vermissten Soldaten, die vielen<br />
zivilen Kriegsopfer, Wiedereingliederung<br />
der Heimkehrer in das gesellschaftliche<br />
und berufliche Leben,<br />
Hunger in der Bevölkerung, Entnazifizierung<br />
und Umerziehung sowie die<br />
ab 1947 beginnende Eingliederung<br />
von Millionen von Flüchtlingen und<br />
Heimatvertriebenen in die westlichen<br />
Besatzungszonen und auch im Geislinger<br />
Raum.<br />
Die Alliierten sahen für die gesamte<br />
Wirtschaftsentwicklung Deutschlands<br />
außerordentlich restriktive Maßnahmen<br />
vor. Als Entschädigungsanspruch<br />
sollte eine weitgehende Demontage<br />
von Industriebetrieben, ein Abbau von<br />
Verkehrsanlagen, eine Ausbeutung<br />
von Bodenschätzen und Wäldern, vorgenommen<br />
und durchgesetzt werden.<br />
Versorgungsgebiet 1949<br />
Grafik aus der Jubiläumsschrift „50 <strong>Jahre</strong> <strong><strong>Alb</strong>werk</strong>“, 1960<br />
Der deutschen Bevölkerung sollte<br />
lediglich ein mittlerer Lebensstand<br />
ermöglicht werden. Allerdings kam<br />
es schon relativ früh, insbesondere in<br />
den westlichen Besatzungszonen,<br />
zu einem Umdenkungsprozess und<br />
Hilfsprogrammen für Europa und für<br />
Deutschland. Der vom amerikanischen<br />
Außenminister George C. Marshall im<br />
Juli 1947 entwickelte MarshallPlan<br />
wurde in der Folgezeit für Deutschland<br />
positiv umgesetzt. Von diesen<br />
Entwicklungen hat Württemberg und<br />
auch die Geislinger Region relativ<br />
wenig verspürt. Der für den Raum<br />
<strong>Geislingen</strong> bestimmende Großbetrieb<br />
WMF hatte zwar sein Auslandsvermögen<br />
und seine Niederlassungen<br />
verloren, begann jedoch konsequent<br />
mit dem Neuaufbau des Unternehmens<br />
und hatte 1950 bereits wieder<br />
3000 vollbeschäftigte Mitarbeiter/<br />
innen. Auch bei den anderen Betrieben<br />
der Maschinenbau, der Elektro,<br />
und der Textil branche (Esbi) liefen<br />
Produktion und Absatz wieder an.<br />
Es kamen auch neue Betriebe nach<br />
<strong>Geislingen</strong>, etwa die Firma Max<br />
Schlötter GmbH, die nach der Zerstörung<br />
ihrer Betriebsräume in Berlin<br />
ihre unternehmerischen Aktivitäten<br />
nach <strong>Geislingen</strong> verlegte. In der Stadt<br />
und in den Landgemeinden stieg die<br />
Bevölkerungszahl deutlich an.<br />
Die Einwoh nerzahl <strong>Geislingen</strong>s<br />
erhöhte sich zwischen 1945 und 1950<br />
von rund 20.000 Einwohnern auf<br />
22.700 Einwohner. Für die gesamte<br />
deutsche Volkswirtschaft war jedoch<br />
die Neuordnung des Geldwesens<br />
durch die Umstellung von Reichsmark<br />
auf Deutsche Mark bei der Währungsreform<br />
am 20. Juni 1948 von maßgeblicher<br />
Bedeutung. Das Gleichgewicht<br />
von Geldmenge und Realwirtschaft<br />
wurde wieder hergestellt und gleichzeitig<br />
mit der Einführung der effizienten<br />
Wirtschaftsordnung einer Sozialen<br />
Marktwirtschaft begonnen.<br />
Diese volkswirtschaftlichen und<br />
gesamt gesell schaft lichen Entwicklungen<br />
haben sich nachhaltig auch<br />
auf den Geislinger Raum und auf das<br />
<strong><strong>Alb</strong>werk</strong> aus gewirkt.<br />
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