Festschrift 100 Jahre Albwerk - Alb-Elektrizitaetswerk Geislingen ...
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Zwar stieg in den beiden Dekaden das<br />
reale Sozialprodukt, also die gesamtwirtschaft<br />
liche Produktionsleistung<br />
und Versorgung der Bevölkerung mit<br />
Waren und Dienstleistungen, zwischen<br />
1970 bis 1980 von 679 Mrd. auf<br />
897 Mrd. DM, doch ist diese Periode<br />
geprägt durch relativ niedrige Wachstumsraten,<br />
starke Konjunkturschwankungen<br />
in den verschiedenen <strong>Jahre</strong>n,<br />
und durch zwei Depressionen in den<br />
<strong>Jahre</strong>n 1974/75 und 1981/82.<br />
Die jeweiligen jährlichen Wachstumsraten<br />
lagen deutlich unter denen der<br />
Nachkriegszeit und teilweise auch der<br />
Periode vor dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Das führte in Folge zu einer negativen<br />
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt:<br />
die Arbeitslosenquote stieg von<br />
0,4 Prozent im Jahr 1970 auf 3,8 Prozent<br />
1980 und auf 9,3 Prozent im<br />
Jahr 1990, was für die „alte Bundesrepu<br />
blik“ ein Arbeitslosenvolumen<br />
von insgesamt 2,3 Mio. Menschen<br />
bedeutete.<br />
In den beiden Dekaden stagnierte der<br />
Nettorealverdienst (Anstieg um jährlich<br />
3,2 Prozent in den <strong>Jahre</strong>n 1966 –<br />
1975, danach bis 1989 nur noch jährlich<br />
0,9 Prozent). Die Wirtschaftsstruktur<br />
veränderte sich in dieser<br />
Zeit deutlich und in den 1970er und<br />
1980er<strong>Jahre</strong>n zeichnete sich die generelle<br />
Tendenz zum Wandel von der<br />
Produktions zur Dienstleistungsgesellschaft<br />
ab. Im <strong>Jahre</strong> 1990 hatte<br />
der Dienst leistungsbereich gegenüber<br />
der Land und Forstwirtschaft bzw.<br />
dem warenproduzierenden Gewerbe,<br />
vor allem der Industrie, bereits den<br />
größten Anteil der Beiträge zum<br />
Sozialprodukt und an der Anzahl der<br />
Beschäftigten.<br />
Natürlich waren der Geislinger Raum<br />
und das Versorgungsgebiet des<br />
<strong><strong>Alb</strong>werk</strong>s von diesen politischen,<br />
gesellschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen<br />
Veränderungen und<br />
Entwicklungen ebenfalls betroffen.<br />
Die Gesamtbevölkerung schrumpfte<br />
bei gleichzeitiger Erhöhung der Zahl<br />
der Haushalte. Der Dienstleistungsbereich,<br />
der weniger Strom benötigt,<br />
gewann gegenüber dem warenproduzierenden<br />
Gewerbe und der Landwirtschaft<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Die Beschäftigtenzahl in den Betrieben<br />
ging leicht zurück. Aufgrund der<br />
schwierigen Verkehrsstruktur im<br />
Geislinger Raum war es nicht möglich,<br />
in dieser Zeit in größerem Maße<br />
neue Industrien und Gewerbe anzusiedeln.<br />
Von Bedeutung war allerdings<br />
1988 die Einrichtung einer Außenstelle<br />
der Fachhochschule Nürtingen.<br />
<strong>Geislingen</strong> wurde zur Hochschulstadt,<br />
was in der Folge dazu führte, dass<br />
eine Vielzahl von jungen Menschen<br />
zum Studium nach <strong>Geislingen</strong> kamen.<br />
Der Diplom und heutige Bachelor<br />
Studiengang Energie und Ressourcenmanagement<br />
ist aus praxisbezogenen<br />
Erfahrungen und Erkenntnissen<br />
des <strong><strong>Alb</strong>werk</strong>s hervorgegangen.<br />
Der Status <strong>Geislingen</strong>s als Hochschulstadt<br />
ließ die Nachfrage nach Konsumgütern,<br />
Wohnraum und indirekt<br />
auch nach Bauleistungen ansteigen.<br />
Im Bereich der Unternehmensführung<br />
kam es gleich zu Beginn der 1970er<br />
<strong>Jahre</strong> im <strong><strong>Alb</strong>werk</strong> zu einer grundlegenden<br />
Veränderung. Zum 1.11.1970<br />
wurde Dr. Helmut Roller als Direktor<br />
und geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
in das <strong><strong>Alb</strong>werk</strong> berufen und war<br />
seit 1984 Vorsitzender des Vorstandes.<br />
Dr. Helmut Roller ist als Dipl.Kaufmann<br />
Absolvent der Wirtschaftshochschule<br />
Mannheim, und promovierte<br />
beim renommierten Betriebswirtschaftler<br />
Professor Dr. Walter Le<br />
Coutre. Vor seiner Berufung als<br />
<strong><strong>Alb</strong>werk</strong>Vorstand war er lange <strong>Jahre</strong><br />
in führender Position bei der Kraftwerk<br />
Altwürttemberg AG in Ludwigsburg<br />
beruflich tätig, aus dem<br />
bereits sein Vorvorgänger im Amt,<br />
Dr. Kempter, gekommen war.<br />
Bedingt durch seinen betriebswirtschaftlichen<br />
Hintergrund rückten<br />
während seiner Amtszeit im <strong><strong>Alb</strong>werk</strong><br />
kaufmännische und betriebswirtschaftliche<br />
Themen sowie Überlegungen<br />
zu einer strategischen Unternehmenspolitik<br />
in den Vordergrund.<br />
Prof. Dr. Helmut Roller<br />
66 Krise und Stagnation in der Bundesrepublik Deutschland 1970 - 1990 67